„Der Boom auf dem Grundstücksmarkt in Brandenburg legt eine Atempause ein. Wir wagen nicht, zu prognostizieren, wie lange. Aber die aktuellen Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, sagt Brandenburgs Innenstaatssekretär Dr. Markus Grünwald am Dienstag (18. Juli) bei der Präsentation des Grundstücksmarktberichts 2022.
Nach langjährigen Steigerungen sind im vergangenen Jahr in Brandenburg deutlich weniger Kaufverträge abgeschlossen worden. Erstmals seit 1992 lag ihre Zahl mit 28.353 unter 30.000 – innerhalb eines Jahres ein Minus von 19 Prozent.

Preise steigen noch, aber nicht mehr so stark

Auch der Geldumsatz ist stark zurückgegangen – um 15 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro. Die steigende Preisentwicklung für Wohnbauland setzte sich 2022 zwar fort, aber nicht so stark wie in den zurückliegenden Jahren.
Das Preisverhältnis zwischen einem Wohnbaugrundstück im Berliner Umland und dem Weiteren Metropolenraum beträgt unverändert 3,6:1. So wurden im Berliner Umland im vergangenen Jahr durchschnittlich 408 Euro pro Quadratmeter Bauland für ein Einfamilienhaus – dazu zählen frei stehende Einfamilienhäuser, Reihenhäuser und Doppelhaushälften – gezahlt. 2021 waren es noch 377 Euro je Quadratmeter.
Der durchschnittliche Preis für ein Einfamilienhaus stieg im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 um zehn Prozent auf 397.000 Euro. Im Jahr 2021 war dieser Durchschnittspreis noch um 16 Prozent gestiegen. Der Durchschnittspreis für eine neu errichtete Eigentumswohnung lag 2022 unverändert zum Vorjahr bei 403.000 Euro.
Ein überdurchschnittliches Bodenrichtwertniveau für Wohngebiete des individuellen Wohnungsbaus weist neben Potsdam mit bis 1000 Euro je Quadratmeter (Villengebiete ausgenommen) und Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) mit bis zu 1200 Euro je Quadratmeter aus.
Der Rohbau eines Einfamilienhauses in der Wittenberger Müllerstraße steht neben einem unsanierten Haus. Die Brandenburger Häuslebauer sind vorsichtiger geworden. Der Grundstücksmarkt stagniert.
Der Rohbau eines Einfamilienhauses in der Wittenberger Müllerstraße steht neben einem unsanierten Haus. Die Brandenburger Häuslebauer sind vorsichtiger geworden. Der Grundstücksmarkt stagniert.
© Foto: Soeren Stache/dpa

Berlinferne Regionen werden für Käufer interessanter

Im Weiteren Metropolenraum lag der Durchschnittspreis 2022 bei 113 Euro je Quadratmeter – zehn Euro mehr als einem Jahr zuvor. Überhaupt würden für Käufer die berlinfernen Kommunen, insbesondere die mit guten Anschlüssen an den Regionalverkehr, zunehmend attraktiv, weiß Staatssekretär Grünewald. Lübben, Belzig, Angermünde und Frankfurt (Oder) sind für ihn solche Beispiele. 60 Minuten brauche man von dort nach Berlin. Die Nachfrage nach Grundstücken im weiteren Umland steige –„auch wegen geringerer Preise“, so Grünewald.
Die Wohnflächenpreise in Brandenburg sind 2022 ebenfalls gestiegen. Im Berliner Umland kostete der Quadratmeter Wohnfläche in freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern 4629 Euro (2021: 4157 Euro), in Reihenhäusern und Doppelhaushälften 3863 Euro (2021: 3876 Euro). Wesentlich günstiger war der Quadratmeter Wohnfläche im Weiteren Metropolenraum zu haben: für 2209 Euro bei Ein- und Zweifamilienhäuser sowie für 1909 Euro bei Reihen- und Doppelhäusern.

Hohe Baukosten, steigende Zinsen sorgen für Zurückhaltung

Für Henry Zunke, stellvertretender Vorsitzender des Oberen Gutachterausschusses, und Grünewald liegen die Gründe für die deutlich niedrigere Zahl an Kaufverträgen – vorrangig im Berliner Umland –, und den Rückgang beim Geldumsatz klar auf der Hand: „Zinserhöhungen, der Ukrainekrieg, die stark steigenden Baupreise und die Diskussionen um klima- und ressourcenschonendes Bauen“ haben den Brandenburger Grundstücksmarkt gebremst. „Und erste Daten für das Jahr 2023 zeigen, dass sich die Umsatzrückgänge wohl fortsetzen werden“, sagt Zunke. „Bei Bodenpreisen und Kaufverträgen ist eine Stagnation festzustellen.“