Auch wenn beide Spiele sich thematisch der Filmbranche verpflichtet fühlen, spielen sich beide sehr unterschiedlich und haben auch ein komplett anderes Setting.
Da ich aber beide Spiele von ihrer Thematik sehr erfrischend fand, will ich euch gerne diese Neuheiten vorstellen. Diese Brettspiele kommen aus dem Kobold Verlag, welcher sich an die Familien-Spieler richtet.
Landschaftsplan und Aktionsplan von Wilde Serengeti
Landschaftsplan und Aktionsplan von Wilde Serengeti
© Foto: Sebastian Schubert

Wilde Serengeti

Dem ein oder anderem sagt vielleicht David Attenborough, Bernhard Grzimek oder Steve Irwin (The Crocodile Hunter) etwas. Wem nicht, das sind alles bekannte Tier-Dokumentarfilmer. Bernhard Grzimek Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ wurde sogar 1960 als erster deutscher Film nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Oscar ausgezeichnet.
Als Tier-Dokumentarfilmende in Wilde Serengeti versucht ihr, anhand vorgegebener Muster die Tierfiguren innerhalb von sechs Runden vor die Linse zu bekommen. Der große Spielplan ist in verschiedene Terrains unterteilt: Gras, Wasser, Fels und Wald.
Auftragskarten bei Wilde Serengeti. Diese Tiere wollen so abgelichtet werden.
Auftragskarten bei Wilde Serengeti. Diese Tiere wollen so abgelichtet werden.
© Foto: Sebastian Schubert
Die Szenenkarten geben an, in welchem Habitat sich die zwölf verschiedenen Tierarten wohlfühlen. Jedoch geben diese Karten auch an, in welcher Reihenfolge oder Position die Tiere sich am besten ablichten lassen.
Pro Runde steht den Spielenden ein Produktionsbudget zur Verfügung, wobei sie neue Tiere „einkaufen“ können.
Tiere die im weiteren Verlauf "dazu gekauft werden können".
Tiere die im weiteren Verlauf „dazu gekauft werden können“.
© Foto: Sebastian Schubert

Anschließend werden diese dann auf dem Spielplan positioniert. Die Tiere können auch ihre Plätze tauschen. Hat einer der Dokumentarfilmenden nicht genug, können auch neue Szenenkarten mit noch mehr Aufträgen dazu gekauft werden.
Jedoch sollten die Spielenden auch im Blick behalten, dass ab der Runde vier die Tierwanderungen beginnen und sich die Tiere auf die Reise machen. Somit können die geplanten Schnappschüsse für die nächste Runde zunichtegemacht werden. In der vierten und sechsten Runde wird sogar der/die beste Dokumentarfilmer/in gekürt und kann mit dem richtigen Tier auch nochmal mehr Ruhm- und Siegpunkte erlangen.
Ein optisch, sehr ansprechender Rundenzähler. Togo der Vogel zeigt an, wann die Tierwanderungen beginnen. Sowie wie viel Geld pro Runde dazuverdient wird und wann die zwei Dokumentarfilme ausgezeichnet werden.
Ein optisch, sehr ansprechender Rundenzähler. Togo der Vogel zeigt an, wann die Tierwanderungen beginnen. Sowie wie viel Geld pro Runde dazuverdient wird und wann die zwei Dokumentarfilme ausgezeichnet werden.
© Foto: Sebastian Schubert
Pro erfüllten Auftrag gibt es Futterrationen, Spezialeffekte, Multiplikatoren oder direkte Siegpunkte. Mit den Futterrationen können die Tiere vor die Kamera gelockt werden. Durch Spezialeffekte können die Terrainwünsche der Tiere ignoriert werden. Die Multiplikatoren können verschiedene Synergien erzeugen, um weitere Siegpunkte zu erzielen.
Spielaufbau bei Wilde Serengeti.
Spielaufbau bei Wilde Serengeti.
© Foto: Sebastian Schubert

