Die Ukraine-Krise spitzt sich dramatisch zu: Die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung scheinen sich zu zerschlagen. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete gestern Abend die Entsendung von Truppen in den umkämpften Osten des Landes an. Die Einheiten sollen in den kurz zuvor von ihm als unabhängige Staaten anerkannten „Volksrepubliken Luhansk und Donezk“ für „Frieden“ sorgen. Der Kremlchef unterzeichnete nach einer denkwürdigen TV-Ansprache ein entsprechendes Dekret. Der Westen protestiert und will Sanktionen verhängen - doch lässt sich Putin davon beeindrucken?
Aber worum geht es bei dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eigentlich genau? Alle wichtigen Fragen und Antworten zum Thema findet ihr in diesem Artikel.
Alle Informationen zur aktuellen Entwicklung des Konflikts gibt es im Liveticker.
Grund für den Russland-Ukraine-Konflikt: Worum geht es aktuell?
Was will Putin eigentlich von der Ukraine? Die Frage nach dem Grund für den Anhalten Russland-Ukraine-Konflikt ist nicht einfach zu beantworten. Die wichtigsten Hintergründe für die Belagerung der Ukraine durch russische Truppen:
Russland hat Sorge vor einer Osterweiterung der Nato und will daher nicht, dass sich auch die Ukraine – wie bereits Estland, Lettland, Litauen und Polen – dem Bündnis anschließt. Seit Jahren gibt es von Seiten der Ukraine verstärkt Bestrebungen, sich stärker zur EU hinzuwenden. Aus Sorge vor einer Annäherung der Ukraine an den Westen entzündete sich auch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine um die Halbinsel Krim im Osten des Landes. Russlands Präsident Putin annektierte die Krim schließlich, was der Westen als völkerrechtswidrig verurteilte. Seither herrscht im Osten der Ukraine ein Bürgerkrieg zwischen dem westlich-orientierten und dem pro-russischen Teil der Bevölkerung. Die pro-russischen Kräfte kämpfen für die Abspaltung der zwei Volksrepubliken Donezk und Luhansk von der Ukraine. Es steigt kontinuierlich die Sorge, dass Putin den Donbass wie bereits die Krim annektieren und es zum Krieg kommen könnte. Bisher wurden in dem seit 2014 andauernden Krieg im Osten der Ukraine mehr als 13.000 Menschen getötet
Hat die Ukraine zu Russland gehört?
Bis 1991 gehörte die Ukraine zur Sowjetunion (UdSSR). Mit der Auflösung der UdSSR entstanden mehrere unabhängige Staaten, darunter die Ukraine. Unter der Regierung der Sowjetunion haben einige Staaten gelitten. Sie wollen sich von Russland distanzieren und sich schützen. Daher haben sich Staaten wie Estland, Lettland, Litauen und Polen der Nato angeschlossen – was Russland als Bedrohung empfindet.
Könnte es durch einen Angriff zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine kommen?
Moskau hat Warnungen der USA vor einer möglicherweise an diesem Mittwoch bevorstehenden russischen Invasion der Ukraine scharf zurückgewiesen. „Ich kann, soweit es Russland betrifft, versichern, dass es an diesem Mittwoch keinen Angriff geben wird“, sagte Russlands Botschafter bei der EU, Wladimir Tschischow, der „Welt“. „Es wird auch in der kommenden Woche keine Eskalation geben, oder in der Woche danach, oder im kommenden Monat“, sagte er weiter. „Kriege in Europa beginnen selten an einem Mittwoch“, fügte Tschischow hinzu.
Aktuell spitzt sich die Lage in der Ukraine dramatisch zu. Medienberichten zufolge ist ein Angriff Russlands nicht unwahrscheinlich. Einem Bericht des Spiegel zufolge warnen sogar die US-Geheimdienste mittlerweile eindringlich vor einem bevorstehenden Angriff Putins auf die Ukraine. Denn Russland hält derzeit mehrere Manöver ab. Die USA befürchten, dass die Truppenbewegungen sowie ein Aufmarsch Zehntausender Soldaten entlang der ukrainischen Grenzen der Vorbereitung eines Krieges dienen könnten. Russland weist das zurück und betont täglich, keinen Überfall auf die Ukraine zu planen.
