Der Winter ist mild, die Gasspeicher sind gut gefüllt und die Großhandelspreise für Erdgas sind gesunken. Verbraucherschützer haben die Energieversorger in Deutschland aufgefordert, die Gaspreise für ihre Kunden zu senken. Die ersten Anbieter tun das jetzt.
So hat die Berliner Gasag angekündigt, ab Mai Preise in der Grundversorgung um rund 20 Prozent senken zu wollen. Die genaue Höhe müsse noch berechnet werden, hieß es. Auch Verträge mit längerer Bindung sollen günstiger werden. Zuletzt war der Arbeitspreis pro Kilowattstunde im Gasag-Grundversorgungstarif zum 1. Januar auf 19,58 Cent bis 20,12 Cent/kwh gestiegen.

EWE will Gaspreis für Kunden in Brandenburg senken

Auch der Energieanbieter EWE will Gaspreise für seine Kunden in Brandenburg reduzieren, das kündigte EWE am Freitag an. Ab 1. April soll Gas in der Grundversorgung um 15 Prozent preiswerter werden. Der Preis pro Kilowattstunde sinkt dann von aktuell brutto 17,47 Cent auf 14,71 Cent. Der jährliche Grundpreis bleibt unverändert bei brutto 182,28 Euro. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeutet das EWE zufolge eine Kosteneinsparung von 46 Euro im Monat.
Bundesweit lagen Gaspreise für Haushalte in Mehrfamilienhäusern Ende 2022 im Schnitt bei 19,8 Cent je Kilowattstunde, hat der Bundesverband für Wasserwirtschaft ermittelt.

Warum die Preise jetzt fallen

EWE und Gasag begründen die fallenden Preise vor allem mit den gesunkenen Marktpreisen. „Wir sehen Entspannung auf den Großhandelsmärkten“, sagt EWE-Vorstandschef Stefan Dohler. Aufgrund des milden Winters wurde weniger Gas verbraucht, die Speicher sind besser gefüllt, als für Februar erwartet worden war. In den EWE-Speichern liegt der Füllstand demnach bei rund 85 Prozent.

Profitieren auch Kunden mit längerfristigen Verträgen?

Auch für Kunden, die jetzt neu einen langfristigen Vertrag – etwa über ein Jahr – abschließen, will EWE ab der kommenden Woche günstigere Konditionen bieten. Sie sollen auf dem Niveau des Grundversorgungstarifes liegen. Angeboten werden sollen diese Verträge zunächst bevorzugt den Brandenburgern. Pech hat allerdings, wer im Januar einen neuen, lang laufenden Vertrag geschlossen hat – die Konditionen ändern sich nicht. Für Kunden, die im Januar einen Zuhause +12 Gas-Tarif abgeschlossen haben, gilt der seit November gültige Preis für das Produkt. Der liegt bei brutto 17,68 Cent/Kilowattstunde und einem Grundpreis von brutto 182,29 Euro im Jahr.
EWE verweist darauf, dass besonders Kunden mit langfristigen Verträgen bisher von den Erhöhungen der Preise verschont geblieben seien – für sie galten die alten Tarife weiter. Etwa die Hälfte der Kunden hat demnach Verträge mit längerer Bindung.
Allerdings werden Kunden in der Grundversorgung auch die 14,71 Cent pro Kilowattstunden nicht komplett zahlen müssen. Denn ab März gilt für alle die Gaspreisbremse. Dann wird der Arbeitspreis vom Staat für 80 Prozent des Gasverbrauchs auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. All jene, für die die Preisbremse greift, sollen von EWE zwischen dem 15. Februar bis 1. März 2023 schriftlich informiert werden, was das für sie bedeutet. Etwa die Hälfte der Kunden liege mit ihrem Tarif für lang laufende Verträge bereits jetzt unter dem staatlichen Preisdeckel.

Wie entwickeln sich die Preise in der Zukunft?

Der Konzern mit Sitz in Oldenburg will seine Preise quartalsweise überprüfen und anpassen. Auf das Niveau der billigen Preise von 2021 werden sie nicht mehr fallen. EWE-Vorstand Dohler erklärt das mit den gestiegenen Großhandelspreisen. „Bei Gas wird der Preis nicht wieder auf 18 Euro zurückgehen.“ Prognosen sagen Marktpreise von 30 bis 60 Euro pro Megawattstunde voraus.
Zum Vergleich: Zum Beginn des Krieges von Russland gegen die Ukraine lagen sie bei 62 Euro pro Megawattstunde. Im August zahlten Einkäufer für Gas, das im Ende 2023 geliefert werden sollte, Höchstpreise von fast 300 Euro pro Megawattstunde. Aktuell sind es nach EWE-Angaben um die 65 Euro pro Megawattstunde. Entspannt sieht Dohler die Lage bei Gas und Strom mit Blick auf den nächsten Winter aber nicht. „Jeder sollte noch einmal schauen, ob er nicht sinnvoll einsparen kann.“
Ist es günstiger, angesichts der Energiekrise und der Schwankungen der Preise in einen Grundtarif beim Gas zu wechseln? Brandenburger Verbraucherschützer raten, das im Einzelfall zu prüfen. Preise in der Grundversorgung können sich immer zum Monatsersten mit einer Frist von sechs Wochen ändern. Ist man entsprechend flexibel, sei die Grundversorgung eine Option. mit dpa