Millionen von Menschen amüsierten sich einst im „Kulturpark Plänterwald“, wie der Spreepark nach seiner Eröffnung 1969 offiziell hieß, denn er war der einzige Vergnügungspark der DDR. Seine Fahrgeschäfte waren legendär, genauso wie die restlichen Angebote im Plänterwald. So haben bis heute viele Berliner und Brandenburger ganz eigene Kindheitserinnerungen an das Ausflugziel in Berlin-Treptow. Und diese sind nun gefragt: Am kommenden Sonntag, dem 17. September 2023, lädt der Spreepark unter dem Motto „Erinnerungen gesucht!“ von 10 bis 20 Uhr erneut zu einer Mitmachveranstaltung ein.
Gesucht werden Anekdoten, Geschichten, Fotos, Eintritts- oder Ansichtskarten. Sie können von ehemaligen Freizeitpark-Besuchern auf dem Vorplatz des Eierhäuschens wiedergegebenoder abgegeben werden. Das historische Eierhäuschen, eine über hundert Jahre alte Gaststätte am Rande des Spreeparks, ist zwar noch nicht ganz fertig saniert, der Biergarten ist aber seit Mai 2023 wieder geöffnet.
Spreepark Berlin: Aus Erinnerungen wird Kunst
Dazu werden im sogenannten Futuro 13 besondere Geschichten aufgezeichnet. Das stark an ein UFO erinnernde Rundhaus diente einst im Kulturpark Plänterwald als Radiosender. Das über 50 Jahre alte und vier Meter hohe Gebäude wird an dem Erinnerungssonntag als Tonstudio wiederbelebt und auf einem Boot montiert. So können Zeitzeuginnen und Zeitzeugen für einzelne Interviews mit dem Futoro 13 vom neuen Spreepark Schiffsanleger ablegen und kostenlos über die Spree schippern.
Soweit möglich, fließen die gesammelten Erinnerungen in die geplante Kunstausstellung „Past Pleasure – Vergangenes Vergnügen“ ein, heißt es von der Grün Berlin, die das verwunschene Areal derzeit zum neuen Kulturpark entwickelt. Die Ausstellung entstehe mit Künstlerinnen und Künstlern des Spreepark Art Space und werde sich voraussichtlich im Herbst/Winter 2024 im Eierhäuschen mit der bewegten Vergangenheit des Spreeparks beschäftigen.
Im Mittelpunkt steht die 50-jährige Geschichte des Spreeparks vom Kulturpark Plänterwald über den Spreepark Berlin bis hin zur aktuellen Umgestaltung des Ortes. Dabei geht es vor allem um den Begriff „Vergnügen“, der aber gleichzeitig auch hinterfragt werden soll. Interessierte Spreeparkfans können sich beim Spreepark Art Space per E-Mail mit ihren Erinnerungen anmelden unter [email protected]
Dazu gibt es für Besucher Einblicke in die Werkhalle, in der früher Fahrgeschäfte repariert wurden und heute zahlreiche Relikte aus Vergnügungsparkzeiten lagern. Das Spreepark-Areal ist ja bisher noch Baustelle und öffnet nur sporadisch zu Sonderveranstaltungen und Führungen. Die Installation Spree Space Act 01 der Künstler*innengruppe Constructlab bietet mit der neu gestalteten Giebelwand der Werkhalle auf zwei großflächigen Grafiken ein Panorama der vielfältigen Vergangenheit und Gegenwart des Spreeparks sowie des Zusammenspiels von Landschaft, Natur und Architektur.
Einblicke in die Geschichte des Eierhäuschens
Bevor auch das rund 2500 Quadratmeter große Gebäude ab Ende nächsten Jahres saniert wird, können Besucher durch Gucklöcher einen Blick auf Relikte, wie die legendären Dinosaurier, Schwanenboote oder Chapeau-Claque-Autos werfen, vielleicht auch um ihre eigenen Erinnerungen an den Spreepark zu beflügeln.
Dazu gibt es am Sonntag einen Workshop, bei dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene von 12 bis 17 Uhr aus alten Fotos der Relikte und des Spreeparks ihre eigenen geheimnisvollen, bunten Welten als Pop-Up-Karten entwerfen können. Daneben gibt es vor Ort kurze Einblicke in die Geschichte des Eierhäuschens.
