In Polen haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als 1,43 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das geht aus Zahlen der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität hervor. Innerhalb von 24 Stunden stieg die Zahl der Neuinfektionen zum Sonntag, 17. Januar, um 5394 Fälle an. Vor einer Woche lag diese Zahl an einem Sonntag noch bei 9133 Fällen. Damit hat der Lockdown in Polen zu einem starken Absinken der Neuinfektionszahlen geführt. Noch am 24. November wurden mehr als 30.000 Neuinfektionen pro Tag vermeldet. Die Todeszahlen nach einer Coronainfektion stiegen am Sonntag innerhalb von 24 Stunden um 142 Fälle. Insgesamt sind in Polen 33.407 Menschen nach einer Coronainfektion gestorben.
Das öffentliche Leben in Polen ist deutlich eingeschränkt. Restaurants sind grundsätzlich geschlossen, nur Mitnahme- und Lieferservice ist erlaubt. In Läden und Poststellen bis zu 100 Quadratmeter dürfen sich max. fünf Kunden pro zehn Quadratmeter gleichzeitig aufhalten. Ab 100 Quadratmeter ist die max. Kundenzahl auf eine Person pro 15 Quadratmeter begrenzt. Übernachtungen in Hotels sind nur noch Geschäftsreisenden erlaubt. Der Schul- und Hochschulbetrieb ist stark eingeschränkt. Von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr dürfen Kinder unter 16 Jahren den Wohnbereich nicht ohne Begleitung eines Erwachsenen verlassen.

Bars und Hotels wollen trotz Verbot öffnen

In Polen wächst der Widerstand gegen eine Fortsetzung des harten Lockdowns. Die Betreiber von mehr als hundert Hotels, Restaurants und Bars sowie einige Freizeiteinrichtungen gaben am Montag, 18. Januar, auf Twitter unter dem Hashtag „#otwieramy“ (Wir öffnen) ihre Absicht bekannt, das Geschäft in den kommenden Tagen wieder aufzunehmen. Die Firmen zitieren dort das Urteil eines Verwaltungsgerichts in Opole (Oppeln), wonach der derzeit verhängte Teil-Lockdown ohne die dafür in der Verfassung vorgesehenen Mechanismen verhängt wurde.
Besonders laut sind die Forderungen nach Lockerungen in den beliebten polnischen Wintersportorten wie Zakopane, wo die Branche um den Ausfall der gesamten Saison fürchtet. Aber auch etwa im westpolnischen Gniezno (Gnesen) will laut Agentur PAP eine Gruppe von 40 Hotel- und Restaurantbetreibern zum 1. Februar wieder öffnen – unabhängig davon, ob die Regierung dies bis dahin erlaubt. „Wir haben genug vom Warten“, sagte Restaurantbesitzer Arkadiusz Gwizdala.
Regierungschef Mateusz Morawiecki appellierte an die Unternehmer, die Restriktionen einzuhalten. „Sie retten damit Leben.“ Man werde die Einschränkungen durchsetzen und verschärft kontrollieren. Vertreter des des größten Oppositionsbündnisses Bürgerkoalition (KO) forderten unterdessen die Regierung auf, die Auflagen für Unternehmer zu lockern. Die Corona-Hilfen des Staats seien nicht ausreichend, um die Verluste auszugleichen.

Keine Einkaufsfahrten nach Polen möglich

Mit den steigenden Coronazahlen und dem Lockdown in Deutschland gelten auch härtere Regeln für Reisen nach Polen und zurück. Aus Brandenburg und Sachsen geht es nicht mehr zum Einkaufen oder Tanken ins Nachbarland.
Der sogenannte kleine Grenzverkehr ins Nachbarland Polen ist für Brandenburg im Zuge der verschärften Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie seit Mittwoch, 16. Dezember, eingeschränkt. Bei der Einreise nach Brandenburg aus ausländischen Corona-Risikogebieten ist künftig zuzüglich zu einer zehntägigen Quarantäne auch ein Corona-Test vorgeschrieben. Dies beschloss das Kabinett am Dienstag, 12. Januar, in Potsdam, wie die Staatskanzlei mitteilte. Zu den Risikogebieten gehört auch Polen.
Die Verordnung ist seit Mittwoch in Kraft und gilt zunächst bis Ende Januar. Ausnahmen gelten weiterhin für Berufspendler, Schüler sowie für Besuche bei engen Verwandten oder Lebenspartnern. Wer nach Brandenburg kommt, muss sich höchstens 48 Stunden vor oder unmittelbar nach der Einreise testen lassen.
„Mit der generellen Testpflicht vor Einreise und der Pflicht zur Registrierung hoffen wir, die unkontrollierte Einschleppung aus dem Ausland stoppen zu können“, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Diese Regelung gelte bundesweit. Es sei wichtig, die Verbreitung des Virus und vor allem der neuartigen Mutationen zu bremsen. „Deshalb ist ab morgen die Einreise aus Risikogebieten nur mit frischem Negativ-Test in der Tasche möglich.“

