Die Gelegenheit sei günstig so argumentierte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, als sie am Montagabend die politische Welt mit ihrem Syrien-Vorstoß überraschte. Sie verwies auf allerlei auslaufende Fristen und internationale Treffen. Nun, am Ende dieser für die CDU-Chefin mal wieder nicht einfachen Woche lässt sich sagen, dass das Momentum nicht wirklich gegriffen hat. Die SPD schmollt, Russland und die Türkei haben ihre eigenen Fakten geschaffen und die Nato hat mal drüber geredet. War es das jetzt also mit der Sicherheitszone in Nordsyrien? Und vor allem: War es das jetzt mit der Kanzlerkandidatin Kramp-Karrenbauer?
Der Reihe nach: Tot und verscharrt ist ihre Initiative nicht, noch nicht. AKK muss sich nun aber mächtig reinhängen. Sie wird zum einen mit dem Koalitionspartner SPD reden müssen, der bei allem berechtigten Gezeter über die dilettantische Art der Einbringung in der Sache ja nicht kategorisch Nein gesagt hat. Wie auch? Dass Deutschland sich stärker bei der Lösung internationaler Konflikte engagieren sollte, ist schließlich so etwas wie Konsens. Allerdings wissen die Sozialdemokraten scheinbar noch weniger als die Union, was das konkret heißen soll.
Kramp-Karrenbauer braucht zudem internationale Verbündete für ihre Idee. Frankreich ist dabei der natürliche erste Ansprechpartner. Eigentlich kein Problem für eine Saarländerin, sollte man meinen. Doch Kramp-Karrenbauer hat im Élysée nicht den besten Ruf, seit sie ihre Antwort auf Macron dazu genutzt hat, den Standort Straßburg für das Europaparlament infrage zu stellen.
Und à propos Europa: Eine weitere mögliche Unterstützerin sitzt demnächst auf dem Topjob der EU. Ursula von der Leyen hat als Ministerin entscheidend dazu beigetragen, die gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik schlagkräftiger zu machen. Auch wenn Syrien eine Nummer zu groß sein dürfte für die noch unerprobten Strukturen, Schwung für eine Initiative ließe sich hier vermutlich organisieren. Und womöglich könnte AKK auch in Großbritannien Unterstützer finden; auf der Insel gibt es nicht wenige, die hoffen, wenigstens über die Sicherheitspolitik ein paar solide Verbindungen nach Europa halten zu können.
Einen am Ende gar erfolgreichen Syrien-Einsatz garantiert das alles natürlich längst nicht. Ob Europa ohne die Schlagkraft der USA hier viel ausrichten kann, ist mehr als fraglich. Doch Kramp-Karrenbauer hat nun wenigstens den Versuch gestartet, sich mit deren Plänen für die Region nicht einfach achselzuckend abzufinden.