Fettes Brot tuckern ein letztes Mal an Elbe, Weser, Spree und Rhein entlang, um die Planken ausgewählter Bühnen zu wienern: „Anno 2022 erschien uns unsere gemeinsame Story irgendwie auserzählt. Papa und Papa und Papa trennen sich“, so die Hanse-Hip-Hopper. Die Ära ihres gemeinsamen Leinsamen-Brot-Teilens soll für Cottbuser Fans jedoch nicht ohne ein Knaller-Finale vom Feinsten zu Ende gehen.

„Spiel‘ mir das Lied vom Brot“: Ende 2023 ist Schicht im Backshop

Die Band verspricht eine Live-Sause, die wie „eine lachende Lokomotive aus Menschen und Musik“ durch die Straße der Jugend in Cottbus schnauft. Gemeint ist ihre „Pop-up-Show vor Zeugen“, sprich: eine Generalprobe mit Publikum zur bundesweiten Abschiedstournee am Abend des 4. April 2023 im Glad-House. Und die „Zeugen“ erschienen zahlreich. Das Glad-House ist knüppeldicke voll. Ausverkauft im Vorverkauf. 700 Tickets gingen binnen 24 Stunden weg wie warme Brötchen. Oberkante Unterlippe im Saal. Nichts geht mehr!

Brotzeit ist um 20 Uhr – Cottbus wartet auf den Start der Show

Kurz vor 20 Uhr Cottbuser Ortszeit. Die Bühne: ein Altar, dem HipHop geweiht. Mikrofone, Turntables und DJ-Mischpult. Dazu Instrumentalkomponenten, die für kraftvollen Live-Sound sorgen sollen. Diverses Ständerwerk on stage wirft im Licht der Moving-Heads seine Schatten voraus. Von den heiligen drei Körnigen indes ist weit und breit noch nichts zu sehen. Die Besucher harren dicht gedrängt geduldig aus, freuen sich auf die berühmten drei Zeilen aus „Schade Schokolade“ zum Show-Start: „Guten Abend, hier sind Fettes Brot. Direkt aus Hamburg von der Waterkant. Und wir rocken jedes Haus“!
Schon ein paar Tage her: Fettes Brot live im heimischen Schenefeld nahe Hamburg anno 1998
Schon ein paar Tage her: Fettes Brot live im heimischen Schenefeld nahe Hamburg anno 1998
© Foto: Mika Väisänen

Fettes Brot vereint Generationen von Fans im Glad-House

Das Publikum: Überwiegend schon etwas in die Jahre gekommene Hip-Hop-Fans der alten Schule. Nicht wenige der Anwesenden sind inzwischen gestandene Mamas und Papas, waren am Nachmittag noch mit den Kids auf dem Spielplatz im Puschkinpark zugange. Für die „Brote“ hat man(n)/frau sich szenetypisch zurechtgemacht und aufgebrezelt: Baseball-Caps, Hoodies, Sweaters und Skater-Jeans. Unter ihnen Carina aus Brandenburg an der Havel: „Ich bin in Cottbus zur Schule gegangen und war das letzte Mal vor zehn Jahren hier“, sagt sie. 1996 habe sie Fettes Brot das erste Mal im Glad-House gesehen.
Fettes Brot schmeckt drei Generationen: Altrocker Fred Müller ist mit Tochter Anne Hartlich und Enkelsohn Till (12) im Glad-House. Für die "Männer" sei es tatsächlich die "Brote"-Premiere, für sie selbst das achte Fettes-Brot-Konzert, sagt die Cottbuserin: "Seit ich die Band damals beim Perle-Cup in Spremberg gesehen habe, verpasse ich kein Konzert". Letztes Jahr habe sie ihren Papa zu Letz-Zep ins Glad-House begleitet, heute revanchiere er sich dafür.
Fettes Brot schmeckt drei Generationen: Altrocker Fred Müller ist mit Tochter Anne Hartlich und Enkelsohn Till (12) im Glad-House. Für die „Männer“ sei es tatsächlich die „Brote“-Premiere, für sie selbst das achte Fettes-Brot-Konzert, sagt die Cottbuserin: „Seit ich die Band damals beim Perle-Cup in Spremberg gesehen habe, verpasse ich kein Konzert“. Letztes Jahr habe sie ihren Papa zu Letz-Zep ins Glad-House begleitet, heute revanchiere er sich dafür.
© Foto: Frank Hammerschmidt
Auch Carla (11) ist zusammen mit ihrem Papa da. Sie kenne „Nordisch by nature“ von Papas Playlist im Auto und wollte Fettes Brot unbedingt mal live sehen. Frieder (41) aus Gallinchen und Kumpel Lars (52) liegen sich in den Armen: „Mann, Alter, ewig nicht gesehen, die komplette alte Hood ist hier“! Richtig: Strehle, Coltsen, Scoop, Skarsy und Schmilu - alle da! „Bei unseren Konzerten sind immer Leute von deutlich älter bis deutlich jünger als wir im Publikum. Nur weiß man manchmal nicht, wer da wen mitgeschleppt hat“, lacht Björn Beton a.k.a. Schiffmeister hinter der Bühne.