Berliner dürfen auch nicht mehr nach Polen reisen

Berlin will Einkaufstouren nach Polen nicht mehr zulassen. Kurzreisen zum Shoppen und zum Böllerkauf in dem Nachbarland im Rahmen des Kleinen Grenzverkehrs sind während der Corona-Pandemie nicht mehr möglich, wie der Senat am Dienstag beschlossen hat. Das teilte eine Senatssprecherin nach der letzten regulären Sitzung in diesem Jahr mit. Aus Brandenburg hatte es zuletzt mehrfach deutliche Kritik an der Berliner Praxis gegeben.
Denn bisher galt, dass Berlinerinnen und Berliner ohne anschließende Quarantäne zum Kurztrip und Einkaufen nach Polen einreisen durften. Brandenburger konnten das bereits nicht mehr, weil Brandenburg den Kleinen Grenzverkehr mit Beginn des Lockdowns im Einzelhandel ausgesetzt hatte. Nun hat sich Berlin den Brandenburger Vorstellungen angeschlossen. „Damit müssen Berlinerinnen und Berliner, die beispielsweise zum Einkaufen nach Polen fahren wollen, nach Wiedereinreise in Quarantäne“, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit mit.
Die Container eines Corona-Testcenter der Firma CoviMedical UG stehen auf einem Rasthof in Kodersdorf (Sachsen). Seit dem 18. Januar 2021 gilt eine Testpflicht für Pendler aus oder in Risikogebiete - sie müssen sich von nun an einmal pro Woche testen lassen.
Die Container eines Corona-Testcenter der Firma CoviMedical UG stehen auf einem Rasthof in Kodersdorf (Sachsen). Seit dem 18. Januar 2021 gilt eine Testpflicht für Pendler aus oder in Risikogebiete - sie müssen sich von nun an einmal pro Woche testen lassen.
© Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Auch in Sachsen gibt es keine Einkaufsfahrten nach Polen

In Sachsen gelten die schärferen Corona-Regeln bereits seit ein paar Wochen. Demnach dürfen Personen nur noch für maximal zwölf Stunden ohne Quarantänepflicht aus einem ausländischen Risikogebiet nach Sachsen einreisen oder sich für weniger als zwölf Stunden im ausländischen Risikogebiet aufhalten, wenn sie einen triftigen Grund haben. Dazu zählen berufliche, soziale oder medizinische Gründe.
Gleichzeitig darf der Aufenthalt nicht dem Einkauf, der privaten Teilnahme an einer kulturellen Veranstaltung, einem Sportereignis, einer öffentlichen Festivität oder einer sonstigen Freizeitveranstaltung dienen oder gedient haben.
Staatsministerin Petra Köpping: „Ich habe mehrfach deutlich gemacht, dass ich mit Blick auf die hohen Infektionszahlen regen grenzüberschreitenden Einkaufstourismus sehr kritisch sehe. Angesichts der ernsten Lage haben wir entschieden, dass Einkaufs- oder Tankfahrten nicht mehr von der Quarantänepflicht ausgenommen sind. Wir müssen die Kontakte einschränken, um die Pandemie einzudämmen.“
Seit Montag, 18. Januar, greift zudem in Sachsen eine Testpflicht für Berufspendler. Die Testzentren verbuchten regen Zulauf, unter anderem das Modl Medical-Testcenter in Görlitz. Modl Medical will am Mittwoch ein weiteres Testzentrum in Zittau eröffnen. Ein weiteres Testzentrum hatte am Freitag in Kodersdorf eröffnet. Zudem können sich Berufspendler aus Polen und Tschechien auch in Apotheken in Görlitz sowie bei einzelnen Ärzten testen lassen. Einige von ihnen erlebten am Wochenende einen Ansturm. Viele Unternehmen aus der Grenzregion haben sich darüber hinaus für eigene Lösungen entschieden und Personal zum Testen geschult oder externe Testanbieter gebucht.
Pendler aus oder in Risikogebiete müssen sich von nun an einmal pro Woche testen lassen. Von Unternehmen und Verbänden gibt es Kritik. Kippen könnte die Regel, wenn Deutschland wegen der hohen Infektionszahlen Tschechien als Hochrisikogebiet einstuft. Damit wäre ein Grenzübertritt für tschechische Pendler laut einer neuen Verordnung des Bundes nur noch mit einem negativen Corona-Test möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.