Von Daniel Roßbach
Es ist der Donnerstagmorgen vor dem Beginn des Feel Festivals, und für eine Gruppe junger Menschen beginnt am Bahnhof in Königs Wusterhausen die Anreise in die Niederlausitz. So weit, so normal. Doch sie steigen hier nicht in den Zug nach Cottbus ein, sondern aus der S-Bahn aus. Und fahren dann mit dem Fahrrad an den Bergheider See.
Ich finde das eine tolle Idee, die super zur Atmosphäre und den Inhalten des Festivals passt, sagt eine der Radfahrerinnen, Isi aus Berlin, wenig später bei einer ersten kurzen Pause mit Blick auf den Freizeitpark Tropical Islands.
Junges Festival-Publikum
Fast alle, die an der Tour teilnehmen, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Doch das hat vielleicht weniger mit der etwas über 100 Kilometer langen Strecke zu tun, die vor den Radfahrenden liegt, auch wenn das für viele von ihnen die mit Abstand längste Radfahrt jemals ist. Sondern mehr mit dem Publikum des Festivals insgesamt, das vor allem junge Menschen anspricht, die dafür aus ganz Deutschland, und von anderswo her, zu dem Festivalgelände unweit von Finsterwalde kommen.
Mit dem Fahrrad dorthin zu fahren löst im Rahmen der vom Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) organisierten Tour einige Probleme, die sich bei der Anreise zu einem Festival stellen können. Denn das Gepäck der Radler wurde von Berlin aus mit einem Transporter zum Festivalgelände gebracht. Gemietet wurde das Fahrzeug vom Festival, für den Treibstoff zahlte der ADFC.
Ein begleitender Transporter als Festival-Luxus
Diesen Service schätzt auch Femke aus Berlin. Mit ihrem Freund und den neuen Rennrädern der beiden ist sie vor kurzem auch schon zum Festival Fusion in Mecklenburg-Vorpommern gefahren. Damals jedoch noch gepäckbeladen und nachts, um der Hitze zu entgehen. Bei viel angenehmeren Temperaturen nur wenn man während einer der Pausen etwas zu lange in der Sonne steht, wird es an diesem Tag etwas warm macht Femke die Fahrt nach Lichterfeld noch mehr Spaß: In einer Gruppe zu fahren, ist auch sehr motivierend.
Für viele andere Festivalgäste, die dem Streben der Veranstaltung nach Nachhaltigkeit gemäß nicht mit dem eigenen Auto anreisen, gestaltet sich die Anfahrt etwas schwieriger. Viele von ihnen kommen am Bahnhof in Finsterwalde an und müssen versuchen, einen Platz in einem der Shuttle-Busse, der F60 Bahn oder einem Taxi zu bekommen, um die etwa zehn Kilometer lange Rest-Strecke zum Festival zu überwinden.
Radwege und ruhige Landstraßen
Die Route der Radtour über Fahrradwege und ruhige Landstraßen hat David Alff herausgesucht. Er absolviert gerade beim ADFC ein freiwilliges ökologisches Jahr und organisiert die Tour. Ich bin zur Vorbereitung zweimal nach Lichterfeld gefahren, sagt David. Die erste Route, die Google Maps vorgeschlagen hat, stellte sich aber als sehr unkomfortabel heraus. Ein zweiter Versuch und Test (mit Karten des freien Projekts OpenStreetMap) gelang dann besser.
Auf den so ausgewählten Wegen gelingt es der knapp 40 Radfahrer großen Gruppe und den relativ wenigen Autofahrern, die ihr begegnen, auch, in fast allen Fällen sicher und mit Rücksichtnahme miteinander umzugehen. Geführt wird die Tour von einer Handvoll Freiwilligen. Nicht alle davon sind aber auch wirklich Teil des ADFC. Denn dem Interessenverband, der 1979 gegründet wurde, fehlt es an jungen ehrenamtlichen Mitstreitern.
Entspanntes Tempo und entspannte Atmosphäre
Das Tempo der Fahrt ist unterdessen so entspannt wie die Atmosphäre des Festivals. Etwa 20 Kilometer pro Stunde legt die Kolonne zurück, und ist damit, trotz einiger gelassener Pausen, noch schneller unterwegs und eher am Ziel als geplant.
Trotzdem machten sich bei Teilnehmern der Fahrt wie Maria die Strapazen am Ende der Fahrt bemerkbar. Die Studentin aus Berlin fährt gemeinsam und ihrem aus den USA stammenden Freund Jack zu dem Festival. Vor allem ist Maria jedoch sehr froh, diesen Weg zum Festival genommen zu haben: Jetzt freut man sich umso mehr darauf, das Festival zu genießen, und hat das Gefühl, sich das auch verdient zu haben.