In der aktuellen Tarifauseinandersetzung beim Lausitzer Energieunternehmen Leag hatte der Vorstand eine Frist verstreichen lassen, um sein bisher vorgelegtes Angebot nachzubessern. Und die Leag-Manager scheinen entschlossen zu sein, vor der nächsten Verhandlungsrunde am Freitag, 22. September, auch kein neues, verbessertes Angebot vorlegen zu wollen. Das haben Recherchen von LR.de am Montag ergeben.
Deshalb hat die Gewerkschaft IGBCE nun 7200 Leag-Mitarbeiter zu einem diesmal achtstündigen Warnstreik aufgerufen. Am Mittwoch, 20. September, sind die Beschäftigten in den Leag-Tagebauen, -Kraftwerken und der Verwaltung aufgerufen, die Arbeit für eine ganze Schicht niederzulegen. Beginnen soll der Warnstreik mit der Frühschicht um 5 Uhr.
20.09.2023, 05:00 Uhr: Streik bei der Leag beginnt
Mit Beginn der Frühschicht ab fünf Uhr haben am Mittwochmorgen Mitarbeitende an allen Kraftwerks- und Tagebau-Standorten des Energieunternehmens Leag die Arbeit niedergelegt.
Lauter Demonstrationszug vom Kraftwerk zum Industriepark
Vom Kraftwerk in Schwarze Pumpe aus setzte sich am Vormittag ein der Demonstrationszug mit Fahnen, Transparenten und Trillerpfeifen zur Großkundgebung am Haupteingang des Industrieparks Schwarze Pumpe in Bewegung und sorgte dabei für viel Lärm.
„Mit dem heutigen Streik machen die Beschäftigten Druck, damit die nächste Tarifverhandlung am Freitag ein Erfolg wird“, sagt der Verhandlungsführer der Gewerkschaft IGBCE Holger Nieden.
Nieden erwartet, dass die Arbeitgeber sich am Freitag, 22. September, in der dritten Verhandlungsrunde auf die Gewerkschaft zubewegen. „Auf unsere einfache Bitte, endlich ein Angebot auf den Tisch zu legen, über das wir vernünftig verhandeln können, haben die Arbeitgeber überhaupt nicht reagiert“, schimpft Nieden. „Das ist respektlos.“
Fehlende Kohle aus Tagebauen wird zum Problem
Zwar haben die Gewerkschafter angekündigt, Not- und Bereitschaftsdienste einzurichten, trotzdem könnte ein acht Stunden andauernder Warnstreik für Probleme vor allem in den Lausitzer Braunkohlekraftwerken sorgen. Sie müssen laufend mit neuem Brennstoff aus den Tagebauen beliefert werden.
„Steht ein Tagebau so lange still, kann es problematisch werden“, beschreibt ein Kraftwerker am Montag die Situation gegenüber LR.de. „Ich will nicht ausschließen, dass die Performance beispielsweise im Kraftwerk Jänschwalde im Laufe des Streiktages deutlich leiden könnte.“
In der Tat ist der Ausfall von Kohlelieferungen für das Kraftwerk Jänschwalde besonders kritisch. Das älteste Leag-Kraftwerk nämlich ist bisher nicht „kaltstartfähig“. Im Klartext: Gingen dort die Feuer unter den Kesseln aus, ließe sich das Kraftwerk aus eigener Kraft nicht mehr anfahren.
Allerdings sind die Lausitzer Kraftwerke in diesen Tagen nicht bis an ihre Kapazitätsgrenzen gefordert. „Die Windprognosen für die kommenden Tage sagen eine steife Brise in Norddeutschland voraus“, heißt es aus dem Leag-Umfeld. Es sei also eher davon auszugehen, dass der erneuerbare Windstrom aus dem Norden auch streikbedingte Engpässe bei der Stromproduktion in der Lausitz ausgleichen würde.
Leag bietet Inflationsprämie und Einmalzahlung an
In der zweiten Runde der Tarifverhandlungen hatte die Leag zusätzlich zur bereits in der ersten Verhandlungsrunde avisierten tariflichen Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro eine weitere Einmalzahlung von 8500 Euro angeboten – nach Angaben der Gewerkschaft jedoch keine nachhaltige Entgeltsteigerung in der Tariftabelle.
Deshalb lehnt die Gewerkschaft das Angebot ab
„Leag macht Mega-Gewinne, und der Strom aus der Lausitz wird noch auf Jahre hinaus händeringend gebraucht: Das Geld für nachhaltige tabellenwirksame Entgelterhöhungen ist also da“, sagt Holger Nieden, der Verhandlungsführer der IGBCE.
Die Gewerkschaft fordert, dass die Löhne dauerhaft um zwölf Prozent, mindestens jedoch um 400 Euro in der Entgelttabelle steigen. Die Vergütungen für Auszubildende sollen überproportional erhöht werden.
Eine Einmalzahlung – egal wie hoch sie auch geschraubt werde – sei angesichts der hohen Inflation schnell wieder verpufft, argumentiert Holger Nieden. Die Beschäftigten brauchten Entgelterhöhungen, die nachhaltig wirkten.
Bei einem ersten Warnstreik am 1. September hatten rund 2000 Leag-Beschäftigte ihre Arbeit für sechs Stunden niedergelegt