Erste Feststellung: Zwei Jahre Corona können dem Plessaer Karneval nicht gefährlich werden. Zweite Feststellung: Die Jugend tritt schrittweise in die Fußstapfen der Alten.
Und hier die Beweise: Die 67. Saison des Plessaer Carnevalclubs (PCC) ist genial angelaufen. Volle Hütte bei allen Veranstaltungen im Kulturhaus in Plessa, humorvolle Programme mit viel Esprit und mega Stimmung. Und auch wenn das 66. Jubiläum nicht wie erhofft gefeiert werden konnte, dann fängt eben mit 67 Jahren „das Leben richtig an, da hat man Spaß daran, da kommt man erst in Schuss und ist lange noch nicht Schluss“.
Nun steht am Sonnabend, 18. Februar, ab 13 Uhr der große Höhepunkt an: der Straßenkarneval mit großem Umzug auf der „Route 66“ durch Plessa.
35 Anmeldungen für Umzugsgruppen beim Plessaer Karneval
Karsten Schellschmidt, Umzugsminister seit 1996, ist entspannt. Auf die Frage, wie es um die Vorbereitungen bestellt ist, antwortet er kurz und knapp: „Läuft!“ Auch wenn die Teilnehmerrekorde hinsichtlich der Menge an Umzugsbildern noch längst nicht wieder erreicht ist – es waren mal zwischen 50 und 70 – würden die 35 Anmeldungen von Umzugsgruppen belegen, dass die Corona-Pandemie die Truppen nicht lahmgelegt hat. „Klar, hören immer mal wieder Teams auf, die inzwischen in die Jahre gekommen sind, aber es kommen auch neue dazu“, sagt er. Vor allem Jugendclubs hätten Plessas Karneval für sich entdeckt.
Und: Familientraditionen würden weitergeführt. Zum Beispiel beim langjährigen Umzugsbild „Faul und träge“. Die alten Herrschaften seien in Rente gegangen, die neue Generation habe selbstbewusst übernommen und bezeichnet sich deshalb auch gleich mal als die „sexy Edition“ (Auflage).
Kultsong der Biathlon-WM kommt nach Plessa
Auch die „Krauschützer Dorfpiraten“ sind wieder von der Partie: „Zwei Jahre Seuche und noch fit, darum machen wir noch einmal mit“, posaunen sie in die Welt hinaus. Den Kultsong der Biathlon-WM bringen das Trabant Team „Bäbbschen“ und der Jugendclub Großthiemig mit, wenn aus ihren Boxen dröhnen wird: „Die Thiemiger Bahn“ hat keine Bremse.
Zahlreiche Gastvereine werden sich in Plessa trotz zweijähriger Unterbrechung wieder die Ehre geben – so die Karnevalisten aus Annahütte, Folbern, Schwarzheide, Radeburg, Grünewalde und Winkel.
Dass zwei Jahre Coronasperre nicht zum Aus geführt haben, aber an den Nerven zehrten, haben „Die Bestechlichen“ – bereits dreimal Publikumsliebling des Umzugs – in einem Gastbeitrag für das diesjährige Umzugsheft beschrieben. „Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn es Karnevalszeit ist, und man eigentlich damit beschäftigt sein müsste, einen Umzugswagen zu gestalten und Kostüme zu nähen.“ Und dann Corona zweimal einen Strich durch die Rechnung macht. Deshalb habe sich die Gruppe im vergangenen Jahr „mit gehörigem Abstand“ zu anderen Gleichgesinnten eigenständig aufgemacht, um durchs Dorf zu ziehen.
Was sie erlebten, werden sie nie vergessen: „Wie überrascht, berührt und dankbar waren wir, als wir feststellten, dass die Plessaer nicht nur ihre Häuser und Zäune geschmückt hatten, nein, sie erwarteten uns bereits.“ Mit Glühwein, Pfannkuchen, Bonbons und Schnäpschen, die sonst eigentlich die Karnevalisten von ihren Wagen aus an die Zuschauer verteilen.
Plessa hat einen Wetter-Glücksbringer
Für Karsten Schellschmidt steht fest: „Der Karneval lebt in Plessa!“ Er rechnet mit vielen Besuchern. Wie das Wetter wird? Da haben die Plessaer einen Glücksbringer, ihr Anfang der 1990er-Jahre viel zu früh verstorbenes Vereinsmitglied Hartmut Heinrich. „Unser Harti ist im Himmel und schaut nicht nur zu. Er sorgt seitdem auch für gutes Wetter“, sagt Karsten Schellschmidt und meint: „Das hat bislang stets geklappt. Auf ihn war halt immer Verlass.“