Fazit

Was natürlich auf den ersten Blick besonders auffällt, ist die riesige Tischpräsenz. Denn dieses Brettspiel ist nicht gerade für kleine Tische geeignet.
Wer aber den passenden Tisch dafür besitzt, hat auf jeden Fall einen Blickfang für den ganzen Abend.
Aber auch die Gestaltung sowie das Material sind äußerst positiv zu erwähnen. Die 12 verschiedene Tierfiguren + Togo der Rundenzähler sind allesamt bedruckt. Besonders gefällt mir auch, dass sowohl eine kooperative als auch eine kompetitive Regel enthalten ist. Zusätzlich gibt es auch noch eine Solovariante. Die Solovariante ist jedoch ganz schön knackig und benötigt noch mehr Voraussicht als die anderen beiden Varianten. So können die Spielenden entscheiden, welche Variante der Gruppe am meisten liegt.
Wenn die Tierwanderung beginnt, kommen diese Karten ins Spiel (links). Außerdem können mit Charakteren gespielt werden. (rechts)
Wenn die Tierwanderung beginnt, kommen diese Karten ins Spiel (links). Außerdem können mit Charakteren gespielt werden. (rechts)
© Foto: Sebastian Schubert


Persönlich finde ich die kompetitive Variante fast noch die Spannendste. Da alle Szenenkarten offen liegen, müssen die grauen Zellen schon ordentlich angeregt werden. Damit das Bestmögliche für einen selbst, aber das Schlechtmöglichste für die Gegenspieler erzielt werden kann.

Trotz der Vorgaben, welche Tiere in der Szene enthalten sein müssen, können noch weitere andere Tiere in der Nähe stehen. Somit besteht die Schwierigkeit, sehr fokussiert zu sein und auch Tiere, die einem nichts bringen, gut ausblenden zu können. Ich finde diesen Kniff sehr besonders.
Für das Geld bekommt man ein rundum solides Brettspiel. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber leider. Gerade für Grübler in der 4 Personen Besetzungen. Kann das Spiel sich dann doch etwas ziehen. Jedoch muss ich sagen, wenn man die Eventualitäten der Spielenden schon im Kopf durchgeht und seine nächsten Züge plant, kann die Zeit gut überbrückt werden.
Für Gruppen, die nicht diese Geduld aufbringen können, würde ich einfach Runde zwei und Runde vier überspringen. Dem sei aber gesagt, bei einer Tierdoku in der realen Wildnis braucht es auch viel Geduld und den perfekten Moment, um den besten Schnappschuss zu bekommen. Daher finde ich die Mechanik und das Thema sehr passend.
Natürlich kann es auch stressig sein, wenn ständig einem die Tiere verschoben werden. Dies kann für manche Spieler auch etwas frustrierend sein.
Wer aber auf der Suche nach einem kopflastigen Brettspiel mit Puzzle-Mechanik und Tierthema ist, sollte hier auf jeden Fall zuschlagen.
Spielzeit: Ab 45 - 120 Minuten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieleranzahl: 1- 4
Autor:in: Gunho Kim
Verlag: Kobold
Ungefährer Preis: 49 Euro
Schönes Inlay und auch ein kreativer Brettspielkarton. Ein echter Hingucker.
Schönes Inlay und auch ein kreativer Brettspielkarton. Ein echter Hingucker.
© Foto: Sebastian Schubert

Roll Camera!

Was soll schon an einem Film-Set passieren. Regisseure wie Steven Spielberg und James Cameron brauchten auch ein gut funktionierendes Team, damit ihre Filme zu Filmhits wurden.
Bei „Roll Camera!“ agieren die Spielenden kooperativ und müssen die Probleme die an einem Film-Set entstehen ausmerzen. Dabei muss das Budget eingehalten werden und der Zeitplan muss auch stimmen. Denn geht das Budget aus oder die Zeit flöten, heißt es - Spiel Ende. Die Spielenden nehmen die verschiedensten Rollen ein. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Charakterrollen, die Regie, den Ton, die Beleuchtung, die Kamera und so weiter.
Wie der Name schon vermuten lässt, sind Würfel die wichtigsten Spielelemente. Durch cleveres Einsetzen der Crew-Würfel können Probleme beseitigt werden, Praktikanten beauftragt werden oder die Mitarbeiter am Set zum Team-Meeting einberufen werden.
Anhand der Meetings lassen sich Probleme eliminieren oder Zusatzfunktionen für den weiteren Verlauf des Spiels freischalten.
Roll Camera! Ein kooperatives Spiel mit Filmthema.
Roll Camera! Ein kooperatives Spiel mit Filmthema.
© Foto: Sebastian Schubert

