“Die Nacht der lebenden Toten” - Horrorfilmklassiker aus den 60er Jahren
Der Film “Night of the living dead” (deutscher Titel “Die Nacht der lebenden Toten”) gilt als wichtiger Meilenstein des Zombiefilms und hat die Darstellung von Untoten in den Medien maßgeblich geprägt.
Jedoch hat sich nicht nur die Art, wie Filme gemacht werden, seit den 60er Jahren stark geändert, sondern auch die Sehgewohnheiten der Zuschauer. Wir waren deshalb neugierig, ob überhaupt noch möglich ist “Die Nacht der lebenden Toten” als Horrorfilm ernst zu nehmen? Unsere Antwort ist ein klares: Jein.
Im Film “Die Nacht der lebenden Toten” besucht die junge Barbara zusammen mit ihrem Bruder das Grab ihres Vaters. Während ihr Bruder Jonny vor allem damit beschäftigt ist flaxe Sprüche von sich zu geben, macht die Atmosphäre Barbara sichtlich Angst. Und nicht zu Unrecht. Denn schon nach wenigen Augenblicken stellt sich ein auf dem Friedhof wandelnder Mann als menschenfressender Zombie dar.
Youtube Night of the living Dead (OT)
Sofort attackiert der wandelnde Tote die beiden Geschwister. Während Jonny beim Versuch den Untoten aufzuhalten, ungünstig stürzt, schafft es Barbara sich in ein scheinbar verlassenes Haus zu flüchten. Doch schon nach kurzer Zeit tauchen immer mehr Menschen auf, die im Haus vor den wandelnden Toten Schutz suchen.
Die Gruppe wächst auf insgesamt 6 Personen heran. Doch obwohl alle Beteiligten das Ziel haben zu überleben, gibt es schnell Streit und Misstrauen. Ob die Gruppe es schafft sich trotz der Differenzen gemeinsam vor den Zombiehorden zu schützen? Im Film leider nein.
“Die Nacht der lebenden Toten” entstand in den 60er Jahren als Freizeitprojekt des Regisseurs George A. Romero mit einem sehr geringen Budget. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es beachtlich, wie gut der Film bis heute wirkt.
Die Charaktere sind markant (wenn auch besonders Barbara im Schockzustand unfreiwillig komisch wirkt), die Darstellung der Zombies schaurig und in der Originalbearbeitung des Films wirkt die Musik atmosphärisch (Anfangs sahen wir jedoch eine deutsche Sprachversion des Films mit fürchterlicher Musik und grauenhaften Soundeffekten).
Im Gegensatz zu manch modernem Horrorfilm arbeitet “Die Nacht der lebenden Toten” mit wenigen Splattereffekten und ist nicht übertrieben ekelig. Manche Szenen wirkten auf uns sogar unfreiwillig komisch. Beispielsweise wenn sich Barbara im Schockzustand von einer Wand des Hauses zur anderen wirft oder Tom beim Tanken das ganze Benzin auf dem Boden verteilt und eine herumliegende Fackel das gesamte Auto in die Luft jagt.
Doch auch wegen diesen Momenten macht “Die Nacht der lebenden Toten” heute noch richtig viel Spaß!
“Night of the living dead” - Ein Zombicide Brettspiel
Direkt im Anschluss zum Film bauten wir das dazu passende Brettspiel “Night of the living dead” auf.
Obwohl der Film schon mehr als 50 Jahre alt ist, erschien das Brettspiel erst in diesem Jahr und ist, genau genommen, kein “neues” Brettspiel. Es basiert auf dem Regelwerk der beliebten Spielereihe Zombicide.
Und das ist auch gut so, denn “Die Nacht der lebenden Toten” und Zombicide passen perfekt zusammen! Sowohl im Film, als auch in der Spielereihe geht es darum in einer Gruppe von Überlebenden gegen massig Zombies anzutreten und sich zu schützen.
Dabei müssen wir Spielende das machen, was man vermutlich bei einer Zombieapokalypse so tut. Wir suchen nach praktischen Gegenständen und Waffen, verbarrikadieren Orte und versuchen, die immer größer werdenden Zombiemassen in Schach zu halten. Dafür gilt es sich gut abzustimmen und geschickt Gegenstände zu tauschen.
Nachdem in der Zombicide Spielereihe bereits im Mittelalter, dem Weltall und einer dystopischen Gegenwart Zombies bekämpft werden konnten, ist “Night of the living dead” der erste Ableger der Reihe mit einer Filmlizenz. Und diese spiegelt sich in jedem Element des Spiels wieder.
