Nicht umsonst ist die Klimadebatte zu einem beherrschendem Thema geworden. Zwei heiße und trockene Sommer haben uns vor Augen geführt, welche Konsequenzen mit dem Klimawandel verbunden sind. Die Lausitz, eh schon ein trockener und warmer Standort, war reichlich gestresst.
Unsere heimischen Pflanzen und ebenso unsere landwirtschaftlichen Kulturen brauchen ein ausgeglicheneres Wetter. Die Auffassung aus der jüngeren Vergangenheit, ein Klimawandel, der zu einer Erwärmung in Mittel- und Nordeuropa führt, könnte doch begrüßt werden, erscheint nach der Erfahrung der beiden letzten Jahre als naiv.
Wenn Menschen glauben, sie könnten das Klima steuern, dann belegt das ihre Überheblichkeit. Was wir aus dem Klimawandel der letzten Jahre lernen können ist, dass das, was zur Klimaänderung beiträgt, schnellstmöglich reduziert werden muss. Auch wenn andere Nationen erheblich größere Mengen treibhausgasschädlicher Emissionen freisetzen, sollten wir in Deutschland doch zeigen, wie es geht. Zumal wir in der Vergangenheit auch schon stärker auf das „Belastungskonto“ eingezahlt haben.
Klimawandel begrenzt den Spielraum für Landwirte
Natürlich gibt es für uns Landwirte einen Handlungsspielraum, denn wir können Pflanzenarten und Sorten für den Anbau auswählen, die eine Toleranz für Hitze und Trockenheit besitzen. Aber leider ist die Variabilität eben auch begrenzt – auch das wurden in den letzten beiden Sommern wieder bestätigt.
Unsere Durchschnittstemperatur hat sich in den letzten hundert Jahren schon um ein Grad erhöht. Es sollte unser Ziel sein, die weitere Erhöhung so gering wie möglich zu halten.
Schon seit Jahrzehnten beschreiben nahezu alle Klimawissenschaftler die katastrophalen Folgen der Erderwärmung, und sie sehen im menschlichen Wirtschaften und Handeln vor allem die Ursache für den Klimawandel. Da sollte es doch selbstverständlich sein, dass die dafür relevanten Handlungen der Menschen darauf eingestellt werden. Aber leider hat der moderne Mensch für seinen Energie- und Rohstoffverbrauch bisher noch kein angemessenes Verantwortungsgefühl entwickelt, das den vielfältigen und komplexen Folgen aus deren Nutzung auch nur annähernd Rechnung trägt.
Klimaschutz jetzt – Belohnung in der Zukunft
Wenn wir heute Klimaschutz betreiben, dann werden wir dafür erst in Zukunft belohnt, mit einer verhältnismäßig sanft ansteigenden Temperaturerhöhung. Handlungen, die erst in weiter Zukunft ihre Belohnung erhalten, passen nicht zum schnellen Profit und zur Wachstumsidee.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen mit steigendem Wachstum, immer neuen Konsumrekorden und wachsender Weltbevölkerung ist eine Umorientierung wohl unumgänglich.
Dabei ist der Klimawandel nicht das einzige Problem, Artensterben, Belastungen des Grundwassers, der Meere und zu viele synthetische Stoffe in der Umwelt kommen hinzu. Wir sollten uns auf den neuen Weg nicht durch die sich verschlechternden Umstände drängen lassen, sondern ihn schon jetzt einschlagen. Veränderungen müssen nicht gescheut werden, weniger materielle Umsetzungen, weniger Konsum (oberhalb des Notwendigen) kann ebenso gut als Erleichterung aufgefasst werden.
Klimaschutz braucht technische Lösungen
Auch wenn die technischen Erfolge im Klimaschutz vom steigenden Konsum wieder eingeholt wurden, sind die technischen Lösungen doch der Weg, der verfolgt werden muss. Deutlich mehr als bisher ist dafür nötig, dass die Politik dafür den Rahmen setzt. Noch vor Inkrafttreten ist das Klimapaket nachgebessert worden, die CO2-Steuer setzt ab 2021 dann doch mit 25 Euro pro Tonne ein und nicht wie zuerst geplant mit zehn Euro pro Tonne.
Tendenziell eine gute Entscheidung der verantwortlichen Politiker. Aber notwendig wären sicherlich noch mutigere Schritte. Einsparmöglichkeiten und Effizienzsteigerungen im Energiebereich müssen gefördert werden, und die Windenergie braucht freie Fahrt.
Was meinen Sie zum Klimaschutz?
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Heiner Lütke Schwienhorst
Der Spreewälder Landwirt Heiner Lütke Schwienhorst ist 62 Jahre alt, verheiratet, und hat drei Kinder. Seit 28 Jahren leitet der gebürtige Westfale den Betrieb Gut Ogrosen.
Gemeinsam mit anderen Landwirten und der Umweltschutzorganisation Greenpeace hat Lütke Schwienhorst 2019 Aufsehen erregt, weil sie die Bundesregierung verklagten. Grund: Der Bund habe seine selbst gesteckten Klimaziele nicht erreicht. Zwar scheiterten Greenpeace und die Bauern vor dem Verwaltungsgericht in Berlin, sehen ihr Vorgehen aber als Teilerfolg: Das Gericht habe erstmals entschieden, dass von der Erderwärmung Betroffenen das Recht zusteht, gerichtlich von der Regierung ein Mindestmaß an Klimaschutz einzufordern und sich dabei auf die Grundrechte zu berufen. Auf eine mögliche Berufung verzichteten die Kläger.