Es werden die großen und kleinen Problempunkte des Lebens auf eine sanfte Art und Weise angesprochen.
“Volle Kraft voraus!” ist dabei ein Brettspiel, wobei das eigene Selbstvertrauen kooperativ angeeignet werden soll. Dieses Spiel wurde von zwei Schweizer Pädagogen (Mélanie Cotting und Quentin Bays) entwickelt und soll auf der neuesten neurowissenschaftlichen Forschung basieren.
Cup of Therapy
Das Spielfeld ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Diese sind: Wut, Verwirrung, Scham, Liebe, Trauer, Freude, Angst und Vertrauen. Jeder dieser Gefühle ist auf einer Gefühlsinsel wiederzufinden. Diese sind mit Wegpunkten und Leitern verbunden.
Bis zu sechs Spieler können an diesem Spiel teilnehmen und den Emotionen freien Lauf lassen. Die Spielenden bekommen eine Spielfigur sowie sechs Handkarten. Auf den Handkarten sind die unterschiedlichsten Illustrationen aus der “Cup of Therapy” Welt.
Sobald der/die Startspieler/in gewählt wurde, wird gewürfelt und sich auf eine entsprechende Gefühlsinsel bewegt. Ist einer der Spielenden auf einer Insel angekommen, wählt diese/r eine oder mehrere Handkarten aus und beschreibt, was auf der Karte zu sehen ist und äußert die Gedanken und Emotionen, welche die Karte für ihn oder sie wecken. Am besten sind natürlich wahre Ereignisse aus dem Leben. Somit macht das Spiel am meisten Sinn. Danach bekommt der Spielende einen Gefühlmarker der jeweiligen Gefühlsinel.
Falls die anderen Spieler zu der gleichen Gefühlsinsel etwas ergänzen wollen und eine Geschichte aus seinem/ihrem Leben erzählen möchten, kann er/sie das zusätzlich tun. Somit erhält diese Person auch einen Gefühlsmarker. Wenn, einer der Spielenden fünf verschiedene Gefühlsmarker erhalten hat, endet das Spiel. Das Regelheft gibt vor, dass der Spielende gewonnen hat, welcher die meisten Gefühlsmarker besitzt oder einfach gar kein Gewinner ermittelt wird. Da jeder mehrere Geschichten erzählt, öffnet er sein Herz und hat somit schon gewonnen.
Fazit:
An diesem Punkt möchte ich auch gleich mein Fazit aufführen. Denn mir erging es sehr ähnlich. Bei diesem Spiel kam es mir gar nicht darauf an, zu gewinnen. Denn dieses Spiel darf in meinen Augen auch gar nicht als normales Brettspiel betrachtet werden, denn sonst könnte es vielleicht zu Enttäuschungen führen. Hier kommt es nicht auf Taktik oder Strategie an. Da es auch keine ausgeklügelte Spielmechanik gibt, die dieses Spiel in irgendeiner Form anders beeinflussen kann.
Im Grunde wäre es ein normales Leiterspiel mit Diskussionsrunden.
Es kommt eher darauf an, mehr über die Anderen zu erfahren. Deren Ängste, Wünsche und auch Träume besser zu verstehen und zu deuten. Gerade für Menschen, die sich sonst vielleicht schwer öffnen können, sollte es eine sehr gute Hilfestellung sein. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass an unserem Abend viele interessante Geschichten ans Licht kamen und das, obwohl ich die Mitspielenden schon privat gut kannte. Auch wenn das Spiel sicher gerade zum Kennenlernen gut geeignet ist, würde ich es vielleicht nicht für den ersten Abend des Kennenlernens empfehlen. Da t sonst die Hemmschwelle bei manchen Themen doch etwas höher ist. Die süßen und schönen Illustrationen helfen einem viel leichter, die Geschichten offen zu erzählen. Außerdem bieten einige auch verschiedene Interpretationsansätze. Ich empfinde, dass man gerade bei diesem Spiel sehr ehrlich agieren sollte, um sich so voll und ganz öffnen zu können. Anfangs habe ich auch nicht verstanden, warum die Altersstufe erst ab 12 Jahren gewählt wurde, doch nach den Partien kann ich dies vollkommen nachvollziehen. Daher wird dieses Spiel auch einen besonderen Platz in meiner Sammlung bekommen und gerade an den Abenden auf den Tisch kommen, wenn es zur Stimmung beiträgt. Vor allem dann, wenn es darum geht, gemeinsam Zeit zu verbringen, ohne dass nach einem/einer Sieger/in gesucht wird.
“In volle Kraft voraus!”
“In volle Kraft voraus!” geht darum, das Selbstvertrauen zu steigern. In der Auslage liegen Karten, die einen Leuchtturm und eine große Welle symbolisieren. Jedoch sind diese Karten inaktiv. Das Spiel ist zu Ende, wenn der Leuchtturm oder die Welle aktiv sichtbar ist. Wenn der Leuchtturm fertig ist, bevor alle Wellen-Karten umgedreht sind, ist das Spiel gewonnen. Wenn die Welle vollständig ist, bevor der Leuchtturm fertig gebaut ist, ist das Spiel verloren.
Mithilfe des Logbuchs werden das Ziel, die Schwierigkeit und die Strategie notiert. Die Spielenden ziehen reihum eine Kompasskarte. Darunter können sich dann Münzen-, Leuchtturm-, Wellen- oder Würfelkarten befinden.
Mit den Würfelkarten können weitere Aktionskarten freigeschaltet werden, welche die Spielenden noch mehr animieren sollen, dass alle Spieler sich mehr öffnen und gegenseitig helfen. Dies soll zu einem Erfahrungsaustausch führen und zusätzlich werden die Funktionen des Gehirns erläutert, welche sich bei bestimmten Emotionen entwickeln.
Am Wichtigsten sind die Münzkarten, mit denen Laternen-Karten eingekauft werden.
Diese beinhalten immer eine Aufgabe. Wobei es immer darum geht, über seine Gefühle, Ängste, Träume und Gedanken zu sprechen. Konnte sich der/die Spielerin öffnen, verdiente er/sie die entsprechenden Diamanten für diese Karte. Bei 20 gesammelten Diamanten kann auch wieder eine Welle deaktiviert werden.
Fazit:
Auch bei diesem Spiel lernt man eine Menge von seinem Gegenüber kennen. Es fühlt sich auch schon mehr wie ein Brettspiel an. Durch die verschiedenen Ereigniskarten und auch das Sammeln und Tauschen der Münzen und Diamanten. Trotzdem würde ich hier sagen, sollte es nicht in erster Linie auf das Gewinnen und Verlieren ankommen. Jedoch hatten wir es nicht in der ersten Partie geschafft, die “Welle zu brechen” und verloren leider im Grunde.
Hier fühlte sich das Verlieren etwas komisch an. Denn man hat nicht nur viel über die Personen, die einem gegenübersitzt, sondern auch viel über sich selbst gelernt. Trotzdem gab es eine kleine Enttäuschung, keine Schatztruhe abgreifen zu können.
Das Logbuch finde ich sehr gut gelöst, so kann auch nochmal später geschaut werden, was die eigentlichen Ziele waren und wie man diese bewältigen kann. Das Begleitheft bietet auch nochmal zusätzliches Informationsmaterial und bietet Tipps für den Alltag. Thematisch passt das Spiel sehr gut, denn wer kennt es nicht, wenn einem manchmal die Emotionen wie eine Welle erwischen. Trotzdem braucht auch dieses Spiel den passenden Moment, um sich bestmöglich entfalten zu können.
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test.
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test.