Soll ich's wirklich machen oder lass' ich's lieber sein?

Tontechniker Olli legt sich die 20 Tracks und fünf Zugaben fette Set-Liste zurecht. Seit 2007 ist er mit Fettes Brot unterwegs. Punkt 20 Uhr erhält er das Startsignal per Walkie-Talkie. Das Licht im Saal verlischt. Sieben Musiker betreten die Bühne. Und gleich zu Beginn das Knäckebrot ...
Björn Beton alias Schiffmeister (r.) grüßt die Fans: "Wir waren 1996 hier, und heute sind wir wieder hier. Danke, dass Ihr so kurzfristig unserer Einladung gefolgt seid ...".
Björn Beton alias Schiffmeister (r.) grüßt die Fans: „Wir waren 1996 hier, und heute sind wir wieder hier. Danke, dass Ihr so kurzfristig unserer Einladung gefolgt seid ...“.
© Foto: Frank Hammerschmidt
Es braucht nur einen Takt vom Intro, schon droht der Saal komplett überzukochen. Ausnahmslos alle Anwesenden reißen die Arme hoch, ein 700-Kehlen-Chor zerfetzt die dicker werdende Luft im Saal: „Es ist 1996 ...“ Der Beat setzt ein und damit die Basstöpfe unter Druck. Fettes Brot checken punktgenau zwischen Magengrube und Zwerchfell ein: „Ja. Nein. Äh: Jein“! Die Bläser-Sektion reagiert messerscharf, die Menge tobt. Ganze zwei Minuten läuft die Show und schon ist das Glad-House kollektiv aus dem Häuschen. Auch nach einem Vierteljahrhundert gilt die alte Wette: „Heute machen wir erneute fette Beute“.

So feiert man „Nordisch by nature“ im südlichen Brandenburg

„Cheerio, Cottbus“ schallt es von der Bühne und: „Danke, dass Ihr so kurzfristig unserer Einladung gefolgt seid“, begrüßen die „Besten Rapper“ ihre Fans. Die Hamburger Dreifaltigkeit schiebt ihre heißesten Bleche in die Backröhre: „Hamburg Calling“, „The Grosser“, „Jetzt schon 30“. Hie und da wischt man(n)/frau sich verlegen eine Träne aus den Augenwinkeln: Wo ist nur die Zeit geblieben?
Die Set-Liste der "Brote" lässt keine Wünsche offen. Und das Cottbuser Publikum ist bei allen Songs ebenso textsicher wie lautstark dabei.
Die Set-Liste der „Brote“ lässt keine Wünsche offen. Und das Cottbuser Publikum ist bei allen Songs ebenso textsicher wie lautstark dabei.
© Foto: Frank Hammerschmidt
Nach gut einer Stunde dieses hier: Mit der S-Bahn nach St. Pauli, feiern bis in die Puppen und die Puppen tanzen lassen. Klar: „Nordisch by nature“. Die Urgewalt! Jeder Kick pumpt zentnerschwere Bassmasse ins Publikum und droht einem die Blume aus dem Bierbecher zu pusten. Loop, Groove und Vocals des Klassikers sind elementare Garanten zum Glücklichsein und Schwindelig-Tanzen. Gleich im Anschluss kommt „Emanuela“.

„Gebäck in the Days“: Alles hat ein Ende, nur das Brot hat drei

„Brot weint nicht“ heißt der Abschiedssong. Cottbus „rockt“ um seine wohlverdienten Zugaben von „Echo“ bis „Bettina“. Nach 120 schweißtreibenden Minuten fällt der Vorhang. „Schwule Mädchen“ wird die letzte Backmischung des Abends im Glad-House. Was für ein fettes Brett Fettes Brot! Da kann sich so mancher noch ein Schnittchen von abschneiden. 22.02 Uhr: Cottbus sagt „Danke“ und Fettes Brot ist gegessen.

Fettes Brot ist (bald) History - für diese Konzerte der Abschiedstour gibt es noch Tickets

Fettes Brot verabschieden sich bis Ende 2023 endgültig aus der „Klasse von ‘95“.
Aufgrund des anhaltend heftigen Runs auf die Tickets für die Abschiedstournee hat das Hamburger Trio inzwischen die Verlegung einiger Shows in größere Hallen und für mehrere Städte sogar Zusatztermine bestätigt.
Für diese Tour-Stationen von „Fettes Brot... is History“ gibt es aktuell noch (Rest-)Karten im Vorverkauf:
Rostock, 5. April (Stadthalle)
Dortmund, 6. April (Westfalenhalle)
Frankfurt/M., 9. April (Festhalle)
Leipzig, 10. April (Quarterback Arena)
Köln, 27. April (Lanxess Arena)
Hannover, 4. Mai (ZAG Arena)
Mit etwas Glück im Brotbeutel lassen sich auf eventim.de auch noch „Tickets von Fan zu Fan“ für die Shows in Wien (12./13. April), Berlin (28. April) und München (30. April und 1. Mai) schnappen.
(Stand: 4. April, 23 Uhr)