Autofahrer standen im vergangenen Jahr in Berlin rund 71 Stunden im Stau. Damit liegt die deutsche Hauptstadt nach München und vor Hamburg laut den Daten des Verkehrsdienstleisters Inrix auf Platz zwei der staureichsten Städte in Deutschland.
Was auf den Tag gerechnet vielleicht nur einige Minuten kostet, summiert sich im Jahr schnell auf mehr als einen Tag. Autofahrer, die zum Beispiel regelmäßig auf der Strecke von Berlin-Tempelhof bis zum Halleschen Tor über die Bundesstraße 96 fahren, verspäten sich aufgrund hoher Verkehrsdichte täglichen bis zu sieben Minuten und jährlich bis zu 28 Stunden.
Auf den Plätzen 5 bis 7 der zehn schlimmsten Stellen bundesweit liegen laut inrix.com aber:
  • A1/B5 in westlicher Richtung zwischen Myslowitzer Straße und Samariterstraße, wo der Verkehr besonders um 7 Uhr morgens ins Stocken und teilweise zum Stehen kommt.
  • An der B96 in Höhe Oranienburger Straße ist es nach Feierabend gegen 16 Uhr in nördlicher Richtung zwischen Roedernallee und Bieselheider Weg besonders schlimm
  • Ebenfalls gegen 16 Uhr kommt der Verkehr auf der A100 in östlicher Richtung zwischen Hohenzollerndamm und A103 regelmäßig zum Erliegen.

Stau-Reporter berichtet aus der Luft

Das kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch Geld. Trotz der Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe – der sogenannten „Spritpreisbremse“ – in den Sommermonaten seien die Kosten für Autofahrerinnen und Autofahrer, die der Zeitverlust im Stau verursacht, laut inrix-Daten in Berlin auf 714 Euro jährlich gestiegen.
So lohnt es sich für Autofahrer, schon vor Fahrantritt die aktuellen Nadelöhre auszumachen. Diese sieht Frank Hellberg, Berlins fliegender Stau-Reporter, täglich vormittags aus der Vogelperspektive. Seit vielen Jahren versorgt der Chef der Firma Berlin Helikopter Radiosender mit Verkehrsmeldungen aus der Luft. „Zwischen 6.30 Uhr und 8.30 Uhr sind die Straßen besonders dicht“, weiß der Pilot, der selbst täglich mindestens vier Stunden über der Stadt kreist.

Durchschnittlich 15 bis 20 Minuten Zeitverlust

Besondere Staufallen seien die Bundesstraßen, die das Umland mit Berlin verbinden. Wenn Hellberg eine Liste mit Straßenabschnitten aufstellen müsste, auf denen Autofahrer am Morgen sowie am Nachmittag während des Berufsverkehrs durchschnittlich jeweils 15 bis 20 Minuten verlieren, würde er unter anderem folgende Stauzonen nennen:
  • B158 zwischen Ahrensfelde und Blumberg
  • Die B2 in Weißensee am Dreieck Barnim
  • B1/B5 zwischen Vogelsdorf und der Kreuzung Alt Biesdorf/Blumberger Damm
  • Die Heerstraße in Spandau in Höhe Pichelsdorfer Straße
  • Die A111 zwischen Reinickendorf und Charlottenburg
  • Die A113 am Neukölln-Zubringer an der Schnittstelle zum Berliner Stadtring A100.
Bei spontanen Staus rät Hellberg Autofahrern, sich über die Gründe zu informieren. „Es macht einen Unterschied, ob es sich um eine Baustelle handelt oder gerade ein Laster mit Tomaten umgekippt ist“, erklärt der 60-Jährige, der selbst in Königs Wusterhausen lebt.
Auf der der A111 im Berliner Norden stockt der Verkehr zu den Stoßzeiten regelmäßig. Welche anderen Strecken sollten Pendler wann vermeiden?
Auf der der A111 im Berliner Norden stockt der Verkehr zu den Stoßzeiten regelmäßig. Welche anderen Strecken sollten Pendler wann vermeiden?
© Foto: Christoph Soeder/dpa
So sei es auch nicht immer sinnvoll, nach einer Staumeldung das Nadelöhr zu umfahren, weil diese Idee auch viele andere Autofahrer hätte. „Teilweise kann es zeitsparender sein, gleich im Stau zu bleiben“, so Hellberg.
Pendeln – wen zieht es nach Berlin und wer bleibt zu Hause?
Pendler in Brandenburg
Pendeln – wen zieht es nach Berlin und wer bleibt zu Hause?
Potsdam

Kleiner Unfall, großer Stau

Doch manchmal gibt es auch kaum Ausweichmöglichkeiten. „Wenn auf der Avus oder am Dreieck Funkturm ein kleiner Unfall war oder nur ein Auto liegen bleibt, kann man sich schon auf eine halbe, bis dreiviertel Stunde Verspätung einstellen“, so Hellberg.
Einen umfassenden Überblick über aktuelle Staus, aber auch längere Verkehrseinschränkungen und Umleitungen durch Baustellen findet sich unter verkehrsinformation.de/berlin. Hier ein paar Beispiele, wo in den nächsten Wochen und Monaten akute Staugefahr herrscht:
  • Die B1 ist in Mitte im Bereich Mühlendamm zwischen Spandauer Straße und Breite Straße wegen Bauarbeiten an der Brückenkonstruktion auf einen Fahrstreifen verengt.
  • Die B1/5 in Alt-Kaulsdorf ist zwischen Mädewalder Weg und Chemnitzer Straße wegen Bauarbeiten mindestens bis zum 15. Februar 2023 auf einen Fahrstreifen verengt.
  • Die Baustelle der B2/B5 Berlin im Westen der Stadt zwischen Bismarckstraße in Höhe Wilmersdorfer Straße, die die Fahrbahn auf drei Fahrstreifen verengt, dauert voraussichtlich noch bis Ende September 2023.
  • Die B2/B5 ist aber auch auf der Straße des 17. Juni in Höhe Bachstraße bis mindestens 1. April 2023 auf zwei Fahrstreifen verengt
  • Die B2 an der Greifswalder Straße ist stadtauswärts zwischen Käthe-Niederkirchner-Straße und B96A, Greifswalder Straße ebenfalls bis zum 3. März auf einen Fahrstreifen verengt.
  • Die Bauarbeiten am Kirchhainer Damm in Lichtenrade Richtung südliche Stadtgrenze gehen voraussichtlich bis November 2023. So gibt es dort nur einen Fahrstreifen.
  • Staugefahr herrscht auch auf der B96A am Treptower Park Richtung Friedrichshain. Denn die Elsenbrücke ist wegen Brückenarbeiten bis voraussichtlich Ende 2028 auf eine Fahrbahn reduziert.
  • Die B158 auf der Märkischen Allee in Höhe Wuhletalstraße ist bis 30. Juni kommenden Jahres in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Der Verkehr wird über die Wuhletalstraße geleitet.
  • Auch an der Landsberger Allee in Höhe Marzahner gibt es wegen Brückenarbeiten bis 17. März 2023 nur einen Fahrstreifen.
  • Die Bauarbeiter an der Bucher Chaussee in Höhe Achillesstraße, die zu Einschränkungen führen, sollen voraussichtlich am 3. März 2023 enden.