Die Lausitz steht am Anfang eines Prozesses, den wir mitgestalten wollen. Wir sind Schüler aus Dresden, besuchen die Sekundarstufe II am Martin-Andersen-Nexö Gymnasium. Und wir haben ein Verfahren entwickelt, mit dem junge Lausitzer ihre Ideen für die Zukunft ihrer Region einbringen können.
Mit der Strukturstärkung werden große Summen in Aussicht gestellt, die die betroffenen Regionen beim Strukturwandel unterstützen sollen. Doch wie wird sichergestellt, dass das Geld auch da ankommt, wo es am dringendsten gebraucht wird und die Menschen vor Ort wirklich profitieren? Darüber haben wir uns Gedanken gemacht. Vor einem Jahr haben wir am Young Economic Summit teilgenommen, das ist ein bundesweiter Schülerwettbewerb, bei dem es um das Lösen von regionalen Herausforderungen geht. Unser Wettbewerbsprojekt ist die Lausitz.

Die Idee: Bürger verteilen Strukturmittel selbst

Das Schicksal des Braunkohlereviers berührt uns alle drei. Wir haben als Dresdner eine Bindung zur Region Ostsachsen, wo wir mit unseren Familien oft unterwegs sind. Wir wünschen uns sehr, dass die Lausitz nach dem Ende der Braunkohle 2038 eine Zukunft hat – und dass die Einheimischen den Wandel ihrer Region mitgestalten.
Wir haben einen Verteilmechanismus entwickelt, bei dem die Bürger selbst einen Teil der 17 Milliarden Euro verwalten. Denn die Bürger vor Ort wissen am besten, was ihre Region braucht. Unsere Idee haben wir schon in Politik und Wirtschaft vorgestellt und damit viel Aufmerksamkeit bekommen. Unterstützt hat uns das Ifo-Institut in Dresden.

Lausitzer ab 14 Jahren können mitbestimmen

Wir wollen jedes Jahr Diskussionsforen veranstalten, auf denen Lausitzer ihre Ideen vorstellen können. Neben einem Lausitz-Forum soll es auch in jedem Landtags-Wahlkreis ein Treffen geben.
Nachdem die Ideen entwickelt wurden, werden sie in einem entsprechenden „Lokalrat“ debattiert. Diese Räte kommen in jedem Wahlkreis zusammen. Dabei treffen sich jeweils 20 Bürger mit zehn Kommunalpolitikern und dem Landrat. Uns ist wichtig, dass möglichst viele junge Menschen ab 14 Jahren dabei sind. Denn schon 14-Jährige haben in Sachsen Gemeinschaftskunde-Unterricht und sind daher mit Gesellschaftsthemen vertraut.
Und: Wir wollen auch Menschen mitnehmen, die sich sonst nicht so stark an lokalen Entscheidungen beteiligen. Deshalb werden die 20 Bürger aus verschiedenen Altersgruppen gelost.

Ein Lokalrat sichtet die Vorschläge der Lausitzer

Alle Bürger sind für zwei Jahre Teil des Lokalrats. Jedes Jahr sind zehn neue Bürger dabei. Der Lokalrat berät darüber, ob die vorgeschlagenen Ideen umsetzbar sind. Bei dieser Einschätzung helfen Experten. Der Rat soll nicht über die Umsetzung der Projekte entscheiden, sondern den Bürgern eine Grundlage für die Entscheidung geben.
Neben den Lokalräten soll es auch einen „Lausitzrat“ geben, der über Projekte beraten soll, die über den einzelnen Wahlkreis hinaus gehen oder besonders viel Geld kosten. Damit zwischen Bürgern und Politikern auch im Lausitzrat ein Verhältnis von 2:1 herrscht, werden aus jedem Wahlkreis zwei Bürger und ein Politiker entsandt. Auch hierbei hat der Bürger das letzte Wort.

Geld gibt es nur für die beliebtesten Projekte

Die Bürger sollen also jeweils in einer Wahl über die Projekte ihres Wahlkreises und die lausitzweiten Projekte abstimmen. Dabei hat jeder fünf Stimmen, die er beliebig verteilen kann. Das Geld wird schlussendlich in die beliebtesten Projekte der Menschen vor Ort investiert. Aber es muss in das entsprechende Budget passen. Dafür geben wir jedem Wahlkreis zwei Millionen Euro jährlich – und der gesamten Lausitz zehn Millionen.
Junge Menschen sind in den Altersgruppen besonders stark vertreten. Wir wollen den Interessen von Schülern, Azubis und Studenten mehr Gewicht geben - denn auf sie kommt es an. Der Strukturwandel kann nur gelingen, wenn junge Menschen das Interesse an ihrer Heimat nicht verlieren und selbst Lust entwickeln, an der Zukunft der Region mitzubauen.

Info

Simon Kurtenbach, Sebastian Mitte und Tim Schwarzbach sind 17 Jahre alt und Schüler des Dresdner Martin-Andersen-Nexö-Gymnasiums. Sie wollen mit ihrem Ansatz zur Bürgerbeteiligung am Strukturwandel einen Beitrag leisten für die Zukunft der Lausitz nach dem Kohleausstieg 2038.
Mit ihrem Verfahren haben sie sich beim Young Economic Summit beworben, dem größten deutschen Schulwettbewerb zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen. Ihr Projekt heißt „Woher kommt die Kohle nach der Kohle? Strukturwandel in den ostdeutschen Braunkohleregionen“. Die Gewinner im Bundesfinale des Summit werden vom 21. bis 23. September prämiert.