Von Manfred Feller

Bei aufmerksamen Anrainern der Schwarzen Elster, bei Naturschützern und Anglern herrscht seit Montag Alarmstimmung. In Plessa, wo über Gräben eisenhydroxidhaltiges (braunes) und vor allem saures Wasser aus den Altbergbaugebieten um Plessa und Lauchhammer eingeleitet wird, ist der pH-Wert auf mindestens 4,5 abgesunken. Soweit reicht die Untersuchungsmethode von Gunter Gasde, Kreisgewässerwart des Elbe-Elster-Anglerverbandes Bad Liebenwerda.

Am Dienstag hatte er weitere Wasserproben an der Elsterbrücke bei Kahla und an der Kotschkaer Brücke in Elsterwerda genommen. Eine Verdünnung konnte er nicht feststellen. „Die Schwarze Elster und die Zuflüsse führen einfach zu wenig Wasser“, sagt er. Oder es werde zu viel von dem sauren Nass eingeleitet. „Nur in der Pulsnitz habe ich mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6 eine fischverträgliche Umgebung festgestellt“, so Gunter Gasde. Dieser Vorfluter mündet in Elsterwerda in die Schwarze Elster.

Die ersten toten Fische habe er erst am Wehr Würdenhain gesehen. Dort treffen Röder und Elster aufeinander. Die Flossentiere halten sich am Grund auf, verenden und werden unter Wasser mit der Strömung fortgetrieben, so die Annahme.

Zwischen Bad Liebenwerda und Wahrenbrück kamen die toten Fische dann massenhaft an die Oberfläche. Das hat Anwohner Michael Prochaski zu Wochenbeginn beobachtet. Mehrmals täglich ist er an der Elster unterwegs. „Mein Hund geht gern schwimmen, aber in den vergangenen etwa zwei Wochen wollte er gar nicht mehr rein“, wunderte er sich. Michael Prochaski ist seit Jahrzehnten auch Angler.

Das Rätsel löste sich, nachdem er – und wohl auch andere aufmerksame Bürger – das Fischsterben der zuständigen Behörde in Elbe-Elster gemeldet hatten.

Dort sei darauf umgehend reagiert worden, wie Landkreissprecher Torsten Hoffgaard versichert. „Die untere Wasserbehörde führte am 1. Juli eine Kontrolle der Schwarzen Elster durch. Hierbei wurden der Sauerstoffgehalt und der pH-Wert an mehreren Standorten gemessen. Das Ergebnis ergab eine deutliche Unterschreitung der üblichen pH-Werte. Darüber hinaus wurden auf dem Gewässergrund und im Randstreifen verendete Fische entdeckt. Nach Einschätzung der unteren Wasserbehörde ist der niedrige pH-Wert ursächlich für das Fischsterben verantwortlich“, so Torsten Hoffgaard.

Die Messergebnisse und die Einschätzung der unteren Wasserbehörde seien an das zuständige Referat (Oberflächengewässergüte) beim Landesamt für Umwelt zum Bewerten und Veranlassen von Maßnahmen geschickt worden. Ob und was auf die Schnelle getan werden kann, war bis Mittwochnachmittag nicht zu erfahren gewesen.

Unterdessen blutet den Anglern, die auch hegen und pflegen, das Herz. „Bleie, Graskarpfen und Döbel, 45 bis 50 Zentimeter groß, haben wir treibend auf dem Wasser gesehen. Zwischen Bad Liebenwerda und Wahrenbrück ist alles tot“, beschreibt Detlef Becker, seit 1989 Vorsitzender des Wahrenbrücker Anglervereins, die Lage. Er selbst angele seit 1968 und erinnere sich an zwei andere Fälle: Zu DDR-Zeiten und im Jahr 2002 starben viele Fische, als in die Schwarze Elster Flüssigkeiten, wahrscheinlich auch industrielle Abwässer, eingeleitet worden waren. Für den 10. August haben die Wahrenbrücker ein Nachtangeln angesetzt.  „Das können wir wohl abhaken“, bedauert Detlef Becker.