Welche Auswirkungen hätte ein Krieg auf Deutschland und die Welt?
Weil die russische Politik immer aggressiver wird, steigt die Sorge vor einem bevorstehenden Krieg mit der Ukraine extrem. Bisher hat die deutsche Politik allerdings ausschließlich auf diplomatische Mittel gesetzt und schließt Waffenlieferungen an die Ukraine sowie einen militärischen Eingriff aus. Für den Fall einer militärischen Eskalation hat der Westen (samt Deutschland) Russland mit harten Wirtschaftssanktionen gedroht. Bei einer Eskalation des Ukraine-Konflikts könnten die USA und Europa Strafmaßnahmen gegen Russland verhängen. Befürchtet wird als Reaktion daraufhin aber, dass Russland die Gaslieferungen nach Deutschland und in die EU einstellen könnte. Das würde zur wohl schlimmsten Energiekrise seit den 70ern führen.
Russland-Ukraine-Konflikt – aktuelle Infos
Jeden Tag gibt es im andauernden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine neue Entwicklungen. Nach Hier findet ihr jeden Tag Neuigkeiten zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und zur aktuellen Lage an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine:
Aktuelle Lage am 21.02.2022: UN-Sicherheitsrat – USA fürchten weitere Invasion: Russland droht
Nach der beispiellosen Eskalation im Ukraine-Konflikt haben eine Reihe von Ländern vor dem UN-Sicherheitsrat mit Konsequenzen gegen Russland gedroht. Keines der Mitglieder des mächtigsten UN-Gremiums verteidigte derweil Moskaus Entsendungsbefehl von Truppen in das Nachbarland bei einer hitzigen Dringlichkeitssitzung in New York am Montagabend (Ortszeit). Die USA sehen die Handlungen als ersten Schritt zu einem vollständigen Einmarsch. Russland gab unterdessen der Ukraine die Schuld und drohte mit „äußerst gefährlichen Folgen“. Moskaus Partner China hielt sich auffallend zurück.
Aktuelle Lage am 21.02.2022: Putin erkennt Separatisten-Gebiete in der Ukraine als „Volkskrepubliken“ an
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Unabhängigkeit der Separatisten-Gebiete in der Ostukraine anerkannt und Abkommen zur Unterstützung der pro-russischen Rebellen unterzeichnet. "Ich halte es für notwendig, eine längst überfällige Entscheidung zu treffen, nämlich die Unabhängigkeit und Souveränität der Volksrepublik Donezk und der Volksrepublik Luhansk unverzüglich anzuerkennen", sagte Putin am Montagabend in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede.
Er rief das Parlament auf, "diese Entscheidung zu bestätigen und anschließend die Freundschafts- und Hilfsabkommen mit den beiden Republiken zu ratifizieren".
Die Gewalt in den pro-russischen Separatistengebieten hatte in den vergangenen Tagen stetig zugenommen. Die Separatistenführer der selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk hatten Putin am Montagnachmittag aufgerufen, ihre Unabhängigkeit von der Ukraine anzuerkennen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Putin in einem Telefonat vor der Anerkennung der "Volksrepubliken" gewarnt und einen solchen Schritt als "Bruch" der Minsker Abkommen zur friedlichen Beilegung des Konflikts in der Ostukraine bezeichnet. Die EU drohte Putin im Falle einer Anerkennung der Separatisten mit Sanktionen.
Aktuelle Lage am 20.02.2022: Russland zieht doch nicht aus Belarus ab
Inmitten schwerer Spannungen im Ukraine-Konflikt wollen Belarus und Russland weiter gemeinsame Militärübungen abhalten. Das teilte der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin am Sonntag mit. Damit werden russische Truppen vorerst nicht wie zuvor angekündigt aus Belarus abgezogen. Chrenin sagte am Sonntag laut einer Mitteilung, „angesichts der Zunahme der militärischen Aktivitäten“ in der Nähe der Außengrenzen beider Länder und der Verschärfung der Lage in der Ostukraine sei beschlossen worden, die „Überprüfung der Reaktionskräfte des Unionsstaates“ fortzusetzen.
Belarus und Russland halten seit zehn Tagen gemeinsam ein großes Manöver ab. Das sollte am Sonntag zu Ende gehen. Unklar war aber, wie viele russische Soldaten im Nachbarland bleiben werden.