Für die Verbraucherinnen und Verbraucher in Brandenburg war das vergangene Jahr 2022 durch den unerwarteten Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ein wahres Höllenjahr: Explodierende Strom- und Gaspreise, die es in dieser Form zuvor noch nie gegeben hat, haben die Nerven von allen massiv auf die Probe gestellt. Am Donnerstag hat der Versorger EWE seine Bilanz für 2022 vorgestellt. Das Unternehmen versorgt auch in Brandenburg 120.000 Erdgaskunden und 60.000 Stromkunden.
Es gab zumindest eine kleine Entwarnung: Die Preise für Strom und Gas werden erstmal nicht weiter steigen. Im Gegenteil: Die Kosten für die Energie sind derzeit im Vergleich zum Vorjahr massiv gefallen, auch wenn sie noch weit über Vorkrisenniveau liegen. Das war eine wichtige Botschaft, die EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler zu verkünden hatte.
„Bei der Grundversorgung ist der nächste Anpassungszeitraum dann der 1. Juli“, sagte der Manager. „Wir werden wir jetzt im Mai kommunizieren, wie diese Anpassung erfolgt, dies wird auch eine Senkung sein“, so Dohler. „Die Preissenkung, die wir derzeit an den Märkten sehen, wollen wir auch entsprechend weiter geben“, erklärte der Geschäftsmann.

Preisexplosion um teilweise das Zehnfache schockierte 2022 die Verbraucher

Hintergrund: Die Energieunternehmen müssen für den Verkauf von Gas und Strom sogenannte Preisbremsen berechnen, die seit 1. März 2023 bis Jahresende gelten. Denn die Großhandelspreise für Gas und Strom waren in bis dato ungeahnter Höhe explodiert. Aktuell liegt das Niveau für Gas bei 40 Euro pro Megawattstunde. Vor Ausbruch des Krieges betrug es zwischen 15 und 20 Euro. Und 2022 explodierte der Preis über einen längeren Zeitraum auf über 200 Euro. Der Höchstwert lag sogar bei 350 Euro. Ähnlich war die Entwicklung beim Strom: Derzeit liegt das Niveau bei 140 Euro pro Megawattstunde. Vor der Krise waren es etwa 60 Euro. 2022 verzehnfachte sich der Preis auf 600 bis 700 Euro.
Die Preise für Strom betragen derzeit bei EWE 40,96 Cent pro Kilowattstunde und für Gas 14,71 Cent pro Kilowattstunde
Die Einführung der Maßnahmen der Bundesregierung, zu denen die Preisbremsen gehören, haben extrem viele Fragen der Kundinnen und Kunden nach sich gezogen, welches Szenario auch für sie gilt. „Das sind komplexe Themen“, sagte der EWE-Chef. „Da waren wir oft nicht so schnell in der Reaktion, da wir von vielen Fragen regelrecht überrannt worden sind“, erklärte der Manager. „Inzwischen haben wir einen sehr guten Status und sind wieder sehr gut erreichbar“, meinte Dohler, ohne konkrete Auskunft zu geben, wie lange ein Verbraucherkunde jetzt wartet.
Zahlreiche Strommasten sind im Sonnenaufgang zu sehen. Hellt sich jetzt auch die Stimmung für die Verbraucher auf?
Zahlreiche Strommasten sind im Sonnenaufgang zu sehen. Hellt sich jetzt auch die Stimmung für die Verbraucher auf?
© Foto: Christoph Schmidt/ dpa

Kunden überrennen EWE mit Anfragen zu Kostenregelung

„Das ist selbstverständlich abhängig von der konkreten Frage und der Komplexität“, zeigte sich sein Sprecher Mathias Radowski da etwas konkreter: „Der Großteil aller Fragen kann aber direkt am Telefon beantwortet werden“, sagte der Unternehmensvertreter.
Rico Dulinski von der Verbraucherzentrale Brandenburg gab im Gespräch mit diesem Nachrichtenportal noch einen ganz wichtigen Hinweis:
„Neukunden können Strom und Gas zwar wieder zu Preisen unterhalb der Preisbremsen beziehen. Hohen Preisen begegnen Verbraucher:innen am besten durch Energiesparen, weil nicht verbrauchte Energie auch nicht bezahlt werden muss. Daneben ist das Energiesparen auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, riet der Fachmann.