Es reicht mit alltäglicher, zum Teil gewalttätiger Traumtänzerei zur Beendigung des Klimawandels. Erforderlich ist die Kenntnisnahme der naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, was freilich angesichts von drei Jahrzehnten unzureichender naturwissenschaftlicher Schulbildung schwerfällt.

Schwäche erneuerbarer Energien

Nichts gegen erneuerbare Energien wie Wind und Sonne (Biomasse kann nur ein Nischenprodukt sein wegen Flächenbedarf für die Ernährung), die einen dauerhaften, erheblichen und unverzichtbaren Anteil an der weiteren Energieversorgung bringen. Deren nicht behebbare Schwäche ist die fehlende Grundlastfähigkeit.
Diese ist jedoch für eine sichere Stromversorgung unerlässlich. Grundlastfähig sind aber nach heutigem Kenntnisstand nur fossile Energieträger (Kohle, Gas, Öl) und Kernenergie. Damit sind erneuerbare Energien real auf einen Gesamtanteil des Energieverbrauches von rund 65 Prozent zu begrenzen, denn grundlastfähige Stromerzeuger müssen schon rein technisch ständig mit einer Mindestlast betrieben werden, damit sie, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint oder nur in sehr geringen Mengen, unverzüglich hochgefahren werden können.
Außerdem muss ihre Kapazität so groß sein, dass Strom für den Gesamtverbrauch erzeugt werden kann. Für den Normalfall ist somit die doppelte Stromerzeugungskapazität vorhanden, was den jetzigen Strompreis erhöhen wird.

Möglich aber unbezahlbar

Wie soll es aber weitergehen, wenn wie jetzt konzipiert, im Land die Kernenergie kurzfristig und 2038 die Kohle abgeschafft werden?
Es gibt zwar ein Wunschdenken für den hundertprozentigen Einsatz erneuerbarer Energie, wofür die Wasserstofftechnologie angedacht ist. Aus Strom soll Wasserstoff mittels Elektrolyse erzeugt werden, dieser dann nach Speicherung wieder in Strom umgewandelt werden.
Abgesehen davon, dass für die einzelnen technologischen Schritte vorerst keine großtechnischen Voraussetzungen bestehen, sind freilich enorme Investitionen notwendig. Technisch wird das schon irgendwann machbar sein, aber wer kann das bezahlen? Stand heute: Es werden fünf Kilowattstunden Strom gebraucht, um die Menge Wasserstoff zu erzeugen, aus der dann wieder ein Kilowatt Strom produziert werden kann.

Verdopplung der Strompreise

Im Klartext würden sich so die Strompreise mindestens verdoppeln. Die deutsche Produktion von Gütern und Dienstleistungen verlöre ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit und für den Bürger wäre das tägliche Leben wegen allgemeiner Verteuerung nicht mehr bezahlbar.
Ergänzend sei hinzugefügt, dass synthetische Treibstoffe aus diesem Wasserstoff, die nötig sind für Zwecke (Luft-, Schiffs- und Teile des Straßenverkehrs), wo kein Strom eingesetzt werden kann, mindestens das siebenfache der heutigen aus Öl hergestellten kosten. Frage: Wo kommt nach dem Kohleausstieg das auch dafür benötigte CO2 her?

Realität versus Wunschdenken

Wir müssen uns schnellstens vom Wunschdenken verabschieden und das tun, was real machbar und vor allem gerade noch so bezahlbar ist: Erreichen des Grenzwertes von 65 Prozent erneuerbare Energien am Gesamtverbrauch und Sicherung der konventionellen Grundlast, wobei die Wirkungsgrade weiter zu verbessern sind. Auch das wird kosten und einen gewissen Verzicht auf den jetzigen Wohlstand bedeuten.
Und nicht zuletzt ist es dringend nötig, sparsamer mit dem Energieverbrauch umzugehen.
Das Energieproblem war, ist und bleibt weltweit das Thema Nummer eins. Es ist überaus komplex und kompliziert, sodass eine kompromisslose Sachlichkeit bei seiner Bearbeitung vonnöten ist, um tragbare Lösungen zu finden. Phantasien tragen nicht dazu bei.
Hans-Joachim Jeschke, Schwarzbach