Das persönliche Saisondebüt verlief für Amateurfußballer Jens Prinz wie am Schnürchen: Im Kreisoberliga-Spiel mit dem ESV Lok Falkenberg gegen den Aufsteiger SV Blau-Gelb Sonnewalde wollte der 35-Jährige gar nicht mehr aufhören, zu treffen. Gleich fünf Mal trug er sich in die Torschützenliste ein und war damit hauptverantwortlich für den standesgemäßen 6:0-Sieg seiner Mannschaft am 2. Spieltag.

Herr Prinz, gegen Sonnewalde erzielten Sie fünf der sechs Tore ihres Teams: War das ein Tag, an dem einfach alles geklappt hat?

Prinz Kann man so sagen. Fast jeder Schuss war ein Treffer, von meinen sieben Chancen in diesem Spiel sind fünf reingegangen. Ich hatte also ordentlich Zielwasser getrunken.

Ist Ihnen ein Fünferpack in ihrer Karriere vorher schon einmal gelungen?

Prinz Ich kann mich erinnern, dass ich in der D-Jugend einmal acht Tore in einem Spiel geschossen habe – aber im Jugendfußball ist das natürlich etwas anderes. Sonst habe ich auch schon drei Mal getroffen, auch zwei Tore in einem Spiel kamen öfter mal vor.

Hatten Sie im Vorfeld schon das Gefühl, dass es ein gutes Spiel werden könnte?

Prinz Grundsätzlich habe ich mich auf meinen ersten Einsatz gefreut, da ich das erste Saisonspiel verpasst habe. Meine Kinder haben mir vor dem Spiel gesagt, dass ich ein Tor für sie schießen soll. Jetzt sind es gleich mehrere geworden.

Waren unter den fünf Treffern auch besonders schöne dabei?

Prinz Ja, das dritte Tor habe ich etwa per Volleyabnahme mit dem etwas schwächeren linken Fuß erzielt. Allgemein habe ich mit rechts, mit links und mit dem Kopf getroffen. Es war also alles dabei.

Ihr Co-Trainer Jörg Birkholz sagte nach dem Spiel, dass Ihnen ihr trainingsfreier Tag, den Sie jeden Freitag einlegen, noch fünf weitere Tore gekostet habe. Hat er Recht?

Prinz Naja, im Vergleich zum Co-Trainer ist mein Trainingsrückstand ja trotzdem nicht so groß (lacht). Dass ich mir den Freitag frei nehme, ist aber durch meine Familie bedingt. In den letzten Jahren musste ich beruflich viel nach Berlin pendeln und war währenddessen noch mit dem Hausbau beschäftigt. Die Zeit, die ich damals nicht so sehr mit meiner Familie verbringen konnte – auch da habe ich nebenbei noch Fußball gespielt – möchte ich jetzt nachholen.

Sie ziehen beim ESV Lok Falkenberg normalerweise die Fäden im Mittelfeld. Müssten Sie mit dieser Torquote nicht weiter vorne auf dem Feld stehen?

Prinz Als der Trainer im Spiel gegen Sonnenwalde in der zweiten Halbzeit gewechselt hat, bin ich auch vom Mittelfeld in den Sturm gewechselt. Schon früher habe ich beim ESV Lok im Sturm gespielt. Mir gefällt es aber lieber, im Mittelfeld die Bälle anzufordern und zu verteilen.

In der vergangenen Saison erzielten Sie 13 Tore, jetzt sind es schon fünf. Wie viele Tore haben Sie sich in diesem Jahr vorgenommen?

Prinz In erster Linie ist es das Ziel, dass wir als Mannschaft aufsteigen. Wer da die Tore schießt, ist egal. Mein Wunsch ist es vor allem, möglichst viele Spiele mitzumachen. Im vergangenen Jahr konnte ich wegen der Pendelei nach Berlin nur an 17 von insgesamt 30 Saisonspielen teilnehmen. Diese Saison möchte ich bei mindestens 20 Spielen dabei sein.

Die ersten drei Saisonspiele hat der ESV Lok Falkenberg alle gewonnen. Halten Sie den Aufstieg in die Landesklasse für möglich?

Prinz Wenn wir konstant bleiben und nicht in jedem Spiel eine neue Mannschaft aufstellen müssen, dann ja. Im letzten Jahr waren wir beispielsweise auf der Torhüterposition nicht gut besetzt. In der ganzen Saison standen neun oder zehn verschiedene Leute im Tor, darunter auch Feldspieler. Diese Saison sind wir da deutlich konstanter.

Werden Sie auch in der Landesklasse noch die Schuhe für den ESV Lok schnüren?

Prinz Ich habe das Ziel, so lange, wie meine Füße mich tragen, auf dem Platz zu stehen. Mit 35 bin ich zwar schon im höheren Fußballalter, aber ich denke, dass da schon noch vier, fünf Saisons dazukommen können.

Sie spielen seit 2015 beim Verein. Wo waren Sie vorher aktiv?

Prinz Beim ESV Lok habe ich meine Karriere auch begonnen. Zwischendurch habe ich wegen meines Studiums in Mannheim gespielt, danach in Berlin und später auch in den USA, wo ich bei einer Freizeitmannschaft aktiv war. Seit ich aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrt bin, spiele ich wieder in Falkenberg.

Mit Ihrer Erfahrung: Welche Tipps haben Sie für junge Spieler, die ebenfalls einen solchen Torriecher entwickeln wollen?

Prinz Intensives Training und eine gute Vorbereitung sind der Schlüssel zum Erfolg. Während des Spiels ist es wichtig, immer einen Schritt schneller zu sein als der Gegner. Außerdem darf man nicht aufgeben, auch wenn man schon einige Chancen schon vergeben hat. Und: Glück gehört manchmal auch dazu! Der Rest kommt dann von ganz allein.

mit Jens Prinz sprach Julian Münz