Unabhängig von der Anzahl der Spielenden übernehmen wir die 6 Charaktere aus dem Film. Auf dem Spielbrett werden diese durch detailgetreue Miniaturen dargestellt. Doch nicht nur die Helden haben es als Miniaturen auf das Spielfeld geschafft. Auch die Zombies und das Spielgelände sind ihren Vorbildern aus dem Film sehr gut nachempfunden. So schaffte es das Spiel, dass wir uns ab der ersten Minute direkt in den Film versetzt fühlten.
In unserem Spiel zu dritt übernahm jeder 2 Charaktere. Zu jeder Person gehört ein Tableau, in welchem gesammelte Gegenstände und Waffen verstaut, die errungenen Erfahrungspunkte festgehalten und verlorene Lebenspunkte markiert werden.
Zu Beginn des Spiels wählten wir das erste Szenario aus. In diesem ist es die Aufgabe der Gruppe das Haus zu verbarrikadieren. Sobald wir vor jedem Fenster eine Barrikade errichtet haben und kein Zombie im Haus ist, würden wir gewinnen. Sollte bis dahin jedoch auch nur eine überlebende Person sterben, hätten wir verloren.
Am Anfang galt es deshalb erst einmal Material für die Barrikaden zu sammeln. Dieses lag zum Teil bereits offen im Raum herum oder musste von uns im Such-Stapel gefunden werden.
Jedes der 10 Szenarien in “Night of the living dead” wird über mehrere Runden gespielt, bis das Missionsziel erreicht ist. In jeder Runde beginnt die Gruppe der Überlebenden. Ist eine Person an der Reihe, kann sie mit jedem ihrer Charaktere mindestens 3 Aktionen ausführen. Mit diesen Aktionen kann sich der Charakter bewegen, Gegenstände aufnehmen, den Raum durchsuchen, mit den anderen Figuren Inventar tauschen und natürlich Zombies angreifen.
Tötet eine überlebende Figur einen Zombie oder verbarrikadiert ein Fenster, erhält sie Erfahrungspunkte und wird stärker. So lassen sich immer mehr Fähigkeiten und weitere Aktionen freischalten, doch auch die Anzahl der Gegner kann so schnell eskalieren.
Sobald jede der 6 Hauptfiguren ihre Aktionen gespielt hat, sind die Zombies an der Reihe. Die Zombies werden durch einfache Regeln gesteuert und bewegen sich entweder ein Feld weit oder greifen Überlebende auf dem selben Feld an. Wir waren daher gut beraten stets einen gewissen Abstand zu den Toten zu bewahren.
Anschließend betreten neue Zombies das Spielfeld. Wie viele Zombies das sind, hängt stark vom Helden mit den meisten Erfahrungspunkten ab. Je stärker ein Charakter, um so mehr Zombies betreten das Spielfeld. Für uns Spielende galt es daher die Aufgaben untereinander gut aufzuteilen, damit unsere Charaktere ausgeglichen stark blieben.
Bis auf die Geschichte der Szenarien spielt sich “Night of the living dead” bis hierher wie jedes andere Zombicide-Spiel. Doch eine Besonderheit gibt es dann doch. Denn jeder Charakter hat 2 Modi. Im normalen Modus haben unsere Protagonisten nur wenige Fähigkeiten. Ähnlich wie im Film auch, sind von ihnen nur bedingt Heldentaten zu erwarten.
Doch beginnen die Spielenden zusammenzuarbeiten, wechseln die Figuren in den “Zombicide” Modus, werden noch furchtloser, erhalten mehr Aktionen und neue Fähigkeiten.
In unserer Partie schafften wir es nach etwa einer Stunde in einem Herzschlagfinale nur knapp das Haus zombiesicher zu machen und gewannen so das Spiel.
Jedes der 10 Szenarien hält eine andere Herausforderung für die Spielgruppe bereit. So müssen sich die Überlebenden später aus dem Haus trauen, ein Auto betanken und die Stadt zombiefrei machen.
So gut hat uns der Themenabend gefallen
Das Besondere am Spiel “Night of the living dead” ist der starke Bezug zum Film. Über das gesamte Spiel hinweg gab es bei uns immer wieder diese “Ach guck mal, das war im Film auch so”-Momente. Das beginnt beim hochwertigen Spielmaterial mit detaillierten Figuren, geht weiter bei der Geschichte der Szenarien und taucht durch die Kartendecks mit Gegenständen im Spiel immer wieder auf.
Leider spiegelt sich die großzügige Ausstattung auch im Preis des Spiels wieder. Im Vergleich zu den anderen Spielen der Zombicide-Reihe ist “Night of the living dead” vermutlich am einstiegsfreundlichsten. Das Regelwerk ist etwas schlanker und die Szenarien etwas leichter. Der hohe Preis von fast 60 Euro dürfte jedoch einige potenzielle Neulinge von einem Kauf abhalten.
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test .