Von Christian Taubert

Haus und Firma in Hohenbocka (Oberspreewald-Lausitz) sind nicht zu übersehen: Dachdeckermeister Enrico Propp hat auf einem flachen, begrünten Vordach an seiner Werkstatt eine lebensgroße Kuh stehen. Das Morgenmagazin eines Fernsehsenders hatte „Emmi“ zum Abholen freigegeben. „Da habe ich das Tier nach Hohenbocka gebracht.“ Auch als Erinnerung an den Landwirtschaftsbetrieb, den es hier vor dem Dachdecker-Unternehmen gegeben hat.

Vor allem aber macht die Kuh auf dem Dach neugierig. Und rückt beim näheren Betrachten auch die Dachbegrünung auf dem Hohenbockaer Anwesen in den Blickpunkt. Denn die Firma Propp Bedachungen GmbH bietet auch Gründächer an. „Vor gut 15 Jahren hat es die ersten Anfragen danach gegeben“, erinnert sich Enrico Propp, der schon damals fit auf diesem Gebiet war und seine Mitarbeiter zu Weiterbildungen gesandt hat. Propp selbst hatte bis 1997 am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Mayen-Koblenz (Rheinland-Pfalz) gelernt und seinen Meister gemacht. Dachbegrünungen gehörten dort zur Ausbildung. „Dass es zu Hause bald Aufträge für Gründächer geben würde, damit habe ich eher nicht gerechnet“, erklärt Propp.

Das erste Projekt hatte es in sich

Enrico Propp erinnert sich an eines seiner ersten, durchaus anspruchsvollen Projekte. Die auf Naturverbundenheit ausgerichtete Kita „Bienenschwarm“ in Hosena sollte 2004 ein Gründach erhalten. Kein Flachdach, sondern ein mehrfach gewalmtes Schrägdach. Propp lieferte ein „Meisterstück“ ab. Vom Flachdach bis zu einer Schräge von 25 Grad Dachneigung – wie in Hosena – sei der Aufbau für eine Dachbegrünung im Grunde gleich, erläutert Enrico Propp. Bei extremer Schräge müssen Schubhölzer eingebaut werden. Damit es etwa bei Starkregen anfangs nicht zum Abrutschen der Substratschicht mit den nur wenig verwurzelten Pflanzen kommen kann. „Wenn das Wurzelwerk nach etwa drei Jahren voll ausgebildet ist, besteht diese Gefahr nicht mehr“, weiß der „Dachgärtner“. Die Kita „Bienenschwarm“ ist dafür ein Beleg und dient Propp seither als Reverenzobjekt gleich  um die Ecke.

Doch während im Stuttgarter Raum Dachbegrünungen zumindest auf der Garage schon zum Standard gehören, sind viele Häuslebauer hierzulande noch immer eher zurückhaltend. Dabei stehe die Haltbarkeit konventionellen Eindeckungen in nichts nach. Auf Flachdächern geht man zudem der Versprödung und Rissbildung in den Dachbahnen weitgehend aus dem Weg. Denn begrünte Bahnen weisen eine gleichbleibende Temperatur auf, dehnen sich demzufolge nicht so stark aus, sind optisch chic und bieten Insekten Nahrung, sagt Propp. „Solche grünen Oasen lassen sich vom Vogelhaus über Garagen bis zu Eigenheimen und Großbauten einrichten. Sie geben der Natur zurück, was ihr durch das Bebauen genommen wurde“, sagt der Dachdeckermeister und fügt hinzu: „Es müsste viel mehr begrünte Dächer geben.“