Von Sven Hering

Nein, er sei kein Held, sagt er über sich selbst. Dabei hat Enrico Schnick einen der gefährlichsten Berufe der Welt. Der Forster  ist Sprengmeister. In dieser Funktion hat er für den Kampfmittelbeseitigungsdienst schon Hunderte Blindgänger entschärft. Für die Bundeswehr war er in Afghanistan.

Jetzt überrascht der 37-Jährige  – mit einem Kinderbuch. „Bademeusel – Bieberstein und Schwanenschatz“ heißt das bunt illustrierte Werk. Leseprobe gefällig? „Wo sich ein alter Handelsweg und der Fluss Neiße kreuzen, befindet sich der Ort Klein Bademeusel, die Heimat von Paulina und Carlo. Von hier aus begeben sich unsere zwei Bademeusel auf ihre spannenden Abenteuer durch das Lausitzer Seenland“, heißt es in der Einleitung. Schauplätze der Handlung sind unter anderem der Schlosspark von Brody und der Ostdeutsche Rosengarten, aber auch andere mehr oder weniger bekannte Orte der Rosenstadt. Das Buch – die Illustrationen steuerte der Spremberger Jan Kolster bei – soll pünktlich zum Saisonstart im Rosengarten am 1. Mai erscheinen.

Parkmanager Stefan Palm und Diana Priel von der Touristinformation haben in dieser Woche bereits ein Vorabexemplar erhalten. Palm war begeistert. „Ich freue mich wie Bolle“, sagte er, das erste Büchlein  in den Händen haltend. „Für uns ist das eine schöne Möglichkeit, den Rosengarten für die jüngsten Besucher spannend und interessant zu machen.“ Mit Hilfe einer Schatzkarte, die im Buch auf den beiden Mittelseiten abgedruckt ist, können Kinder auf Erkundungstour gehen. Später soll es die Karten auch separat geben – zum Beispiel in der Touristinformation oder an der Kasse des Rosengartens. Eltern könnten somit mit ihren Kindern kleine Abenteuertouren organisieren.

Enrico Schnick ist durch seinen Vater zu dieser Geschichte inspiriert worden. „Er hatte die Grundidee der Bademeusel. Er hat mir die Augen geöffnet, dass Klein Bademeusel das östlichste und erste Tor ins Seenland ist. Hier kommen Touristen mit dem Auto über die A15, Radtouristen über den Oder-Neiße Radweg und Wassersportler mit Kanu- und Paddelboot, ins Seenland.“ Und schließlich Bademeusel – der Name passe wie kein anderer zum Seenland. „Mein Vater sagte, von hier aus können kleine Bademeusel ins Seenland starten und Kinder mit ihren Familien können ihren Spuren und Geschichten folgen.“

Der Kontakt zu Stefan Palm besteht schon seit ein paar Jahren. Der Parkmanager hatte den Sprengmeister vor vier Jahren zum ersten Mal kennengelernt. Damals noch im  Branitzer Park, wo Palm als Landschaftsarchitekt arbeitete und Schnick sich um die Blindgänger auf dem Gelände kümmerte. Dass sich der Kreis jetzt so schließt, daran sei damals natürlich nicht zu denken gewesen, sagen beide.

In einer Auflage von 1000 Stück hat Schnick das Buch erst einmal drucken lassen. Für die Kosten ist er in Vorleistung gegangen. Den ersten Test hat das Werk dabei bereits mit Bravour bestanden. Sein sechsjähriger Sohn, so verrät der 37-Jährige, kann von den Abenteuern der Bademeusel nicht genug bekommen. „Fast täglich möchte er eine Geschichte vorgelesen haben.“ Alleine deshalb macht Schnick sich schon Gedanken über neuen Lesestoff. Eine Fortsetzung würde er gern schreiben, sagt er. Das hänge allerdings auch davon ab, wie gut sein Erstlingswerk bei den Leuten ankommt.

Ein Exemplar wird Schnick sicher seinen Kollegen schenken. Ihnen hat er von seiner Buchpremiere erzählt. Sprengmeister, erst recht erfahrene Kollegen der Zunft, lassen sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. „Damit allerdings“, so Schnick, „habe ich sie ganz schön überrascht.“