Mit einem Großaufgebot ist die Polizei am frühen Morgen des 19. September deutschlandweit gegen Mitglieder des rechtsextremistischen Vereins „Hammerskins Deutschland“ (HSN) vorgegangen. Nach Informationen des Bundesinnenministeriums wurden Wohnungen von 28 mutmaßlichen Mitgliedern des Vereins in zehn Bundesländern durchsucht. Schwerpunkt der Aktionen waren Berlin und Brandenburg.
In Brandenburg wurden nach Informationen der Berliner Zeitung zwei Objekte im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, eines in Barnim sowie eine Wohnung im Havelland durchsucht. Neben den Hammerskins war auch die in Brandenburg gegründete „Crew 38“ betroffen, die in den vergangenen Jahren als „Hammerskin-Chapter Brandenburg“ in der größeren Gruppe aufgegangen ist. In Berlin wurden mindestens zwei Wohnobjekte durchsucht.

Innenministerium verbietet rechte „Hammerskins“

Grundlage für die Razzien ist ein Verbot der Gruppe durch das Bundesinnenministerium. Der Verein richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung, gegen den Gedanken der Völkerverständigung, hieß es zur Begründung. Zudem liefen Zweck und Tätigkeit der Vereinigung den Strafgesetzen zuwider. Bei Konzertveranstaltungen der Gruppe würden auch Nicht-Mitglieder mit rechtsextremistischem Gedankengut ideologisiert, teilt das Innenministerium mit.
Die Hammerskins sind Teil einer aus den USA stammenden rechtsextremen Gruppierung, die sich laut Brandenburg Verfassungsschutz als „Elite der rechtsextremistischen Skinhead-Szene“ verstehe. Ihr Ziel sei es „die weiße Rasse zu beschützen und alle rechtsextremistischen weißen Skinheads weltweit zu vereinigen“, heißt es im jüngsten Brandenburger Verfassungsschutzbericht.

700 Polizisten durchsuchen Objekte in zehn Bundesländern

Wie das Ministerium am Dienstag mitteilte, durchsuchten rund 700 Einsatzkräfte der Länder und der Bundespolizei Wohnungen von mutmaßlichen Mitgliedern des Vereins in zehn Bundesländern: in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und dem Saarland. Drei Objekte sollen als Vereinsheime genutzt worden sein. Die Razzia richtete sich dem Vernehmen nach nur gegen mutmaßliche Führungsfiguren. Die Behörden schätzen die Zahl der Mitglieder der konspirativ handelnden Vereinigung bundesweit auf rund 130.
Bei den Durchsuchungen wurden laut Faeser neben Bargeld auch große Mengen rechtsextremistische Devotionalien beschlagnahmt. „In einigen Bundesländern wurden die Durchsuchungsmaßnahmen aufgrund aktueller Erkenntnisse weiter ausgeweitet“, fügte sie hinzu. Wie das Innenministerium in Schwerin mitteilte, kam bei den Durchsuchungen in Mecklenburg-Vorpommern der Munitionsbergungsdienst zum Einsatz. Auch von waffenähnlichen Gegenständen war die Rede.
Bei den Vorbereitungen für das Verbot haben Bund und Länder nach Angaben des Ministeriums über ein Jahr lang zusammengearbeitet. Auch mit US-Partnerbehörden sei kooperiert wurden. (dpa)

Razzia in Brandenburg: Wer sind die „Hammerskins“ und „Crew 38“

In Brandenburg sind Aktivitäten der Gruppe seit 2017 bekannt. Der Verfassungsschutz rechnet zehn Mitglieder der regionalen Gruppe zu. Bereits seit 2012 existiert die „Crew 38“ in Brandenburg, zunächst als Supporter der HSN, inzwischen aber laut Verfassungsschutz als vollwertige Untergruppe.

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Mehrere Objekte sind laut Verfassungsschutz als Treffpunkte der Gruppe bekannt: „Das Hammerskin-Chapter Brandenburg nutzte in den vergangenen Jahren einen Kleingarten in Rathenow (HVL) sowie das Privatgrundstück eines Angehörigen der Hammerskins in Gransee (OHV).“ Für größere Events würde „unauffällige“ und „neutrale“ Objekte angemietet.

„Hammerskins“ organisieren Konzerte in Brandenburg

In der Öffentlichkeit treten die Mitglieder der Bruderschaft nur selten in Erscheinung. Anders als andere Gruppierung verzichten sie bei Auftritten meist auf ein einheitliches Outfit. Aktiv sei die Gruppe vor allem bei der Organisation rechter Konzerte, ähnlich wie die „Brigade 8“ in Südbrandenburg, deren jüngstes Konzert gerade in Forst verhinder werden konnte. Mit zahlreichen Bands der Szene sei die HSN eng vernetzt, so der Verfassungsschutz. 2022 habe es aber nur eine Veranstaltung in Brandenburg gegeben.

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Das Verbot sei „ein harter Schlag gegen den organisierten Rechtsextremismus“, sagte Bundesinnenministerin Faeser. Damit werde „ein klares Signal gegen Rassismus und Antisemitismus“ gesetzt. Der Rechtsextremismus sei nach wie vor „die größte extremistische Bedrohung für unsere Demokratie“. Sie betonte: „Deshalb handeln wir weiter mit aller Entschiedenheit, um rechtsextremistische Strukturen zu zerschlagen.“ (mit dpa)

Durchsuchungen in Berlin

Im Zusammenhang mit dem Verbot des rechtsextremistischen Vereins „Hammerskins Deutschland“ hat die Polizei in Berlin am frühen Dienstagmorgen zwei Wohnungen durchsucht. Sie sei einem Amtshilfeersuchen des Bundesinnenministeriums nachgekommen, sagte eine Sprecherin der Polizei. n den beiden Orten seien insgesamt 25 Kräfte im Einsatz gewesen. Am Morgen war der Einsatz noch nicht beendet.
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung durchsuchte die Polizei die Wohnungen von zwei Rechtsextremisten an der Strausberger Straße in Alt-Hohenschönhausen sowie am Anton-Saefkow-Platz in Lichtenberg.