Seitdem ist der “Escape”-Game-Hype ungebrochen. Kein Wunder, dass zahlreiche Verlage auf diesen Trend aufspringen und immer neue Versionen herausbringen. Einer der neueren Vertreter ist die “Mystery House”-Reihe von Schmidt Spiele. Sie verspricht spannende Neuerungen. Aber ob die wirklich taugen?
So wird Mystery House gespielt
Die Spielschachtel des Grundspiels ist der Kern eines jeden “Mystery House”-Falls. Ein Koordinatensystem aus schmalen Schlitzen im Deckel der Verpackung hilft dabei “Wände” in das 3-dimensionale, mysteriöse Haus zu ziehen. Große Fenster legen den Blick auf die Wände frei. Neben der Spielbox wird noch die kostenlose App zum Spiel benötigt.
Im Verlauf eines jeden “Mystery House”-Falls müssen Rätsel gelöst und Gegenstände gefunden werden. So lassen sich Türen öffnen und die Spieler:innen können immer tiefer in das verborgene Mysterium eintauchen.
Zu Beginn des Spiels wird der entsprechende Fall in der App geöffnet. Es wird nun ein Timer, meist mit 60 Minuten, gestartet. In dieser Zeit gilt es für die Spielenden das Haus zu erkunden und den Fall zu lösen.
Der Blick auf die einzelnen Wandkarten legt zahlreiche Gegenstände frei. Um mit einer Wand zu interagieren, geben die Spielenden die Koordinate der Karte in die App ein. Sie haben nun die Möglichkeit einen Gegenstand genauer zu untersuchen, einen Code einzugeben oder einen Hinweis zu bekommen.
Um einen Gegenstand zu untersuchen, gilt es aus einer Liste das richtige Objekt auszusuchen. Wird ein falscher Gegenstand gewählt, folgt die Strafe auf dem Fuße und die Gruppe verliert 30 Sekunden Zeit.
Oft stellen sich den Spielenden verschlossene Türen, Kisten und Schubladen in den Weg. Diese gilt es oftmals mit einem Code zu öffnen. Wurde der Code entdeckt, kann die Spielgruppe diesen in die App eingeben. Ist er richtig, öffnet sich das Hindernis. Bei falschen Lösungen hagelt es Zeitverlust.
Gelegentlich kann es passieren, dass ein Rätsel besonders knifflig ist und die Spielgruppe nicht weiter kommt. Für diesen Fall hält die App Hinweise bereit.
Haben die Spielenden innerhalb der vorgegebenen Zeit alle Rätsel richtig gelöst, gewinnen sie das Spiel. Sollte die Zeit vorher ablaufen, können die Spielenden dennoch weiter quizzen und den Fall beenden.
Fazit Mystery House
Mit dem 3-dimensionalen Aufbau versucht Mystery House das Spielgefühl eines richtigen Live-Escape-Rooms auf den Tisch zu bringen. Genauso wie in den großen Abenteuerräumen können die Spielenden sich im Gebäude umsehen, Gegenstände und Hinweise finden und neue Räume öffnen.
Obwohl die Idee von Mystery House im Prinzip großartig ist, hat sie bei genauerer Betrachtung gravierende Probleme.
Um das Spiel gut erkunden zu können, sollte es sich auf Augenhöhe befinden. So muss die Box entweder mit Hilfe von weiteren Spielen und Büchern erhöht werden oder sie wird einfach in die Hand genommen und rumgereicht. Ein Spiel mit mehr als 2 Personen ist daher nicht empfehlenswert.
In der Spielanleitung werden zwar 4 Personen empfohlen, damit jede:r Spieler:in eine eigene Gebäudeseite erkunden kann, aber in der Praxis ist das kaum umsetzbar. Viele Hinweise ließen sich erst entdecken als wir die Box schräg hielten und diese in die Hand nahmen.
Des Weiteren empfehlen die Spielregeln eine Taschenlampe um die dunklen Räume erkunden zu können. Leider reflektiert das Material der Karten das Licht so stark, dass es uns schwer fiel einen guten Blick zu erhaschen.
Als demotivierend erwies sich für uns auch die App. Während eine Zeitvorgabe bei richtigen Live Escape-Room Partien allein aus praktischen Gesichtspunkten sinnvoll ist, sehe ich bei Mystery House kaum einen Mehrwert. Natürlich soll der Countdown dazu animieren noch schneller die Rätsel zu lösen. Aber spätestens der ständige Abzug von Zeit ist komplett demotivierend.
Besonders ärgerlich ist es, wenn Zeit abgezogen wird weil man das falsche Wort für einen Gegenstand aus der Liste gewählt hat. Der Spieler weiß womit er interagieren will, muss aber lange suchen, um ein möglichst passendes Wort auf der Liste zu finden. In einigen Fällen sind sich die Worte auf der Liste jedoch so ähnlich, dass wir uns oft verwählten. Das hätte besser gelöst werden können!
Die Liste der Ärgernisse bei Mystery House könnte ich an dieser Stelle noch weiter führen. Das System der Hinweise ist suboptimal, die Geschichten wirken sehr aufgesetzt, und eine nachvollziehbare Auflösung von nicht gelösten Rätseln fehlt komplett.
Nach dem Lösen beider Fälle in der Grundbox bleibt jedoch ein unterhaltsamer Spieleabend mit Rätseln, die fordernd waren und einer besonderen Spielidee, die mich tatsächlich zum Erkunden animiert hat.
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test.