Von Dorothee Torebko
Das Pkw-Maut-Desaster zieht immer weitere Kreise: Nun haben die Grünen angekündigt, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zu verklagen. Der sächsische Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn (Grüne) will den Minister dazu zwingen, die Maut-Verträge mit den eigentlich vorgesehenen Betreibern offenzulegen. Am Montag kündigte das Verkehrsministerium an, die Klage zu prüfen. Das Thema wird Scheuer nicht loslassen. Zumal jetzt der Bundesrechnungshof einen Vorschlag zur Öko-Maut auf den Tisch gelegt hat.
Seit sechs Monaten weigert sich @AndiScheuer die #pkwmaut-Verträge offen zu legen, twitterte Kühn am Montag. Ich habe Klage eingereicht, damit diese Hinhalte-Taktik ein Ende findet. Der Minister steht in der Kritik, weil er ohne Rechtssicherheit Verträge mit möglichen Betreibern der Pkw-Maut abgeschlossen hatte. Nachdem der Europäische Gerichtshof die Abgabe gekippt hatte, kündigte Scheuer die Verträge. Doch es gilt als wahrscheinlich, dass die Betreiber Schadenersatz für die Investitionen und Leistungen fordern und ein Schiedsgerichtsverfahren anstreben. Das könnte teuer für den Bund werden.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Kühn hatte bereits im Januar auf der Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes die Herausgabe der Verträge beantragt. Das Ministerium hatte ihn aber immer wieder vertröstet, geht aus dem Briefwechsel zwischen Verkehrsministerium und Kühn hervor, der der RUNDSCHAU vorliegt. Deshalb ergriff der verkehrspolitische Sprecher nun die Initiative und klagte vor dem Verwaltungsgericht Berlin. Das Verkehrsministerium verteidigt sich damit, dass die Abgeordneten die Verträge durchaus einsehen können an der Geheimschutzstelle des Bundestags. Allerdings dürfen sie über die auf zehn Aktenordner verteilten Verträge nicht öffentlich reden. Unterstützung bekommt Scheuer hierbei von der verkehrspolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Daniela Ludwig. Der Verkehrsminister stelle volle Transparenz her und dürfe gegen den erklärten Willen der Vertragspartner die Verträge für alle veröffentlichen.
Für den Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer reicht das aber nicht. Auf der Sondersitzung des Verkehrsausschusses am 24. Juli fordert er Klarheit darüber, wie hoch das finanzielle Risiko für den Bund mit der Pkw-Maut war. Und auf welcher rechtlichen Basis die Verträge mit den Betreibern unterzeichnet wurden. Wenn das Verhalten von Herrn Scheuer so weitergeht, dann laufen wir auf einen Untersuchungsausschuss zu, sagte Krischer gegenüber dieser Zeitung.
Derweil geht die Debatte um eine Maut ohne Ausgleich für deutsche Autofahrer weiter. Nun hat sich der Präsident des Bundesrechnungshofs, Kay Scheller, eingeschaltet. In der Süddeutschen Zeitung plädiert er für die sogenannte Öko-Maut. Das SPD-geführte Umweltministerium, das diese ablehnt, bekam am Montag Unterstützung von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Einen nationalen Vorstoß in Sachen Maut werde es nicht mehr geben. Man müsse dies europäisch diskutieren. Entweder für alle oder gar keinen, sagte er.
Leitartikel Seite 8
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