Der Parkplatz des Cottbuser Toom-Baumarktes ist voll. Männer in Arbeitshosen und mit Schirmmütze schieben Regalbauteile, säckeweise Baustoffgemisch und Leisten auf Rollwägen zum Wagen. Schon vor ein paar Tagen hat David Lay im Bauhaus am Cottbuser Stadtring eingekauft. Der 21-Jährige befördert in Folie gepackte Holzbretter in sein Auto.
„Solange die Märkte geöffnet haben, besorge ich lieber alles, was ich brauche“, sagt er. David Lay macht eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker im Glad House und hat jetzt Zeit für sein Bauprojekt. „Ich will an einem Nebengebäude unseres Hauses arbeiten“, sagt er. Das Glad House hat geschlossen. „Corona trifft Künstler und Kultureinrichtungen besonders hart“, sagt er.
Für Baumärkte fällt Corona in den Start des Saisongeschäfts
Doch ist Corona nicht der einzige Grund für die Schlangen an den Kassen. „Wir starten gerade ins ganz normale Saisongeschäft“, sagt Tomm-Sprecherin Daria Ezazi.
Siegfried Bauer ist so ein Kunde des Saisongeschäfts. Das schöne Wetter will er nutzen, um Wasserleitungen in seinem Garten zu erneuern. In seinen Kofferraum hat er dafür Rohre und Schläuche verstaut. Auf Vorrat hat er aber nichts gekauft. „An Hamsterkäufen beteilige ich mich nicht“, sagt der 68-Jährige. Von Aufrufen an die Bevölkerung, nur das zu kaufen, was auch benötigt werde, hält er nichts. „Die bewirken doch nur das Gegenteil: Da machen sich die Letzten dann auch noch auf den Weg“, sagt der pensionierte Trockenbaumonteur.
Bauhaus-Türsteher sorgen in Cottbus für kontrollierten Einlass
Die Bauhaus AG hat Vorkehrungen zum Schutz vor Corona getroffen. Die Zahl der Menschen, die sich im Markt aufhalten, wird beschränkt. Auch der Sicherheitsabstand zwischen zwei Personen von mindestens 1,5 Metern wird kontrolliert. Schon seit Tagen. Jetzt ist das per Landesverordnung praktisch Pflicht.
In der Cottbuser Bauhaus-Filiale reguliert ein Sicherheitsdienst den Einlass. Dabei hat ein Mitarbeiter die Kassen im Blick und zeigt seinem Kollegen vor dem Eingang an, wie viele Personen eintreten können. Auch Toom-Baumarkt muss jetzt diese Maßnahmen zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter einführen. Vor allem auch im Kassenbereich. Vorrangiges Bezahlen per Karte ist auch ein Gebot.
Im Gegensatz zu den teils ausgeräumten Regalen der Drogerien und Lebensmittelläden sind die Regale der Baumärkte noch gut befüllt. Einzig die Atemschutzmasken fehlen.
Farbengroßhandel macht in Cottbus fast ganz normal weiter
Ähnlich ist die Situation im Lack- und Farbengroßhandel Nitsche Farben GmbH. Das Unternehmen führt seit 1999 eine Niederlassung in Cottbus. Geschäftsführer Dieter Nitsche ist zuversichtlich: Der Betrieb laufe normal weiter, die Kunden würden in den üblichen Mengen bestellen und die Produkte seien in ausreichender Zahl vorhanden – nur die Atemschutzmasken sind vergriffen. „Die Masken brauchen die Maler eigentlich, um sich vor den in Lacken enthaltenen Schadstoffen zu schützen. Ich vermute, dass die im Internet teuer weiterverkauft wurden“, sagt er.
Eine Konsequenz hat das Unternehmen aus Corona bereits gezogen: Für die nächsten vierzehn Tage ruht der Außendienst. „Wir haben uns zum Schutz unserer Mitarbeiter und unserer Kunden zu diesem Schritt entschieden“, erklärt Dieter Nitsche. Mit Lieferschwierigkeiten wegen geschlossener Grenzen rechnet er nicht. „Die Firmen mit denen wir zusammenarbeiten, haben ihre Standorte in Deutschland“, sagt der Geschäftsführer.
Handwerker treibt Unsicherheit der Coronakrise um
Andreas Kleemann leitet einen Cottbuser Malerfachbetrieb. Mit Sorge blickt er auf die kommenden Wochen. Im Moment könne zwar noch geregelt gearbeitet werden, doch schon jetzt spürt er in Bauberatungsterminen die Zurückhaltung der Kunden. Zwar seien noch keine Aufträge abgesagt worden, doch stellt er sich halb darauf ein: „Wir arbeiten in den Häusern von Kunden. Ich befürchte, dass es Fälle geben wird, in denen uns Kunden absagen, weil sie entweder selbst erkrankt zuhause sind oder weil sie den Kreis der Personen in ihren eigenen vier Wänden derzeit so klein wie möglich halten wollen“, so der Malermeister.
Für die Arbeit sei daher umso wichtiger, dass auf Hygiene-Maßnahmen zum Schutz vor Corona geachtet werde. Das betrifft nicht nur das Händewaschen, sondern auch erhöhte Sorgfalt, was die Reinheit von Arbeitskleidung und Arbeitsmaterialien angeht. Mitarbeiterausfälle hat er hingegen noch nicht zu beklagen. Nur zwei Praktikanten hätten ihm bisher abgesagt. Malermeister Andreas Schurat aus Kolkwitz stellt sich vor allem die Frage, wie er den möglichen Arbeitsausfall kompensieren und die Arbeitsbesetzung der nächsten Wochen regeln soll. „Im Notfall muss in Schichten gearbeitet werden.“, sagt er.
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Für weiter geöffnete Geschäfte sind Schutzmaßnahmen vorgeschrieben
Bund und Länder haben Leitlinien vereinbart, die der Ausbreitung des Corona-Virus entgegenwirken sollen. Dazu gehören die Schließung von Bars, Freizeitparks und Fitnessstudios sowie nun auch von Dienstleistern wie Friseuren und Kosmetikern.
Bau- und Gartenmärkte sowie der Großhandel können weiterhin geöffnet bleiben. Sie haben nun Auflagen zur Hygiene, der Steuerung des Zutritts und der Vermeidung von Warteschlangen. Auch Dienstleister und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen. Die Bau- und Fachmärkte sind voll.