Der erste Ausgang hinaus in die Sonne und auf die Weide mit zart sprießendem Grün. „Dolly“, das drei Wochen alte Lamm, hat ihn am Mittwoch dieser Woche genossen. Dabei ist „Dolly“ ein besonders Lamm, hat nicht nur vier, sondern sechs Beine.
Landwirt Bernd Tinter, auf dessen Vierseithof im sächsischen Mehderitzsch bei Torgau das Lamm geboren wurde, hat es längst ins Herz geschlossen. „Es will leben. Wir werden ihm die Chance geben.“ Dabei hat der 53-Jährige, der neben der Schafzucht etwa 500 Hektar Fläche direkt an der Elbe bewirtschaftet, die Sensationsgeburt gar nicht gleich bemerkt. „Wir haben dann nur gesehen, dass es nicht aufsteht und bei der Begutachtung festgestellt, dass es sechs Beine hat. Zuerst wollte es auch nicht richtig trinken.
Inzwischen sind Mutterschaf und Lamm ein Herz und eine Seele.“ Es springt im Beisein des Mutterschafes durch die mit frischem Stroh ausgelegte Bucht – nur etwas anders, als seine Artgenossen. Ein Bein in der Mitte ist weit nach vorn gestreckt, das andere wurde mit einer Binde am Bauch hochgebunden, damit es nicht stört.
Warum hat Schaf Dolly sechs Beine?
Experten gehen davon aus, dass die Fehlbildung durch das Schmallenberg-Virus verursacht wurde. Insekten seien der Überträger des Virus, das 2011 erstmals in Nordwestdeutschand festgestellt worden sei. Werden trächtige Schafe infiziert, so ist verschiedenen Veröffentlichungen zu entnehmen, könne das Virus in die Gebärmutter gelangen und am Embryo zu Missbildungen führen. Inzwischen, so berichtet Bernd Tinter, interessieren sich mehrere Tierärzte und auch die Uni in Leipzig. Auch ein Gendefekt könne nicht ausgeschlossen werden.
Bad Liebenwerdas Tierarzt Dr. Michael Kreher, dessen Großeltern aus der dortigen Region stammen, hat „Dolly“ ebenfalls besucht. Und teilt die Auffassung von Medizinerkollegen. Wenn dem Tier ein längeres Leben gegeben werden soll, müssen wohl zwei der vier Beine amputiert werden. Das sei medizinisch auf jeden Fall machbar. Das Tier habe nach erstem Abtasten drei Schultergelenke, aber nur ein Schulterblatt. „Dolly“ könnte vermutlich auch noch längere Zeit so leben wie bisher.
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Aber das weitere Wachstum würde, so glauben die Mediziner, zu Komplikationen führen, nicht nur am jetzt hochgebundenen Bein. Es werde in der Gruppe nicht mitkommen. Bernd Tinter wolle mit den Experten genau abwägen, um dann zu entscheiden, welches Vorgehen dem Tier das längste Leben geben könnte. Er könnte sich auch vorstellen, es Paten zu übergeben.
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Sachsen