Von Daniel Roßbach
In einer ganzen Projektwoche beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Gymnasiums Doberlug-Kirchhain mit dem Klimawandel und Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun.
Organisiert haben dieses Projekt vor allem zwei Schülerinnen: Anna Dorothea Zug (16) und Rayén Clare Laferte (17), beide in der zwölften Klasse. Denn beide sind sich sicher, dass aktuelle, politische und für ihr Leben relevante Themen wie die (schon jetzt reale) Gefahr des Klimawandels im Schulunterricht nicht ausreichend Platz finden.
Von Fridays for Future motiviert
Die Inspiration zu ihrem Klimaschutz-Projekt kommt für die beiden von der bundes- und weltweiten Bewegung für schnellen und wirksamen Klimaschutz. Denn wir waren bei Demonstrationen von ‚Fridays for Future’ und haben uns dann gedacht: Vielleicht kommt das ja auch hier bei uns irgendwie an, sagt Rayén Clare Laferte. Wir haben mit einigen Mitschülern gesprochen und festgestellt, dass sie wenig über die Bewegung Fridays for Future wissen, dass viele auch Greta Thunberg nicht kennen und kein Gefühl für das Thema Klimawandel haben, sagt die 17-Jährige.
Uns geht es vor allem darum, was man selber im eigenen Leben verändern kann, sagt Anna Dorothea Zug. Wir hatten eigentlich vor, nur einen Tag zu organisieren, aber wir wollten genug Zeit haben, uns tiefergehend mit verschiedenen Aspekten zu beschäftigen, sagt die 16-Jährige.
Nicht nur Klima, sondern auch andere Umweltthemen
So entstand die Idee einer Week for Future. Die beiden Abiturientinnen haben schon vor den Sommerferien mit deren Planung begonnen. Sie haben Fördermittel des Projekts Demokratie leben beantragt, das Projekt der Schulleitung vorgestellt und begonnen, das Programm inhaltlich zu planen. Und schließlich sogar in der Schule übernachtet, um gemeinsam mit dem zehnköpfigen Organisationsteam die vielen Ideen praktisch umzusetzen.
In deren Rahmen setzen sich die Jugendlichen nicht nur mit dem Klimawandel selbst, sondern auch mit anderen Umweltthemen auseinander. Dazu gehört auch die Belastung der Natur durch Müll und Plastik. Die Schüler können zum Beispiel selber Duschgel herstellen, das umweltfreundlicher ist, erklärt Rayén Clare Laferte.
Manche der Aktionen weisen auch über die Projektwoche hinaus. So haben die Schülerinnen und Schüler etwa eine Wetterstation aufgebaut, deren Daten man auf der Webseite des Projekts einsehen kann. Und es entsteht ein Grünes Klassenzimmer im Freien.
Lob - aber keine Taten?
Anerkennung bekommen die Schülerinnen dafür auch von Eltern. Total begeistert ist von dem Projekt etwa Karsten Feucht: Besonders wertvoll finde ich, dass es eben kein reiner Protest ist, sondern konkrete Beschäftigung damit, was jeder von uns in seinem alltäglichen Leben machen kann, um die drohende Umweltkatastrophe abzuwenden.
So willkommen solches Lob ist für die Schülerinnen soll es dabei nicht bleiben: Wir bekommen ganz viel Lob dafür, dass wir das machen. Aber mehr dann auch nicht, kritisiert Anna Dorothea Zug die Haltung mancher Außenstehender: Es folgen keine Taten oder ernstgemeinte Gespräche. Es wird nicht aufgenommen, dass wir nicht nur demonstrieren, sondern auch etwas erreichen wollen.
Um das zu ändern, wenden sich die Schülerinnen auch direkt an politisch Verantwortliche, etwa in Briefen an die gerade zur Wahl stehenden Kandidaten und Kandidatinnen. Außerdem luden die Abiturientinnen den Landtagsabgeordneten Rainer Genilke (CDU) ein und diskutierten seine Position zum Handeln in Sachen Klima.
Schülerinnen wollen zu politischer Beteiligung anregen
Gerade dabei, in solchen Diskussionen sicher aufzutreten, gehört für die Aktivistinnen auch zu den Dingen, die sie in ihrem Projekt gelernt haben. Irgendwann waren wir nicht mehr aufgeregt, wenn wir Stellen anrufen oder anschreiben mussten, oder unser Projekt vor Lehrern oder der Schülerschaft vorgestellt haben, sagen die jungen Frauen.
Auch wenn es in Doberlug-Kirchhain selbst noch keine Schul-Streiks gab, sehen sich die Schülerinnen als Teil dieser Bewegung. Und werden so zum Abschluss der Projektwoche am Freitag auch zu einer weiteren Fridays for Future-Demonstration nach Potsdam fahren zusammen mit vielen anderen Schülern des Evangelischen Gymnasiums, die das Angebot dazu angenommen haben. Vielleicht auch einige Leute, die ohne diesen Anstoß nicht die Idee gehabt hätten, daran teilzunehmen, sagt Rayén Clare Laferte. In manchen ihrer Mitschüler ein anhaltendes Interesse für das Thema zu wecken, ist für sie eins der wichtigsten Ziele des Projekts.