Auf einer Konferenz mit Elternvertretern, Lehrern und Schulträgern hat sich der neue Bildungsminister Steffen Freiberg am Sonnabend (13.05.) offiziell von umstrittenen Plänen seiner Vorgängerin Britta Ernst (beide SPD) verabschiedet, 200 unbesetzte Lehrerstellen in Stellen für Schulsozialarbeiter und Schulassistenten umzuwandeln. Auch die Kürzungen der Stundenzuweisungen für Teilungs- und Förderunterricht werden zurückgenommen. Ab sofort können alle freien Stellen an den Schulen wieder besetzt werden, verkündete Freiberg.
Um im kommenden Schuljahr, für das 1800 neue Lehrkräfte benötigt werden, ausreichend Personal zu finden, ist eine bundesweite Werbekampagne vorgesehen. Werbeexperten sollen eine Strategie dafür entwickeln. Das Budget beträgt zwei Millionen Euro. Die Kampagne, die in diesem und dem nächsten Jahr laufen soll, wird von einer Stabsstelle geleitet, die direkt dem Minister unterstellt sein wird.
10 Stunden pro Woche weniger vor der Klasse stehen
Die größte Veränderung gibt es für ältere Lehrer. Sie sollen überzeugt werden, künftig nicht schon im Alter von 63 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand zu wechseln. Derzeit arbeiten nur 20 Prozent der Lehrkräfte bis zum regulären Renten- beziehungsweise Pensionsalter. Steffen Freiberg schlägt deshalb vor, den Pädagogen mit Vollendung des 63. Lebensjahres zehn Anrechnungsstunden pro Woche zu gewähren. In denen müssen sie nicht unterrichten, sie können in Absprache mit der jeweiligen Schulleitung die Stunden beispielsweise für Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes, für die Betreuung von Seiteneinsteigern und Referendaren oder die Organisation von Klassenfahrten nutzen.
Nach Berechnungen des Bildungsministeriums müssten 50 Prozent der Lehrer ab 63 Jahren das Angebot annehmen, damit letztlich mehr unterrichtet werden kann als derzeit. Freiberg möchte diesen Vorschlag ausdrücklich als Angebot verstehen, der jetzt mit allen Beteiligten diskutiert und ausgestaltet werden soll. Die entsprechenden Jahrgänge umfassen im Durchschnitt je 600 Lehrkräfte an öffentlichen Schulen.
Mehr Spielraum bei Stellenbesetzungen
Darüber hinaus sollen die Schulen mehr Personalautonomie erhalten und die Gelder für unbesetzte Lehrerstellen für einen begrenzten Zeitraum anderweitig verwenden können. Gedacht ist an Sozialarbeiter, Schulkrankenschwestern oder Psychologen bis hin zu Assistenten zur Entlastung der Schulleitungen oder zur Pausenaufsicht. Findet sich eine der gesuchten Lehrkräfte, soll sie an der Schule eingestellt werden. Es sei denn, Schulleitung und Träger entscheiden sich anders. Auch bei diesem Vorschlag sollen die Details noch mit den Betroffenen verhandelt werden.
Gestärkt werden zudem die staatlichen Schulämter. Mit mehr Personal soll die Voraussetzung geschaffen werden, offene Lehrerstellen schneller zu besetzen. Mit den Gewerkschaften wird außerdem über Modelle für Lebensarbeitszeitkonten verhandelt. Jüngere Lehrer könnten dann mehr Stunden pro Woche freiwillig unterrichten und später Sabbatjahre nehmen oder früher ohne Abzüge in den Ruhestand gehen.