Es kam weniger schlimm als erwartet. Das Gas zum Heizen ging im Winter nicht aus, zudem blieben die Temperaturen relativ mild. Im Portemonnaie vieler Menschen waren die Energiekrise und die Folgen des russischen Angriffskriegs jedoch deutlich spürbar. Glücklicherweise entspannt sich die Lage seit März wieder. Mehrere Energieversorger haben begonnen, dies an ihre Kunden weiterzugeben.
Nun hat auch EWE angekündigt, zum 1. Juli die Preise für Gas von 14,71 Cent pro Kilowattstunde auf 13,92 Cent in der Grundversorgung zu senken. Das wäre laut Pressemitteilung eine monatliche Ersparnis von 11,50 Euro für einen Haushalt, der etwa 17.500 Kilowattstunden im Jahr verbraucht. Der jährliche Grundpreis bleibe bei 182,28 Euro brutto.
Auch bei der Stromversorgung lässt EWE die Preise etwas purzeln, allerdings nicht für den Raum Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, da der Konzern dort kein Grundversorger ist.
Gasag-Chef sieht Entspannung am Markt
Zuvor hatte die Gasag-Gruppe, zu der unter anderem die Energie Mark Brandenburg (EMB), SpreeGas, die Stadtwerke Forst und die Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg gehören, Preissenkungen angekündigt.
Die EMB versorgt beispielsweise in Brandenburg nach eigenen Angaben 92.800 Kunden mit Erdgas und 40.600 mit Strom. Spreegas liefert an 18.975 Haushalte in der Mark, Sachsen und Sachsen-Anhalt Gas. Die EWE beliefert 120.000 Erdgaskunden.
Der Trend soll sich für Gasag-Kunden fortzusetzen, erklärt CEO Georg Friedrichs bei einer Pressekonferenz zur Jahresbilanz. Auf dem Weltmarkt sei genügend Energie verfügbar, die Preisentwicklung bleibe moderat und stabil.
Preis für Gas sinkt – bleibt aber beim Doppelten
Von April auf Mai 2023 sei der Preis in der Gasgrundversorgung bei der Gasag AG um 8,32 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Aufs Jahr hochgerechnet bedeutet dies für Familien mit einem Gesamtverbrauch von 20.000 Kilowattstunden, dass sie mit dem aktuellen Kilowattstunden-Preis von 11,37 Cent etwa 430 Euro unter dem Betrag liegen, ab dem die Gaspreisbremse greifen soll. Für die Brandenburger Vertriebsgesellschaften EMB und SpreeGas gelten ähnliche Trends.
Da bei der EWE der Gaspreis auch ab Juli über 12 Cent pro Kilowattstunde liegen wird, werde für die Kunden die Gaspreisbremse weiterhin greifen.
Nichtsdestotrotz kostet Gas noch etwa das Doppelte im Vergleich zu vergangenem Jahr. „Eine Rückkehr zu einst 15 Euro für die Megawattstunde sehen wir nicht“, räumt Friedrichs ein. „Wir wissen auch noch nicht genau, wie sich der Winter entwickeln wird.“ Der Verlauf des Krieges in der Ukraine und dessen Auswirkungen seien ebenfalls aktuell nicht abschätzbar.
Perspektivisch soll der Gaspreis bis 2026 jährlich sinken. Im Mai in einem Jahr werde die Megawattstunde laut Daten der Energiebörse EEX 57,50 Euro kosten und in drei Jahren bei etwa 39 Euro liegen.
Gasag will Klimaneutralität bis 2040 erreichen
Im Rückblick zeigt sich, dass die Menschen in Brandenburg etwas ehrgeiziger beim Gassparen waren als die Berliner. In der Hauptstadt wurde sieben Prozent weniger verbraucht, in Brandenburg waren es minus elf Prozent. Mittlerweile, so Geschäftsführer Georg Friedrichs, sei das Sparverhalten bei den Kunden weniger ambitioniert.
Auch künftig werde die Gasag-Gruppe in die Energiequelle Gas investieren, um weiterhin die Versorgung sicherzustellen, doch sollen die Ausgaben zugunsten der erneuerbaren Energien stetig abnehmen. Das Energieunternehmen plant, ab 2025 etwa 80 Prozent der Investitionen in ökologische Nachhaltigkeit fließen zu lassen. Bis 2040 will man Klimaneutralität erreichen,
Die eigene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien soll in den kommenden Jahren auf 300 Megawatt anwachsen. Aktuell generiert Gasag 50 Megawatt über einen Windpark in Wahlsdorf (Teltow-Fläming) und Fotovoltaik-Parks bei Cottbus. Der Ausbau der Solarenergie müsse aber aktuell einige Hürden bewältigen, da sowohl Handwerker- als auch Lieferkapazitäten knapp seien. Eine geplante Pipeline soll die grüne Energie in die anderen Versorgungsgebiete transportieren.