Qualität statt Quantität – nach diesem übergeordneten Kriterium will das Land Brandenburg künftig entscheiden, welche Investoren privilegiert behandelt werden sollen. Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) stellte dafür am Dienstag (9. Mai) die neue Ansiedlungsstrategie vor. „Wir werden kein ansiedlungswilliges Unternehmen abweisen, aber wir wollen uns konzentrieren auf Ansiedlungen, die regionale Wertschöpfungsketten vervollständigen oder Kreislaufwirtschaften befördern.“
Brandenburg soll ein neues, industrielles Zentrum werden und bis 2030 „die Bundesliga-Tabelle der Wirtschaftskraft der Bundesländer auf den Kopf stellen“, so Steinbach. Die Ansiedlung innovativer Clusterbranchen soll dies ermöglichen. Was aber heißt das genau?

Kreislaufwirtschaft um Tesla im Aufbau

„In einem global agierenden wirtschaftlichen Umfeld ist es entscheidend, dass sich das Land auf seine Stärken konzentriert. Ein starkes Profil mit ausgeprägten Wertschöpfungsketten und passenden Clustern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung erhöht die Chancen für weitere Ansiedlungen“, heißt es in der Pressemitteilung. Brandenburg habe sein Profil in den vergangenen Jahren im Bereich moderne Mobilität geschärft. „Gamechanger“ sei hierfür die Tesla-Ansiedlung gewesen, die in der Folge viele andere Unternehmen angezogen habe, so Steinbach.
Nun will Brandenburg „in ganz großem Maßstab“ eine Kreislaufwirtschaft aufbauen. Perspektivisch soll von der Gewinnung der Batterie-Rohstoffe über die Herstellung und Verbauung bis hin zum Recycling alles regional realisiert werden. Die notwendigen Akteure wie Rock Tech Lithium in Guben seien schon etabliert oder in der Ansiedlung.

Fokus auf eine Branche sei gefährlich

Wenn also alles einmal ineinandergreift, kann „der Rohstoffbedarf für die Elektromobilität ungefähr auf 50 Prozent reduziert werden“, kalkuliert Steinbach. Daher biete es sich an, auf diesem Fundament die Fokussierung weiterzutreiben. Doch in Hinblick auf Tesla und die Elektromobilität hält der Politiker es „für gefährlich und nicht besonders verantwortungsvoll“, sich nur auf eine Branche zu fokussieren. Er hat die Luftfahrtechnik im Blick, die sich an mehreren Standorten in Brandenburg aufbaut, beispielsweise in Strausberg durch die Wasserstoff-Flugzeuge von Apus. Auch eine Rückkehr von Medizintechnik und Pharmazieunternehmen würde sich Steinbach wünschen.
Doch die Ansiedlungspläne der Landesregierung sind größtenteils auf das Mitspielen der Kommunen angewiesen. Die Anzahl der Gewerbegebiete in Landesbesitz sei geringer als jene in kommunalem Besitz. Eine neue Ansiedlung in der Dimension von Tesla ist nur durch eine „hoch engagierte konzertierte Aktion verschiedener Beteiligter auf Landes-, Kreis- und Kommunalebene“ möglich geworden. Dies müsse Brandenburg auch künftig leisten können.

Rekord-Ergebnis bei Investitionen soll sich wiederholen

Brandenburgs Wirtschaft ist 2022 um 3,3 Prozent gewachsen – Tesla gilt als zentraler Faktor für die Ansiedlung neuer Investoren. Im vergangenen Jahr wurden 1,84 Milliarden Euro investiert. „Das Ergebnis von 2022 darf keine Eintagsfliege sein“, sagt Steinbach, der davon ausgeht, dass sich die Zahlen auch in den kommenden zwei bis drei Jahren halten. Für 2023 ist laut Unternehmerverband Berlin-Brandenburg trotz Energiekrise ein Wachstum von einem Prozent prognostiziert, womit Brandenburg 0,2 Prozent über dem Bundesdurchschnitt läge.