Von Jan Lehmann und Frank Noack

An ihrem ersten offiziellen Arbeitstag hat Anne Engel, die neue Geschäftsführerin des Fußball-Landesverbandes Brandenburg, am Dienstag gleich eine schwierige Aufgabe auf den Tisch bekommen: Den erneuerten Antrag des FC Energie Cottbus, der das für den 21. Mai geplante Landespokal-Finale beim SV Babelsberg verlegen lassen will. Dafür hatte der Verein bereits am vergangenen Mittwoch einen Antrag gestellt, der wurde am Dienstag nun konkretisiert. Wichtigste Änderung: In dem Schreiben, dass der RUNDSCHAU-Sportredaktion vorliegt, wird Bezug auf die positiven Gespräche zwischen beiden Endspielgegnern genommen. Die Babelsberger haben offensichtlich nichts dagegen, dass Endspiel an einem anderen Tag stattfinden zu lassen. Das verleiht dem Cottbuser Vorstoß natürlich noch mehr Gewicht. Nach Wunsch der Cottbuser soll das Endspiel, dass im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion ausgetragen wird, in der 20. Kalenderwoche stattfinden. Denkbar wären damit Mittwoch, der 16. Mai, oder Donnerstag, der 17. Mai.
Die neue FLB-Chefin Engel bestätigte am Dienstag gegenüber der RUNDSCHAU den Eingang des Antrags und erklärte: „Grundsätzlich hat sich an der Haltung des Fußball-Landesverbandes nicht geändert.“ Ihr Vorgänger Michael Hillmann hatte eine Verlegung mit Verweis auf den bundesweit stattfindenden „Tag der Amateure“ abgelehnt und erklärt: „Der Finaltag ist eine super Plattform für den Amateurfußball. Auch wir als Landesverband können uns glücklich schätzen, bei der ARD-Livekonferenz dabei zu sein. Deshalb ist uns sehr daran gelegen, dass dieser Spieltag zentral stattfindet“, sagte Michael Hillmann und fügte an. „Wir können natürlich auch Energie Cottbus verstehen und sind uns der Termin-Kollision bewusst. Trotzdem hoffen wir auf das Verständnis des Vereins. Denn wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den anderen Landesverbänden.“
Doch die ehemalige Fußballerin Anne Engel, die bei Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt gespielt hatte, kann natürlich auch den Cottbuser Wunsch nachvollziehen, nicht direkt vor den beiden Aufstiegsspielen am 24. und 27. Mai auch noch das Landespokal-Finale absolvieren zu müssen. Energie-Präsident Michael Wahlich hatte nach dem 2:0-Heimsieg gegen Lok Leipzig betont: „Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Mannschaft am 24. und 27. Mai in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga antreten darf ist sehr hoch und seit Sonntag sicherlich nicht kleiner geworden.“ Energie hat 18 Punkte Vorsprung in der Regionalliga Nordost und somit erster Anwärter auf den Meistertitel. Um in den Aufstiegsspielen unbelastet aufspielen zu können, würden die Cottbuser gern das Endspiel früher austragen lassen. Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz betont: „Es geht hier um das Land Brandenburg. Natürlich haben auch wir ein großes Interesse daran – dazu stehe ich. Weil wir uns dann besser regenerieren können. Alles andere wäre gelogen. Es ist jetzt eine Frage der Solidarität. Gibt es diese Solidarität oder gibt es sie nicht?“
Für Anne Engel ist es eine Abwägungssache: „Wir wandeln dort auf einem schmalen Grat. Wir müssen uns die Konsequenzen für beide Seiten anschauen und dann versuchen, für alle Seiten eine gute Lösung im Sinne des Fußballs zu finden“, so die 32-Jährige, die angetreten ist, um beim FLB auch für etwas frischen Wind zu sorgen. Entscheidender Protagonist dürfte allerdings dennoch FLB-Präsident Siegfried Kirschen sein. Der 74-Jährige befindet sich aktuell im Urlaub und war am Dienstag für die RUNDSCHAU nicht zu erreichen. Anne Engel berichtet, dass sie den Präsidenten am Sonntag bei der Auszeichnungsveranstaltung „Danke Schiri“ in Luckenwalde treffen werde. Spätestens dort wolle sie das Thema mit Kirschen besprechen. Die Gewinner der „Danke Schiri“-Aktion fahren übrigens im Anschluss zum Regionalliga-Spiel zwischen dem SV Babelsberg und Energie Cottbus. Vielleicht nutzt Kirschen ja die Chance und begibt sich ebenfalls ins Karl-Liebknecht-Stadion, um dort mit allen Beteiligten eine kurzfristige Lösung zu finden.