Von René Wappler

Ein neuer Fachverband will sich dafür einsetzen, dass Landwirte mit alternativen Methoden ihren Ertrag steigern. Das wäre selbst unter den Vorzeichen des Klimawandels möglich, wie die Gründer betonen. Zu ihnen zählt Dr. Christian Böhm von der Brandenburgischen Technischen Universität. Dort betreut er das Fachgebiet für Bodenschutz und Rekultivierung.
Seit gerade mal sechs Wochen besteht der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft. Trotzdem zählt er schon jetzt 84 Mitglieder. Sie sehen die Stadt Cottbus als das Zentrum ihrer Arbeit. Dazu erläutert der Vorsitzende Christian Böhm: „Wir haben uns ja schon intensiv mit der Frage befasst, wie sich der Strukturwandel für die Landwirtschaft nutzen lässt.“

Verband mit Sitz in Cottbus

Deshalb wird der Verband seinen Sitz in Cottbus haben. Zwar fehlt noch der Eintrag beim Amtsgericht. Aber die Mitglieder widmen sich ihrer Aufgabe mit „großem Enthusiasmus“, wie Christian Böhm berichtet. Die Fachleute im Verband argumentieren so: Die industrielle Landwirtschaft habe Gehölzstrukturen von zahlreichen Ackerflächen entfernt. Das führe zu Problemen wie verringerter Fruchtbarkeit des Bodens, Verlust der Artenvielfalt und Schäden von Feldkulturen. Dagegen helfe wiederum die Agroforstwirtschaft. In ihr wachsen Sträucher und Bäume auch dort, wo sich eine Ackerfläche befindet.

Bäume schützen Tiere

Die Mitglieder des Verbandes sprechen von „bewusst genutzten Wechselwirkungen“. Demnach vermindern die Gehölze als Pufferstreifen den Austrag von Stoffen in Oberflächengewässer. Unter den Bäumen gelangten deutlich weniger Schadstoffe in das Grundwasser. Für viele Tiere bilde sich auf diese Weise zudem eine natürliche Rückzugszone, die auf reinen Ackerflächen nicht vorhanden sei. Der Schutz durch die Bäume verringere schließlich die Verdunstung, womit die Ackerkultur einen höheren Ertrag aufweise. Beispiele dafür fänden sich unter anderem schon in der Nähe von Neu Sacro und in Peickwitz bei Senftenberg.
Gerade die Lausitz mit ihren armen Böden und dem geringen Niederschlag ist nach den Worten des Cottbuser Forschers „prädestiniert für ein solches System“. Denn damit lasse sich selbst unter widrigen Bedingungen der Ertrag in der Landwirtschaft steigern. „Unser Ziel lautet, dass Agroforstgehölze ein Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden“, sagt Christian Böhm.
Mit der Forschung dazu begann er bereits vor elf Jahren. Damals fingen die Wissenschaftler an, den Zusammenhang zwischen Agrarflächen und Bäumen auf dem Feld zu untersuchen. Sie stellten fest, dass sich vor allem für die Pflanzen bei einer Mischkultur ein positiver Effekt ergibt, der auf herkömmlichen Flächen der industriellen Landwirtschaft ausbleibt. Mit dem fortschreitenden Klimawandel rückte dieser Aspekt stärker in den Fokus. So erklärt Christian Böhm: „Aus meiner Sicht hat der neue Verband eine wichtige Funktion für die Landwirtschaft in der Lausitz, auch wenn er momentan noch keine so große Rolle spielt.“

Büro in Cottbus geplant

Die Mitglieder des Verbandes planen den Aufbau einer Geschäftsstelle in Cottbus, die spätestens im nächsten Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll. Noch suchen sie nach einem Weg, dieses Büro zu finanzieren. Dort wollen sie ebenso Landwirte beraten wie Politiker und weitere Interessenten.