Doch sich alles von Pachamama vorsagen zu lassen, scheint unseren Völkern nicht spannend genug zu sein. Sie begeben sich lieber in einen Wettkampf um die präzisesten Weissagungen. Und um den zu gewinnen, gilt es zu erkunden und sich gut zu platzieren, um dann mit richtigen Weissagungen die meisten Punkte zu erlangen.
Anleitung: Tiwanaku kurz erklärt
Im Spiel Tiwanaku können 1 bis 4 Spielende um die besten Weissagungen und damit die meisten Punkte wetteifern. Dazu werden die 5 Figuren unserer Völker den Spielplan erkunden und Weissagungen machen.
Nacheinander sind wir im Uhrzeigersinn dran. In meinem Spielzug habe ich zwei Möglichkeiten. Ich kann entweder eine meiner Figuren bewegen oder Weissagungen machen.
Bewege ich meine Figur und betrete dabei ein freies Feld, gebe ich die Koordinaten des Feldes auf der Pachamama-Scheibe ein. Die Göttin verrät mir dann, welche der vier unterschiedlichen Bodenarten für dieses Feld vorgesehen ist. Ein entsprechendes Plättchen wird auf den Spielplan gelegt. So entstehen nach und nach zusammenhängende Regionen verschiedenster Bodenarten.
Auf jedem Feld des Spielplans ist jedoch nicht nur Platz für eine Boden-, sondern auch für eine Pflanzenart. Diese werden uns leider nicht von Pachamama gesagt, sondern müssen durch Deduktion und etwas Risikofreude während einer Weissagung geraten werden.
- Regionen einer Bodenart bestehen immer aus einem bis maximal fünf zusammenhängenden Bodenplättchen. Die Pflanzenarten haben ebenfalls einen Wert von eins bis fünf. In jeder Region kann jede Pflanzenart nur einmal vorkommen und muss zur Größe der Region passen. In einer drei Felder großen Region kann also maximal die Pflanzenart mit einem Wert von drei vorkommen.
- Ein und dieselbe Pflanzenart kann nie benachbart zueinander platziert werden. Um die 8 Felder mit einer Pflanze des Werts vier kann also keine vier mehr vorkommen.
Diese zwei Regeln ermöglichen es uns nun munter zu deduzieren und punkteträchtige Weissagungen zu treffen. Sobald die Bodenart des letzten freien Feldes erkundet wurde, endet das Spiel und die Person mit den meisten Punkten gewinnt.
Tiwanaku: Wie ist das Spielgefühl?
In den ersten Runden einer Partie sind wir Spielenden vor allem mit dem Erkunden beschäftigt. Wo geht welche Region lang? Und wie groß ist sie? Je mehr Informationen uns zur Verfügung stehen, desto zielsicherer können wir Vorhersagen treffen. Doch durch jedes Feld, das ich erkunde, bekommen auch meine Mitspielenden wichtige Informationen. In dieser Phase muss ich stets abwägen, welche Information ich wirklich brauche und wie viel ich meinen Mitspielenden gönne.
Nach ein paar Runden breiten sich vor uns Spielenden immer mehr Regionen aus. Doch welche wirklich vollständig sind, können wir oft erst später wissen. Nun beginnt das Sudoku Feeling: “Wenn in dieser Region bereits eine Zwei liegt und die Nachbarregion mit einer Eins angrenzt, kann hier eigentlich nur eine Drei liegen”. In dieser Phase haben wir Spielenden viel zu grübeln und es wird still am Tisch.
Das Grübeln, Denken und Merken wird erschwert, da wir während einer Vorhersage am liebsten mehrere Tipps abgeben wollen. Daher müssen wir uns nicht nur für einen Tipp die geschlussfolgerte Lösung merken, sondern für bis zu fünf. Die Gehirnzellen-Party ist in vollem Gange!
In den letzten Minuten einer Partie, wenn der Großteil an Informationen bereits vor uns liegt, findet ein Rennen um die begehrten letzten Plätze statt. Schnell möchte ich meine Figuren auf leere Bodenplättchen ziehen. Doch die Bewegungsregeln für meine Figuren können mir einen Strich durch die Rechnung ziehen.
Selbigen Strich können auch meine Mitspielenden ziehen. Denn sie können mir nicht nur im Rennen um einen Platz zuvor kommen, sondern sogar das vorzeitige Spielende auslösen, indem sie das letzte freie Feld erkunden. Dann darf ich nur noch Weissagungen treffen, für die Orte, an denen ich stehe. Wenn ich mich vorher nicht gut platziert habe, kann es sehr ärgerlich werden und mich einige Punkte kosten.
Tiwanaku Test: So hat uns das Spiel gefallen
Insgesamt 20 Szenario-Scheiben können in das Pachamama-Rad gesteckt werden. Das sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für unterschiedlich schwierige Startvoraussetzungen. Denn je nach Szenario liegen zu Beginn einer Partie Tiwanaku bereits erste Boden- und Pflanzenplättchen aus.
Obwohl ein Großteil meiner Überlegungen im Spiel denen bei Sudoku ähneln, hat Tiwanaku noch einige weitere Kniffe übrig. Da ich nicht alleine auf der Spielfläche bin, wird es schnell sehr interaktiv. Und da ich stets auch Informationen in den Zügen meiner Mitspielenden erhalte, bleibt es für mich spannend, selbst wenn ich nicht dran bin.
Ein großes Highlight des Spiels, ist das tolle Spielmaterial. Das Thema kommt im Laufe des Spiels zwar kaum durch, hilft aber beim Erklären. Die Illustrationen sind eine Augenweide und beim Halten des Pachamama-Rades fühlte ich mich anfangs wie Indiana Jones mit einem neuen, wertvollen Relikt.
Leider empfand ich es jedoch eher als Spielerei mit hohem Verwaltungsaufwand. Spätestens nach der 15. Nutzung dachte ich daran, wie praktisch eine App mit dieser Funktionalität wäre. Dadurch wären auch mehr als die 20 Szenarioscheiben möglich gewesen.
Neben dem normalen Spielmodus hält Tiwanaku auch einen Solo- und einen kooperativen Spielmodus bereit, bei dem wir alle zusammen spielen.
Unterm Strich ist Tiwanaku ein Fest für alle denen sudokueske Denkaufgaben Freude bereiten und die diese gerne im freundschaftlichen Wettstreit ausleben wollen.
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test.