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City in Cottbus: Die DDR-Band zeigt beim Open Air-Konzert, warum sie bald vermisst werden dürfte
Schon ihr Album hieß „Die letzte Runde“, nun wird es ernst: In Potsdam startet die DDR-Band City ihre Abschiedstournee. Am 15. Juli spielt sie in der Stadthalle Cottbus auf. Worauf sich die Cottbuser freuen dürfen.
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Die Uhr tickt, nicht in echt, aber im übertragenen Sinn. An diesem Abend, Friday night, in Potsdam, geht es wieder ein Stück weiter Richtung Ende für eine der bekanntesten Bands aus dem deutschen Osten. Da ist Pathos angebracht. Und es gibt Pathos. Kurz nach acht kommen die Klänge von „Freude schöner Götterfunken“ über die rund 3000 Menschen auf dem Hof des Waschhauses. Dann kommt die Band und Toni Krahl singt „Come together“, kein Beatles-Cover, sondern ein neuer City-Titel.
Danach sagt er, dass das Konzert und überhaupt die ganze Tour dem verstorbenen Drummer Klaus Selmke gewidmet sei. Der City-Mitgründer vor 50 Jahren ist vor zwei Jahren gestorben und die Bandkollegen knabbern merklich immer noch daran.
„Sind so kleine Hände“
Nach einem weiteren neuen Song gibt es ein Medley von drei Liedern aus den mittleren 1970er Jahren, darunter „Der King vom Prenzlauer Berg“. Klingt heute noch gut, beweist aber vor allem, wie Toni Krahl sagt, dass es ein Leben vor „Am Fenster“ gab. Die Songs sagt er, seien absolute Jungsmusik gewesen. Und weil sie irgendwann auch Mädchen vor der Bühne haben wollten, hätten sie die Geige ausgepackt. Nicht schlecht der Gag, und vielleicht sogar wahr.
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Kurz darauf singt spielen sie Bettina Wegners tolles Lied „Sind so kleine Hände“ und man fragt sich, warum nicht noch mehr Rockbands dieses Stück gecovert haben. Anschließend werden nur noch bandeigene Songs gespielt, denn, klar, gute Songs haben sie selbst genug. Zum Beispiel „Casablanca“, mit dem sie in der bleischweren End-DDR-Zeit eine für etablierte Ostbands ziemlich provokative Nummer ablieferten. Die Zuschauer, die diese Zeit zu 99 Prozent erlebt haben, applaudieren wissend und zwischen-den-Zeilen-nostalgisch. Man scheint ihnen die harten Jahre seit dem Untergang des DDR-Rock und Comeback als Ostrock irgendwie anzusehen. Da nützen auch die jung gebliebenen Sneakers nichts.
Auch das Album heißt „Die letzte Runde“
City-Frontmann Toni Krahl ist inzwischen auch über 70 und ein jung Gebliebener, der sich seiner Alterszugehörigkeit allerdings bewusst ist. Hier und da ein kleiner Scherz und dazu ein Dank an alle „für das wunderschöne Leben, dass ihr uns ermöglicht habt“. Damit ist nun aber in gewisser Hinsicht bald Schluss, denn die Band ist auf ihrer „Letzten Runde“, wie die Tour heißt und auch die Platte, die sensationell auf Platz drei der Charts ging, wie Krahl mit Stolz berichtet.
Am Ende dieses Jahres ist Schluss mit City-Konzerten. Wobei man natürlich nicht weiß, wie lange sie das durchhalten werden, so wie sie offensichtlich schon jetzt am Abschiedsschmerz leiden. Gestartet waren City - initiiert durch Gitarrist Fritz Puppel und Schlagzeuger Klaus Selmke - 1972 als City Band Berlin. Der erste Auftritt erfolgte im Köpenicker Artur-Becker-Club. Sie seien an dem Abend Santana, Deep Purple, Pink Floyd gewesen, hat Fritz Puppel mal gesagt. Nachdem Toni Krahl 1975 als Sänger zur Band stieß, die sich später nur noch City nannte, kam der ganz große Erfolg.
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Auf dem Debütalbum „Am Fenster“ (1978) landete die Gruppe ihren gleichnamigen größten Hit. Der Song mit dem einprägsamen Geigenpart (beigesteuert von Georgi Gogow) wurde der erfolgreichste überhaupt in der Geschichte des Ostrock und verkaufte sich auch in westlichen Ländern gut. An diesem Abend spielen sie am Schluss natürlich auch. Die Menschen im Publikum gucken verzückt Richtung Bühne oder – wie heute üblich – auf ein filmendes Handydisplay. Auf jeden Fall gucken sie 45 Jahre zurück in ihre eigene Jugend. Und die Augen sagen: War schön jewesen.
Die Konzerte der Abschiedstournee
10. Juli: Zörbig
18. Juli: Halle/Saale
15. Juli: Cottbus
23. Juli: Berlin
29. Juli: Greifswald.
Weitere Konzerte folgen im August. Tickets für alle Konzerte gibt es hier.