Die Berliner Staatsanwaltschaft beantragt nach dem Messerangriff an einer Grundschule die Unterbringung des mutmaßlichen Täters in einem psychiatrischen Krankenhaus statt einer Untersuchungshaft in einem Gefängnis. Das sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Donnerstag der dpa. Der entsprechende Antrag werde beim Ermittlungsrichter gestellt. Noch am Donnerstag musste der Richter darüber entscheiden. „Er wird heute einem Ermittlungsrichter zur Erwirkung eines Unterbringungsbefehls wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vorgeführt“, heißt es von der Polizei. Der Antrag der Staatsanwaltschaft wurde schließlich auch erlassen
Es gebe Anhaltspunkte, dass der Mann unter – möglicherweise durch Betäubungsmittel induzierte – psychischen Beeinträchtigungen leide, sagte die Sprecherin. Daher sei die Unterbringung im Krankenhaus des Maßregelvollzugs statt der Untersuchungshaft angebracht. Der 38-jährige mutmaßliche Täter ist ein Deutscher, der in Berlin wohnt. Weitere Informationen zu dem Mann gab es zunächst noch nicht. Er gestand die Tat, so die Ermittler.
Mutmaßlicher Täter war schon früher psychisch auffällig
Der mutmaßliche Messerstecher auf dem Schulhof einer Berliner Grundschule war laut Staatsanwaltschaft schon vorher psychisch auffällig. Es habe Auffälligkeiten in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren gegeben, aber nichts Wesentliches, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Sebastian Büchner am Donnerstag. „Es gab keine Erkenntnisse, dass er zu Gewalttaten neigt.“
Die Polizei gehe nicht davon aus, dass der mutmaßliche Täter die Kinder kannte. Es sei eher eine „Zufallstat“ gewesen, „ein zufälliges Zusammentreffen auf diesem Schulhof“, sagte Büchner. Der Hof sei frei zugänglich gewesen. „Er hat einfach diesen Schulhof betreten.“
Bei dem Angriff am Mittwochnachmittag wurden nach Polizeiangaben zwei Mädchen (sieben und acht Jahre alt) mit einem Küchenmesser verletzt – eines schwer, das andere schwebte zunächst in Lebensgefahr, am Donnerstag hatte sich sein Zustand etwas gebessert. Beide wurden im Krankenhaus behandelt. Wie es zu der Tat auf dem Schulhof der Evangelischen Schule Neukölln in der Mainzer Straße kam und welchen Hintergrund sie hatte, blieb zunächst unklar.
Senat: Messerangriff war Einzelfall
Der mutmaßliche Täter wurde am Tatort festgenommen. Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung sagte am Mittwochabend, dass von einem Einzeltäter ausgegangen werde. Die Tat sei weder politisch noch religiös motiviert gewesen. Die beiden verletzten Mädchen sind nicht verwandt. Laut der Zeitung „B.Z.“ hatte der Verdächtige keine Beziehung zu seinen Opfern.
Aus Sicht des Senats war die Tat ein „absoluter Einzelfall und eine Tragödie“. Der Schutz vor Angriffen, so gut man ihn überhaupt gewährleisten könne, sei an Berliner Schulen sehr gut vorhanden. Der Fall sei aber nach derzeitigem Stand nicht zu verhindern gewesen. Das Personal an Berliner Schulen sei für Notfälle dieser Art geschult. „Ein Restrisiko wird man niemals ausschließen können“, so eine Sprecherin.
Etwa 30 Schülerinnen und Schüler haben den Messerangriff an einer Grundschule in Berlin gesehen. Auch Erzieher des Hortes der Evangelischen Schule Neukölln, die die Kinder am Mittwochnachmittag betreuten, hätten die Tat beobachtet, sagte die Sprecherin der Evangelischen Schulstiftung der EKBO am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Angriff habe in der Nachmittagsbetreuung stattgefunden, während die Kinder auf dem Schulhof gespielt hätten. Nun sei die Schule am Donnerstag und Freitag als „Begegnungsstätte“ geöffnet. Es herrsche aber keine Schulpflicht. Interventionsteams aus Psychologen, Therapeuten und Seelsorgern seien im Einsatz.