Wird das Storyboard beachtet und die Würfel so geordnet wie vorgegeben, können die Szenen zum Schnitt gelangen. Doch vorher muss die Kulisse für die jeweilige Szene gebaut werden.
Je qualitativer die Szenen werden, desto mehr besteht die Chance, „Roll Camera!“ gemeinsam zu gewinnen. Jedoch besteht auch die Möglichkeit ein Trash-Movie zu produzieren, dann gilt es so viele Minuspunkte wie möglich zu generieren. Das Skript ist am Ende ausschlaggebend, wie die einzelnen Szenen zusätzlich bewertet werden. Sind fünf Szenen abgedreht, bevor das Budget oder die Zeit auf Null steht und der Qualitätsmarker entweder auf Trash-Film oder Qualitäts-Film zeigt, habt ihr gewonnen.
Verschiedene Charakterrollen können in "Roll Camera!" gewählt werden.
Verschiedene Charakterrollen können in „Roll Camera!“ gewählt werden.
© Foto: Sebastian Schubert

Fazit

Ich bin echt sehr begeistert von diesem Brettspiel. Doch fangen wir von vorne an. Diese liebevolle Gestaltung traf genau meinen Geschmack. Die Liebe zum Detail ist bei diesem Spiel kaum zu übersehen. Ich finde es großartig, dass schon alleine der Brettspielkarton in Form einer Fimklappe geöffnet wird. Danach die Spielelemente in einem Inlay (Halterung für die Spielelemente) verpackt sind, die optisch an eine Filmrolle angepasst wurde. Somit verrutscht nichts beim Transport und sieht sehr aufgeräumt aus.
Spielaufbau bei Roll Camera!
Spielaufbau bei Roll Camera!
© Foto: Sebastian Schubert
Das noch unverbrauchte Thema mag ich sehr. Denn Brettspiele zum Thema Filmdreh gibt es zurzeit noch wenige. Erst recht nicht im kooperativen Bereich. Auch da gibt es eine weitere Besonderheit. Kooperative Spiele sind meist nur für vier Spieler gedacht. Was ich schon immer sehr schade fand. Eigentlich ist das Spiel auch nur für 1 bis 4 Spieler laut Verpackung ausgelegt, im Regelwerk findet sich aber eine 5 bis 6 Spielvariante.
Der Spielplan im skizzenhaften Design ist an ein Storyboard (Szenenbuch) angelehnt. Auch wenn der Spielplan beim ersten Auspacken vielleicht etwas überladen wirkt, wurde an jedes Detail gedacht und auch gut sichtbar dargestellt. So findet alles seinen Platz und ist gut aufgeräumt. Denn die Kartenstapel, Ablagestapel und Aktionsflächen sind sehr sinnvoll gekennzeichnet.
Die Rollen besitzen alle unterschiedliche Fähigkeiten. Dadurch entsteht das Gefühl, dass jeder auf dem Filmset für seine Aufgabe wirklich gebraucht wird. Zusätzlich haben sie noch kleine, lustige Zusatzfunktionen eingebaut, die bei den richtigen Mitspielenden noch mehr Film-Set-Gefühl aufkommen lassen.
Was ich aber empfehle, ist, dass die Spielenden wenn möglich sich nebeneinander setzen, denn für denjenigen, der Kopfüber sitzt, könnten die Storyboardkarten dann doch etwas ungünstig zum Umdenken sein. Wenn die anderen Spielenden schon ein Muster vorgelegt haben.
Zum Spielgefühl lässt sich sagen, dass man sich gut in die Rolle der Filmschaffenden hineinversetzen kann. Welche Probleme auf einen zukommen können. Jedoch ist das Spiel nicht gerade für unflexible Strategen, die bis zum Schluss alles einkalkulieren wollen. Denn hier müssen die Spielzüge und Aktionen flexibel angepasst werden. Außerdem sollten die Spieler bei diesem Spiel auch diskussionsfreudig sein.
Wenn einige Runden „Roll Camera!“ gespielt worden sind, kann auch noch der Schwierigkeitsgrad angepasst werden. Zusätzlich können dann auch noch die Produktionsfirmen ins Spiel gepackt werden, welche alle zusätzliche und unterschiedliche Schwierigkeiten mit sich bringen.
Spielzeit: Ab 45 - 90 Minuten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Spieleranzahl: 1- 4 (bis 6)
Autor:in: Malachi Ray Rempen
Verlag: Kobold
Ungefährer Preis: 39 Euro
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test.