Fische, Muscheln, Schnecken sind im vergangenen August massenhaft in der Oder verendet. Sie starben am Gift einer Alge, die sich im warmen, versalzenen Wasser explosionsartig vermehren konnte. Wie groß der Schaden im Ökosystem wirklich ist – das kann nur teilweise erfasst werden. Ein großer Teil der Kadaver zum Beispiel ist an den Grund des Flusses abgesunken. Die ökologischen Folgen des Fischsterbens sollen nun umfassend untersucht werden.
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei IGB in Berlin hat am Dienstag (14.2.) 4,8 Millionen Euro Förderung für ein großes Forschungsprojekt zur Oder erhalten. Geldgeber sind das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz. Die Wissenschaftler wollen die Schäden am Ökosystem untersuchen und Empfehlungen abgeben, wie es renaturiert und widerstandsfähiger gemacht werden kann.
Ein Ziel ist ein besseres Frühwarnsystem
„Unser Ziel ist es, im Schulterschluss mit den Ländern Frühwarnsysteme zu entwickeln und zielgerichtete Maßnahmen abzuleiten, die die Widerstandsfähigkeit der Oder und ihrer Auen verbessern“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Grüne) in einer Mitteilung. Durch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, das noch in der ersten Jahreshälfte starten soll, stünden weitere Fördermöglichkeiten für die ökologische Entwicklung von Flüssen und Auen zur Verfügung.
Auch die Verluste der Fischer werden untersucht
Die Wissenschaftler wollen die unmittelbaren Auswirkungen der Umweltkatastrophe auf Fische, Wasserinsekten, Muscheln und Algen untersuchen. Ein Aspekt der Forschung ist auch, wie der Mensch vom Fluss profitiert.
So soll auch danach gefragt werden, welche Verluste die Fischer erlitten haben, wie sich der Rückhalt von Nährstoffen und die Speicherung von Kohlenstoff verändert haben. Untersucht werden soll, wie Gewässerchemie und Ökologie die giftige Alge beeinflussen, um besser zu verstehen, wie es zu einer Algenblüte kommt und frühzeitig davor warnen zu können.
Wie lässt sich der Fluss besser schützen?
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung der Auengewässer als Rückzugsort für Tiere. Für das Überleben vieler Fische und wasserlebender Wirbelloser sind sie besonders wichtig. Viele kleine Fische vor allem sind der Giftwelle in der Oder im Sommer offenkundig entkommen, weil sie sich in kleine Nebenarme flüchten konnten. Das IGB hatte in einem Policy Paper im vergangenen Jahr bereits Vorschläge unterbreitet, wie Nebengewässer wieder an die Oder angebunden werden könnten.
Schätzungsweise die Hälfte der Fische und ein großer Teil der großen Muscheln sind im Sommer verendet. Als Ursache für die giftige Algenblüte gelten Salzeinleitungen in Polen, die vermutlich vor allem aus dem Bergbau stammen. Auch von illegalen Einleitungen im Nachbarland war die Rede. Umweltschützer fordern eine Reduzierung des Salzes. Bislang ist allerdings nicht erkennbar, dass Polen dazu Anstrengungen unternimmt.
Ende vergangenen Jahres erreichte der Salzgehalt in der Oder neue Rekordwerte. Im Nationalpark Unteres Odertal wurden erst vor Kurzem hohe Salzwerte gemessen. Da der Fluss derzeit mehr Wasser führt als im Sommer, wird offenkundig mehr Salz hineingespült als im August. In Brandenburg wächst die Sorge vor einem neuen Fischsterben in ein paar Monaten, sollte es einen neuen Hitzesommer geben wie im vergangenen Jahr.
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