Längst hat Corona unser aller Leben komplett durcheinandergewirbelt. Wer hätte vor ein paar Wochen schon gedacht, wie leicht uns das Wort Ausgangssperre von den Lippen gehen würde? Ebenso absurd wäre die Vorstellung gewesen, dass die großen und kleinen Kliniken unseres Landes plötzlich in derartige wirtschaftliche Schieflagen geraten, dass sie ihre Gehälter nicht mehr zahlen können. Wie gesagt, noch vor wenigen Wochen ein absurder Gedanke.
In der Krise wird deutlich, was wirklich zählt
Natürlich gehen wir alle davon aus, dass ein Rettungsschirm gespannt wird, die Gehälter fließen und irgendwie alles weiter seinen gewohnten Gang gehen wird. Damit wäre aber eine wichtige Chance vertan: In der Krise wird überdeutlich, was wirklich zählt, damit unser Gesundheitssystem vernünftig funktionieren kann.
Wenn jede Operation, jeder pflegerische Handriff und jede Entscheidung über die Verweildauer eines Patienten im Krankenhaus allein ökonomischen Maßstäben unterworfen ist, wenn Rentabilität das oberste Gebot ist und das Patientenwohl sich irgendwie den Rechenkünsten der Kostenträger unterordnen muss, dann wird unser bisher noch hoch gelobtes Gesundheitssystem irgendwann gegen die Wand fahren.
Die kranke Rechnung der Rechenkünstler
Wir erinnern uns: Im Sommer 2019 hat ganz Deutschland darüber diskutiert, dass das Land Krankenhausbetten abbauen muss. Die hohe Versorgungsdichte in Deutschland – mit 813 Betten pro 100 000 die höchste in Europa – würde unnötige Kosten verursachen und den Pflegenotstand verschärfen.
Hätten wir damals auf die Rechenkünstler gehört, dann würde uns heute auch kein Rettungsschirm mehr helfen, um in Corona-Zeiten die medizinische Versorgung der Bevölkerung abzusichern.