(vrs) Bei den Graun-Festtagen 2019 haben Einwohner und Gäste diesmal das 1869 eingeweihte Carl-Heinrich-Graun-Denkmal auf dem Marktplatz von Wahrenbrück in ihre Mitte genommen. 1869/2019 – 150 Jahre! Pfarrer Michael Seifert ließ dazu noch einmal die Geschichte des Denkmals Retoure passieren.

Viele Unterlagen zum Denkmal gefunden

Während das Geburtsdatum von Carl Heinrich Graun bis heute nicht bekannt ist, sind für das Denkmal die Eckdaten um so nachvollziehbarer. Das Graun-Denkmal ist ziemlich auf den Tag genau vor 150 Jahren am 20. Juni 1869 eingeweiht worden. In allen Jahrhunderten war man stolz auf den bedeutendsten Sohn der Stadt. „Die Bevölkerung von Wahrenbrück war immer schon musikalisch. Hier gab es sogar eine Kantorei-Genossenschaft“, erklärt Pfarrer Michael Seifert. So war man bemüht, das musikalisches Erbe von Carl Heinrich Graun zu pflegen. Der Wahrenbrücker Kantor war dafür verantwortlich, aber auch die Wahrenbrücker Lehrer und die Lehrer der Schulen in den umliegenden Dörfern.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Überlegungen, wie man Carl Heinrich Graun besonders ehren könne. Wahrenbrücker und Liebenwerdaer Bürger berieten 1846 gemeinsam. Anfänglich gab es die Absicht, eine Stiftung zu gründen. Man sandte einen Bettelbrief an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV.. Die Liedertafeln in Form der Gesangsvereine aus Liebenwerda und Torgau gaben 1846 ein Konzert in der Kirche von Wahrenbrück. Trotzdem wollte die Stiftung nicht richtig in Gang kommen. 

Beschluss für Denkmal zum 100. Todestag des Musikers

Etwa zwölf Jahre später - 1858 - pflanzte man auf dem heutigen Graunplatz acht Kastanien, zwischen denen ein Denkmal errichtet werden sollte. Der Beschluss zum Denkmal wurde am 8. August 1859 gefasst, zum 100. Todestag von Carl Heinrich Graun. Im Jahre 1860 gründete sich ein Graun-Komitee. Es bestand aus zwölf Bürgern aus Wahrenbrück und zwölf Bürgern aus Liebenwerda.

„Der Wahrenbrücker Kantor Wießner und Rektor Jülich aus Liebenwerda übernahmen die Geschäftsführung dieses Komitees“, beschreibt Pfarrer Seifert das Ergebnis seiner Recherche. Mit zahlreichen Initiativen wie Bittschreiben, Konzerten und Spendenaktionen kam Geld zusammen, mit dem der Grundstein für das Denkmal gelegt werden konnte und die Einweihung am 20. Juni 1869 erfolgte. „Die Stadt war von den Jungfrauen und Jünglingen Wahrenbrücks reich geschmückt. Am Nachmittag zogen die Gilde, der Jugendverein und die Comité-Mitglieder Wahrenbrücks der Gilde, den Sängern, Sängerinnen, Turnern und Comité-Mitgliedern Liebenwerdas entgegen und führten sie im Festorte ein“, berichtet das Liebenwerdaer Kreisblatt von 1869. Kantor Wießner enthüllte anschließend das Denkmal und übergab es an die Stadt.

Zwischenzeitlich in der Versenkung verschwunden

Insgesamt 1681 Mark wurde damals in die Aktion investiert. Die Büste selbst wurde in Lauchhammer gegossen, wo noch heute die Ur-Form als Vorlage für den Guss zu finden ist. „Durch die Politik des Arbeiter- und Bauernstaates verschwand das Denkmal in der Versenkung. Es wurde an der Stelle eine Buswartehalle aufgestellt, aus gelber Wellplaste. Im Grundstein fand man zwei Zinkbehälter mit Schriftstücken, die aber restlos zerfallen waren“, beschreibt Michael Seifert.

Erinnerung wieder wach gehalten

Ab 1978 sorgten Renate Wetzstein und Dieter Voigt aus Bad Liebenwerda sowie Jürgen Wegeleben aus Wahrenbrück für die Belebung der Erinnerung um die Gebrüder Graun. Durch ihre Initiative wurde das Denkmal wieder errichtet und von Linden umgeben. In den Jahren 1999 und 2000 wurde das Denkmal unter Initiative des Heimatvereins Wahrenbrück grundlegend saniert.

Zur 150-Jahr-Feier des Jubiläums, eingebettet in die 3. Wahrenbrücker Graun-Festtage, gab es natürlich Musik von den berühmten Söhnen der Stadt zu hören. Am Freitagabend stimmte das Ensemble-Accorda, bestehend aus Teilnehmern des 8. Internationalen Graun-Wettbewerbes, auf das Event ein. Der musikalische Höhepunkt war dann am Samstagnachmittag das Konzert der Hofkapelle Elbe-Elster in der Stadtkirche. Außerdem gab es einen Festempfang und viele bunte Angebote für die Besucher des Festes. Zum Ausklang gab es am Sonntag noch einen musikalischen Gottesdienst.

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