Wenn die Traditionsgaststätte fertig saniert ist, sollen dort auch Künstler unterkommen. Denn Kunst ist ein wesentliches Gestaltungselement im neuen Spreepark, ob zum Anfassen, Begehen und Eintauchen. Es geht dabei um zeitgenössische Kunst, die sich mit Landschaft, Natur und Architektur auseinandersetzt. „Die Projekte und Ausstellungen, die mit der interdisziplinären Plattform spreepark-artspace entstehen, setzen sich grundlegend mit dem Ort selbst und seiner einzigartigen Geschichte und möglichen Zukunft auseinander“, heißt es von der Grün Berlin.
Für die Mero-Halle, dem ehemaligen Schnellrestaurant und Vergnügungsort des Spreeparks, hat das Künstler- und Architektenkollektiv modulorbeat zum Beispiel die Rauminstallation „Blaue Stunde“ entworfen. Die Blaue Stunde als Phänomen der Dämmerung steht dabei auch als Metapher für Transformation und Veränderung im sich wandelnden Park.
Spreepark-Schwanenbahn wird zum Algenhaus
Die bestehende Tragwerkskonstruktion mit den namengebenden MERO-Knoten wurde dafür ertüchtigt und durch einen blauen Korrosionsschutz ergänzt. Bänke laden zum Verweilen, zum Zuschauen und -hören ein. Teilüberdachungen schützen vor Regen oder Hitze, spielen aber auch mit Licht und Schatten. So entstand ein Multifunktionsraum, der unterschiedliche Programmnutzungen wie zum Beispiel Hörspiele unter freiem Himmel ermöglicht.
Auch der ehemalige Pavillon der Schwanenbahn wurde von Künstlern zum Aufenthalts-, Ruhe- und Rückzugsort. Als „Algenhaus“ kann er nun als frei genutzter Treffpunkt sowie als Erlebnisraum für kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Für den bunten und einladenden Pavillon verwendet die Künstlerin Calero unter anderem recycelte Baumaterialien und verbindet die Ästhetik der Vergnügungsparks des 20. Jahrhunderts mit der aktuellen Konzeption des Spreeparks.
Riesenrad mit neuen Gondeln
Die Elemente des ehemaligen Rummels, wie zum Beispiel die Rakete aus dem Kinderkarussell „Brummel“, setzt sie mit der gegenwärtigen Natur in Einklang und beschäftigt sich mit den vor Ort lebenden Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel mit der namensgebenden seltenen Steifborstigen Armleuchteralge, die sich im Gewässer der Schwanenbahn angesiedelt hat und nun auf der Roten Liste bedrohter Arten steht.
Wirklich wieder drehen wird sich aber nur das Riesenrad, das nach seiner Restaurierung nur leicht gedreht wieder am bekannten Standort aufgebaut wird. Dabei soll ein Großteil der Bauteile des Spreepark-Wahrzeichens, das im Jahr 1989 zum 40. Jahrestag der DDR eröffnet wurde, wiederverwendet werden. Die neuen Gondeln sind rund und erinnern so an die noch ältere Riesenradkonstruktion von 1969.
Dass die einstigen Rummel-Attraktionen nicht verschwinden, sondern in den künftigen Kultur- und Naturpark im Südosten Berlins integriert werden, war übrigens ein viel geäußerter Wunsch von Anwohnern und Bürgern, die an den Planungsprozessen beteiligt wurden. Die Hauptbaumaßnahmen im Spreepark starten 2024. Die Fertigstellung ist für 2026 vorgesehen.
Sonntags im Spreepark
● Die Veranstaltung „Sonntags am Spreepark-Ufer: Erinnerungen gesucht!“ findet am Sonntag, 17. September 2023 von 10 bis 20 Uhr auf dem Vorplatz am Eierhäuschen statt.
● Der Eintritt ist frei. Programmpunkte unter: spreepark-artspace.de
● Aber vielleicht möchten Sie Ihre persönlichen Geschichten auch mit anderen Lesern teilen?
● Dann schreiben Sie uns Ihre Erinnerungen per E-Mail unter dem Betreff „Spreepark“ gerne mit Foto und Rückrufnummer an [email protected]