Viele betrachten das Dschungelcamp als völlig verzichtbar, als deutliches Zeichen des allgemeinen Kulturverfalls. Niemals würden sie so etwas angucken. Aber woher wissen sie dann, dass das Format so unterirdisch schlecht ist?
Grund 1: Aus Protest Dschungelcamp gucken
Und von welcher Kultur sprechen wir eigentlich? Gibt es nur die gute Hochkultur, die sich nur mit schöngeistiger Literatur, bildenden Künsten, Theater und Open befasst?
Im Gegensatz zur schlechten Niedrigkultur, die dann den ganzen Rest von Graffiti über Poetry bis Schlager und Dschungelcamp vereint?
Grund 2: Aus Neugier Dschungelcamp gucken
Wer wie ich - in den Medien arbeitet, sollte wissen, was Hunderttausende interessiert und sich selbst eine Meinung bilden.
Grund 3: Aus Lust Dschungelcamp gucken
Und zwar die Lust am Staunen über die ungebremste Lust diverser Halb- oder Gar-nicht-Promis, sich komplett zu entblöden. Um echte Stars gehts schon lange nicht mehr, obwohl RTL etwa alle zwei Jahre zumindest wenigsten einen halbwegs bekannten Menschen fürs Format gewinnen kann.
Leider sind die oft die langweiligsten Campteilnehmer: Ich erinnere nur an Helmuth Berger, der drei Tage lang körperlich zwar körperlich anwesend, ansonsten aber besorgniserregend war.
Und mal ganz ehrlich: Einem echten Star wollen wir die ganzen Torturen doch gar nicht zumuten. Dann doch lieber die von Staffel zu Staffel bedeutungsloser werdenden Teilnehmer. Die sind durch ihr oft wirres Reden und Tun zumindest erstaunlich und bleiben über Wochen bundesweites Thema.
Grund 4: Aus Gewohnheit weiter Dschungelcamp gucken
Als die erste Staffel 2004 ausgestrahlt wurde, war ich Schlussredakteurin einer Zeitung in Berlin. Meine Chefs hatten mich beauftragt, die Sendung live zu sehen und direkt für Zeitung am nächsten Tag zusammenzufassen und zu kommentieren.
Anfangs habe ichs gehasst. Daniel Küblböck im Kakerlaken-Sarg verursachte beinahe Brechreiz. Aber spätestens seit dem Zickenkrieg zwischen Dolly Buster und Désirée Nick kam Tempo in die Angelegenheit.
Grund 5: Das Dschungelcamp macht immer noch Spaß
Weil man sich am nächsten Tag mit anderen über den erstaunlichen Unfug der am Vorabend gezeigten Sendung austauschen und herzhaft darüber lachen kann. Wenn man darüber lachen kann.
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