Bestandsaufnahme: Wie ist der Zustand in Kleiner und Schwarzer Elster? Sind die Anlegestellen noch intakt? Was ist von den einstigen Strukturen des Fördervereins Elbe-Elster-Tours übrig geblieben?
Der erfahrene Wasserbauingenieur Eckhard Lehmann aus Maasdorf und der ehemalige Bürgermeister der Stadt Uebigau-Wahrenbrück, Andreas Claus, wollen dem Gewässertourismus wieder auf die Beine helfen. Beide zählten zu jenen, die im Jahr 2005 den Förderverein mitgründeten und die ein Jahr später mit den Bewilligungsbescheiden für den Aufbau touristischer Strukturen an beiden Flüssen vor der Presse posierten. Mit dabei die damaligen Bürgermeister Thomas Richter (Bad Liebenwerda), Herold Quick (Falkenberg) und Dieter Jähnichen (Mühlberg). Noch heute gilt der Verbund der vier Städte als Auslöser der Zusammenarbeit, die inzwischen in der Verwaltungsgemeinde Liebenwerda offiziell besiegelt wurde.
Die Ziele des Vereins? „Der im Jahr 2005 gegründete Förderverein Elbe-Elster-Tours e.V. unterstützt die Entwicklung eines naturverträglichen Wassertourismus in der Region zwischen dem Lausitzer Seenland und der Elbe entlang der Schwarzen Elster und ihren Nebenflüssen. Darüber hinaus setzt sich der Verein für die Initiierung von Projekten zur Renaturierung von Alt- und Nebenarmen insbesondere an der Schwarzen und der Kleinen Elster ein. Eng damit verbunden verfolgt der Verein den Zweck, alte Mühlenstandorte, Kulturwerte und anerkannte Baudenkmale entlang der genannten Flussläufe zu erhalten und im Sinne eines naturverträglichen, aktiven Kanu- und Freizeitsports sowie der Brauchtumspflege zu reaktivieren.“ So steht es im Vereinszweck geschrieben.
Berger Rohstoffe sagt Hilfe zu
Doch wie ist die Situation? Eckhard Lehmann ist nicht ohne Grund stolz, dass bei der Renaturierung der Kleinen Elster mit der Wiedereinrichtung von Flussschleifen viel passiert ist. Die Abschnitte zwischen Schadewitz und Wahrenbrück sind deshalb die Perle des Gewässertourismus. Doch auch sie sind nicht frei von Problemen.
Der Niedrigwasserstand und eine starke Verkrautung in Teilabschnitten erschweren das Bootsvergnügen. Besonders drastisch ist die Situation an einer der Sohlgleiten zwischen Maasdorf und der B-101-Brücke bei Winkel. Dort sind große Steine, die ins Wasser gelegt worden, um die Strömung zu beeinflussen und die benachbarte Treidelrinne unter Wasser zu setzen, beiseite geräumt und vermutlich manche sogar entwendet worden. Die Rinne soll Bootsfahrern eigentlich helfen, Höhenunterschiede auszugleichen. Doch nun ist sie trockengefallen, Bootsfahrer müssen aussteigen und die Boote über das Holzgerüst ziehen.
„Wir müssen die Steinmauer so verstärken, dass nur ein kleiner Durchlass für Fische bleibt und das Wasser wieder über die Rinne geführt wird“, erklärt Eckhard Lehmann. Doch wer soll das bezahlen? Eine Anfrage bei der Berger Rohstoffe GmbH in Altenau, ob die nicht mit einigen großen Brocken aushelfen könne, bejahte Matthias Neidhardt, Technischer Bereichsleiter Rohstoffe, sofort. „Ihr sagt wohin wir wann liefern sollen und wir kommen“, meinte er.
Anlegestellen liegen trocken
Andere Probleme sind so schnell nicht zu lösen. Die Stufen von einige der 24 Anlegestellen an Kleiner und Schwarzer Elster sind in die Jahre gekommen. Dort muss zwingend saniert werden. Ein Umstand bereitet den Gewässertourismus-Enthusiasten besonderes Kopfzerbrechen: der seit Jahren fallende Pegel. „In Neudeck liegt die unterste Schwelle der Anlegestelle 80 Zentimeter über dem Pegel. Als wir die Stege konzipiert haben, ist mit so niedrigem Wasserstand nicht gerechnet worden“, erläutert Eckhard Lehmann.
Wie Andreas Claus sieht er eine ganze Reihe von Baustellen, die jetzt angefasst werden müssen. Zunächst sei der Verein nach dem Ausscheiden von Familie Winter (Eiscafé Uebigau) und dem plötzlichen Tod von Jörg Bieligk aus Bad Liebenwerda – beide einst aktive Anbieter von Booten – neu aufzustellen.
Förderverein für Gewässertourismus muss sich neu aufstellen
Auch das geschlossene Maasdorfer Parkschlößchen fehlt in der Anbieterliste. Dann sei es zwingend nötig, den Gewässertourismus endlich stärker im Tourismusverband Elbe-Elster zu vernetzen. „Da sind wir so richtig nicht vorangekommen“, sagt Andreas Claus. Er will jetzt die Gespräche mit Tourismusverband und der Marketingverantwortlichen des Landkreises suchen. Vielleicht ist eine Bootstour auf der Kleinen Elster ja auch was für Reiseblogger?
Und schließlich müsse man sich um die Aufrechterhaltung des Wasserstandes und die Pflege kümmern. Beide sind sich sicher: Ein Miteinander anstelle Gegeneinander von Gewässerunterhaltungsverband, Landwirten und angrenzenden Flächeneigentümern ist notwendig. Da fällt dann auch der Satz: „Mit etwas gutem Willen sind Berge zu versetzen.“
Denn eins ist noch wie am ersten Tag: Wer einmal im Boot auf Kleiner oder Schwarzer Elster unterwegs war, schwärmt. Ruhe, eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt und Möglichkeiten zum Picknick – wer auf sanften Naturtourismus steht, wird nicht enttäuscht.