Brandenburg hat im Jahr eins nach der Pandemie einen deutlichen Anstieg der Kriminalität erfahren. Das geht aus den gerade präsentierten Zahlen der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) hervor. 170.204 Straftaten wurden im Jahr 2022 in Brandenburg gezählt, sieben Prozent mehr als im Jahr davor.
Vergleicht man die Zahlen allerdings mit den Jahren vor der Pandemie, in denen es einen deutlichen Rückgang der Straftaten in Brandenburg gegeben hat, dann sieht das Bild versöhnlicher aus. 2019 gab es beispielsweise rund 11.000 Straftaten mehr in Brandenburg.

Mehr Straftaten in den Brandenburger Grenzgemeinden

Besonders auffällig ist die Entwicklung in den Grenzgemeinden zu Polen. Hier ist die Kriminalität im vergangenen Jahr um fast ein Drittel gestiegen. Verglichen mit dem Rest des Landes sind die Menschen in Schwedt, Frankfurt (Oder), Guben oder Forst deutlich mehr von Kriminalität betroffen als der Rest der Brandenburger. Rechnet man die Straftaten auf die Bevölkerungszahl um, dann sind es fast doppelt so viele Verbrechen pro Kopf.
Das hat allerdings vor allem einen statistischen Effekt. Denn der Hauptteil des Zuwachses geht auf das Konto sogenannter Verstöße gegen das Asyl- und Aufenthaltsrecht. Es sind also vor allem die zahlreichen an der Grenze aufgegriffenen Flüchtlinge, die die Polizeistatistik der Grenzgemeinden in die Höhe treiben.
Betrachtet man hingegen die Verbrechen, die die Menschen in den Grenzgemeinden unmittelbar betreffen, so ist die Lage auch hier weniger dramatisch. So gibt es beispielsweise deutlich weniger Diebstähle aus Bungalows, Gartenlauben und Kellern. Auch der Ladendiebstahl, Rauschgift- und Betrugsdelikten sind in den Grenzgemeinden zurückgegangen.

Es gibt wieder mehr Gewalt und Einbrüche in Brandenburg

Was hingegen – brandenburgweit – steigt, ist die Gewaltkriminalität. 4685 Fälle hat es 2022 in Brandenburg gegeben, etwa 400 mehr als im Jahr zuvor. Das betrifft vor allem Körperverletzungen, auch schwere und gefährliche. Bei Mord und Totschlag bleibt das Niveau hingegen weitgehend gleich.
Innenminister Michael Stübgen (CDU) sieht eine „besondere Notwendigkeit zum Handeln“ im Bereich der Gewaltkriminalität. „Gerade bei Gewalt, die im häuslichen Umfeld stattfindet oder sich gegen Frauen und Kinder richtet, müssen wir den Straf- und Verfolgungsdruck auf die Täter gesetzlich erhöhen“, so Stübgen bei der Präsentation der Zahlen.
Einen neuen, traurigen Rekord gab es 2022 auch bei der Gewalt gegen Polizisten. Statistisch würden jeden Tag drei Beamte in Brandenburg angegriffen, beklagt der Innenminister. Das sei ein Zeichen der Verrohung in der Gesellschaft.
Ebenfalls bedenklich ist der deutliche Anstieg der Wohnungseinbrüche, vor allem im Berliner Speckgürtel. Hier seien vor allem professionelle Banden am Werk, die die Anonymität des Verflechtungsraumes um die Hauptstadt nutzen, um schnell zuzuschlagen und schnell zu entkommen. Die Aufklärungsquote ist auch deshalb in diesem Bereich auf ein neues Tief von unter 15 Prozent gefallen. Vor 20 Jahren wurde noch jeder zweite Einbruch aufgeklärt.

Kinder verbreiten selbst zunehmend Kinderpornografie – und werden so zu Straftätern

Polizeipräsident Oliver Stepien streicht vor allem die Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Dateien hervor. „Mit besonderer Sorge betrachte ich die Entwicklung, dass Kinder und Jugendliche selbst zunehmend solche Inhalte in Gruppenchats wie WhatsApp und Instagram teilen und verbreiten“, so Stepien. Fast die Hälfte aller Tatverdächtigen sei unter 18 Jahre alt.
Die Polizei will darauf mit mehr Personal in den Kripo-Bereichen der Polizeidirektionen reagieren und mit einer Verstärkung der Anlaufstelle für derartige Delikte, die seit der jüngsten Gesetzesänderung in jedem einzelnen Fall eine Straftat darstellen – selbst dann, wenn solche Bilder nur zur Beweissicherung gespeichert werden.
Mit einer neuen Social-Media-Kampagne will die Polizei Kinder und Jugendliche zusätzlich bei dem Thema sensibilisieren. Dafür werden Videos und Veranstaltungen unter dem Motto „Sei kein Teil davon“ produziert.