Von Benjamin Lassiwe
Brandenburgs historische Altstädte setzen verstärkt auf autofreie Innenstädte. Zugleich machen sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischen Stadtkernen Sorgen um das Bund-Länder-Programm Städtebaulicher Denkmalschutz.
Wir müssen darum werben, dass dieses erfolgreiche Förderprogramm des Bundes, der Länder und der Kommunen weiter erhalten bleibt, sagte der Beeskower Bürgermeister Frank Steffen am Freitag bei der Jahrespressekonferenz der Arbeitsgemeinschaft. Dem Verbund gehören insgesamt 31 Brandenburger Kommunen an, darunter zum Beispiel Peitz, Luckau oder Herzberg in der Lausitz, Lenzen und Perleberg in der Prignitz sowie Templin in der Uckermark.
Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) machte darauf aufmerksam, dass in den vergangenen dreißig Jahren rund dreieinhalb Milliarden Euro an Städtebauförderung in die historischen Stadtkerne investiert wurde. Das sieht man den Städten an, sagte Schneider. In Brandenburg sei es gelungen, den Schatz der historischen Stadtkerne zu sichern.
Die Sozialdemokratin sprach sich dafür aus, dass das Wohnen in den Altstädten auch weiterhin bezahlbar bleiben solle. Wir wollen, dass die Menschen gern in unseren Städten leben und arbeiten, sagte Schneider. Dazu seien auch moderne Projekte nötig, neben dem Breitbandausbau etwa Coworking-Spaces: Gemeinschaftsbüros, wo Menschen, die an ihrem Wohnort arbeiten möchten, stundenweise einen Schreibtisch mieten könnten. Aus ihrer Sicht werde sich das Thema Wohnen in den nächsten Jahren zu einem Schlüsselthema entwickeln, sagte Schneider.
Für viele Vertreter der Städte geht es in den nächsten Jahren hingegen darum, den wachsenden Autoverkehr aus den Stadtkernen herauszuhalten, um so für mehr Lebensqualität in den Innenstädten zu sorgen. In Potsdam etwa diskutiere man über eine autoarme Altstadt, sagte Baudezernent Bernd Rubelt.
Und die Bürgermeisterin von Perleberg, Annett Jura, berichtete von den Plänen für das Stadtquartier St.-Nikolai-Kirchplatz, die unter großer Bürgerbeteiligung entstanden seien. Dort plane man einen komplett barrierefreien Raum und wolle mit Anwohnerparkplätzen und Einfahrtbeschränkungen den Verkehr aus dem Stadtviertel herausholen.
Der Neuruppiner Baudezernent Arne Krohn sprach von einem psychologischen Problem: Viele Autofahrer haben den Anspruch, direkt an ihrem Ziel immer einen Stellplatz zu finden. In historischen Altstädten sei dies nicht möglich. Dort seien viele Straßen eng, weil sie entstanden seien, als es noch keine Autos gab. Wir haben aber mal eine Untersuchung gemacht, sagt Krohn. Wenn man auf dem Parkplatz eines großflächigen Einzelhandels parkt, legt man von Auto zur Ladentür oft ähnliche Strecken zurück, wie von einem Parkplatz am Rand der Altstadt in die Stadt hinein. Das allerdings könne man vielen Autofahrern nur mit einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit bewusst machen.