Der Gastkommentar beschreibt sehr anschaulich die Situation in unserem Land, aus der bislang kein brauchbarer Ausweg führt.
Auf der einen Seite die Extremposition der selbst ernannten Klimaschützer, die überheblich glauben, der Mensch könne das Klima steuern und – obwohl in der Minderheit – lautstark und zum Teil militant verkünden: Man brauche nur alles zu verbieten.
Auf der anderen Seite die extremen Vertreter eines unaufhörlichen Wachstums mit steigendem materiellen Wohlstand: Der Konsumwahn muss erhalten bleiben. Dazwischen die noch mehrheitliche, jedoch schweigende Mitte, die freilich zunehmend in die beiden Extrempositionen abwandert.

Tiefer Riss in der Gesellschaft

Es geht ein tiefer Riss durch die Gesellschaft mit vielen Verästelungen. Die echte Kompromissbereitschaft nimmt beträchtlich ab. Ohne Kompromisse ist jede Demokratie tot. Natürlich können wir mit unseren Möglichkeiten den weltweiten Klimawandel nicht nennenswert beeinflussen. Doch auch kleine machbare, jedoch bezahlbare Schritte nutzen dem Klima.
So ist der Anteil der erneuerbaren Energien kurzfristig auf die machbaren 65 Prozent im Energiemix zu erhöhen. Unabdingbar ist aber eine grundlastfähige Energieart, was die erneuerbaren Energien nun mal nicht sind.
Es bleiben Kernkraft, Kohle, Gas und teilweise auch Wasserkraft, soweit territorial möglich. Hinsichtlich CO2-Einsparung wäre Kernkraft der Vorzug zu geben. Gas wäre der leichteren Mengensteuerung wegen vorteilhafter als Kohle, wenn sich auch der CO2-Ausstoß beider, über alles gerechnet, nicht wesentlich unterscheidet.
Hier sei aber auf den Leserbrief in der LR vom 30. Dezember 2019 verwiesen,in dem auf den ungelösten Wasserhaushalt beim abruptem Kohleausstieg in der Lausitz aufmerksam gemacht wurde. Es hängt eben alles mit allem zusammen, und einfache Lösungen gibt es nicht.

Importierter Kohlestrom, exportierte Jobs

Steigen wir aber aus der Kernkraft (2022/23) und Braunkohle (2038) komplett aus, muss Atomstrom aus Frankreich oder Kohlestrom aus unseren östlichen Nachbarländern importiert werden. Dabei exportieren wir dann ersatzlos Arbeitsplätze.
Die Politik muss gemeinsam mit den Bürgern in intensiven sachlichen Diskussionen einen Konsens finden zwischen Umweltschutz-, Wirtschafts- und Sozialerfordernissen. Jeder Euro, der irgendwo ausgegeben werden soll, muss zuerst erwirtschaftet werden. In unseren rohstoffarmen Land geht es ohne eine starke und wettbewerbsfähige Wirtschaft gar nicht.
Ebenso müssen soziale Erfordernisse berücksichtigt werden, um die Menschen des Landes auf dem Weg in die Zukunft mitzunehmen. Genauso ist der Umweltschutz, wobei der Klimaschutz nur ein, wenn auch wesentlicher Teil ist, zu entwickeln.

Problemlösung nicht verschieben

Freilich sind die laufend verkündeten Weltuntergangsszenarien, die bei den Bürgern nur panische Ängste hervorrufen, ebenso wie euphorischen Wohlstandsmehrungsphantasien kontraproduktiv. Die jetzige Ideologie des Sankt-Florians-Prinzips (“Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd’ andre an“, was heißt Probleme auf andere zu verschieben – Anm. d. Red.) ist zu beenden. Nur dann werden wir gemeinsam die Zukunft meistern.
Der öffentliche Einfluss der extremistischen Minderheiten muss energisch zurückgedrängt werden, wobei bisher in Politik und Medien recht unterschiedlich gehandelt wird (beispielsweise sind verniedlichend genannte Aktivisten keineswegs solche, sondern Extremisten). Diese Handlungsweise verstärkt die Rissbildung in der Gesellschaft weiter.
Unsere gesamte Gesellschaft sollte real optimistisch an die zu lösenden großen Probleme gehen.
Hans-Joachim Jeschke, Schwarzbach