Auf einmal ist er tot, der Rittergutsbesitzer Freiherr Philip von Baugenwitz. Gerade noch stritt der Schwerenöter mit seiner Noch-Ehefrau Alexa über ihre Alkohol-Eskapaden, nun liegt er leblos im Weinkeller. Der Zufall will es, dass Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel seine Leiche entdeckt – war sie doch mit von Baugenwitz zur Verkostung verabredet. Die frischgebackene Rentnerin ist sich sicher: Das war kein Selbstmord, sondern da hatte jemand anderes seine Finger im Spiel!
Zugegeben: Die Prämisse von „Miss Merkel: Ein Uckermark-Krimi“ ist schon ziemlich irre. Katharina Thalbach spielt in der RTL-Produktion – eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von David Safier – die Altkanzlerin, die nach sechzehn Jahren Bundeskanzleramt die Nase voll von Berlin hat und mit Mann Joachim Sauer (Thorsten Merten), Bodyguard Mike (Tim Kalkhof) und Mops Helmut ihren Lebensabend in der Uckermark verbringen will.
Während Joachim sich nach einem langweiligen Dorfleben sehnt, juckt es Angela in den Fingern. „Nun, ich war erfolgreich in Wissenschaft und Politik, warum nicht auch als Detektivin?“, bemerkt sie fast schon vergnügt zu Beginn des Films.
Der Film wurde in und um Potsdam gedreht
An Verdächtigen jedenfalls mangelt es der Rentnerin nicht. Da sind neben Alexa (Judith Neumann) noch die nach der Scheidung zur Verwaltung des Gutshauses verdonnerte Ex-Frau Katharina von Baugenwitz (Judith Engel), ihre Tochter Pia (Bianca Nawrath) sowie von Baugenwitz’ Affäre, die schwangere Marie Horstmann (Taneshia Abt).
Und so verwickelt Angela die Frauen in als Gespräch getarnte Verhöre, sucht mit ihrem Sidekick Mike nach Geheimgängen und giftigem Schierling – ganz wie ihr literarisches Vorbild also, nur weitaus tollpatschiger.
Youtube-Video: So klingt „Miss Merkel“ in der Hörbuch-Version
Empfohlener Inhalt der Redaktion
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt
Sie erklären sich damit einverstanden, dass Ihnen externe Inhalte von Youtube angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Vor allem Zuschauer aus der Uckermark werden sich fragen, wo der Film denn gedreht wurde. Angelas neue Heimat, das am See gelegene Klein-Freudenstadt, ist nämlich vollkommen fiktiv. Allerdings soll Safier die Gemeinde in seinem Buch teilweise nach Klein-Fredenwalde bei Gerswalde gemodelt haben. RTL zufolge ist der Film „in Potsdam und in der Nähe von Berlin“ entstanden. Also doch nicht in der Uckermark?
Statt der Uckermark ist im Film Werder (Havel) zu sehen
Tatsächlich setzt sich Freudenstadt im Film aus den Ansichten zweier unterschiedlicher Städte zusammen: Ganz am Anfang ist in Luftaufnahmen Bad Belzig zu sehen, die Kreisstadt des Landkreises Potsdam-Mittelmark.
Alle weiteren Szenen scheinen indes aus Werder (Havel) im selben Landkreis zu stammen. Die Stadt ist berühmt für das jährlich dort stattfindende Baumblütenfest und im Film deutlich am markanten Turm der Heilig-Geist-Kirche zu erkennen.
Ein weiterer wichtiger Drehort ist das Gutshaus der Familie von Baugenwitz, dessen Weinkeller im Laufe des Films zum Tatort wird. Wer allerdings glaubt, es handele sich um eines der vielen uckermärkischen Herrenhäuser, wie etwa in Lübbenow, Röddelin, Gollmitz oder Gramzow, der irrt. Stattdessen wurde für die Kulisse Schloss Marquardt am Potsdamer Schlänitzsee genutzt. Erbaut im 14. Jahrhundert, diente das Schloss im 20. Jahrhundert als Hotel und Lazarett.
Gedreht wurden dort übrigens auch Hollywood-Filme wie „Die Bücherdiebin“ (2013) mit Geoffrey Rush und Emily Watson sowie „Bridge of Spies“ (2015) mit Tom Hanks. Auch der Film „Spencer“ (2021) über Prinzessin Diana entstand teilweise im Schloss Marquardt, ebenso der dritte Teil von „Hanni und Nanni“ (2012) und „Saphirblau“ (2014).
Der TV-Krimi zeigt auch Szenen aus Berlin
Daneben sind einige Szenen in Berlin entstanden – etwa, als Angela zum Missfallen des zuständigen Kommissars der Obduktion des Toten beiwohnt. Gedreht wurde hierfür im ehemaligen Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus, heute Teil des Unfallkrankenhauses in Berlin-Biesdorf. Auch hierbei handelt es sich um historische Gebäude: Eröffnet wurde die Einrichtung als Anstalt für Epilepsie-Kranke im Jahr 1893. Im Film zu sehen ist etwa der Wasserturm mit Kesselhaus.
Eines steht jedenfalls fest: Egal, ob Werder, Potsdam oder Berlin – bei keinem dieser Drehorte handelt es sich um eine authentische Location im nordöstlichen Brandenburg. Und das ausgerechnet beim „Uckermark-Krimi“, der die Region, auf die er sich bezieht, sogar im Titel trägt. Warum das so ist, ließ RTL auf Nachfrage unkommentiert.
RTL-Film „Miss Merkel“ ist nicht authentisch, aber macht Spaß
Auch, wenn es sich bei „Miss Merkel“ um einen Etikettenschwindel handelt: Der Film ist unterhaltsam. Vor allem, weil eine großartige Katharina Thalbach mit an Bord ist. „Safier spinnt und ich kann auch spinnen, das macht es für mich äußerst amüsant“, soll die Schauspielerin laut RTL erklärt haben. Das lässt den Zuschauer auch über den Umstand hinwegsehen, dass der Plot nicht ganz so ausgefeilt wirkt und am Ende eine doch etwas hanebüchene Lösung des Falls präsentiert wird.
„Miss Merkel: Ein Uckermark-Krimi“ im TV
● Neben Katharina Thalbach sind in den Nebenrollen u.a. Thorsten Merten (als Joachim Sauer) und Tim Kalkhof (als Bodyguard Mike) zu sehen.
● Die Free-TV-Premiere erfolgt am 21. März 2023 um 20.15 Uhr.
● Auf RTL+ ist der Film ab 14. März 2023 abrufbar.
● Der Film basiert auf dem Bestseller „Miss Merkel – Mord in der Uckermark“ von David Safier (Rowohlt, 320 Seiten, 16 Euro).