Nach sechs Monaten ohne Rohöl aus Russland hat die Taskforce zur Ölraffinerie PCK am Dienstag, 11. Juli, in Schwedt eine Zwischenbilanz gezogen. Zuvor hatte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf einer Betriebsversammlung mit den Mitarbeitenden gesprochen und ihnen für ihren „unermüdlichen Einsatz und ihre wichtige Arbeit zur Versorgung Brandenburgs, Berlins und ganz Ostdeutschlands insbesondere mit Benzin und Diesel“ gedankt.
Die Taskforce soll den Transformationsprozess der PCK begleiten und die Akteure zusammenbringen. Nach einer Mitteilung der Staatskanzlei nahmen der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), der Sprecher der PCK-Geschäftsführung, Ralf Schairer, Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD), Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und Finanzministerin Katrin Lange (SPD) sowie Uckermark-Landrätin Karina Dörk und Schwedts Bürgermeisterin Annekathrin Hoppe teil.
„Wir ziehen ein positives und optimistisches Zwischenfazit“, sagte Dietmar Woidke. „Wir sind zwar nicht durch“, erklärt er. „Doch können wir jetzt sagen, wenn wir ein Zwischenfazit ziehen, dass wir sehr stabile Verhältnisse haben, was die wirtschaftliche Situation der PCK-Raffinerie betrifft“, sagte er. „Zudem haben wir stabile Verhältnisse, was die Arbeitsplatzsituation in der Raffinerie betrifft.“

PCK-Geschäftsführer: Auslastung liegt bei 70 Prozent

„Ich möchte drei Statements abgeben“, sagte PCK-Geschäftsführer Ralf Schairer. „Das eine ist zum Status Rohöl-Versorgung: Das erste Halbjahr haben wir die Raffinerie im Schnitt mit 60 Prozent Rohölauslastung gefahren“, so der Manager, der darauf hinwies, dass nach der Beendigung des Verbunds-Stillstandes die Rohölverarbeitung sogar auf über 70 Prozent erhöht worden ist. „We are back in business“, erklärte Schairer.
Dampf steigt aus dem Kühlturm in der PCK-Raffinerie in Schwedt. Am Dienstag, 11. Juli, tagte dort die Taskforce.
Dampf steigt aus dem Kühlturm in der PCK-Raffinerie in Schwedt. Am Dienstag, 11. Juli, tagte dort die Taskforce.
© Foto: Oliver Voigt
„Darüber hinaus haben wir am vergangenen Donnerstagabend, den 7.7, den Förderantrag zur Beihilfe der Projekte für Ertüchtigung der Pipeline, der Logistik und der Raffinerie an das Bundeswirtschaftsministerium gestellt“, so der Manager. Es geht hier um finanzielle Mittel von 400 Millionen Euro. „Das hat sehr viel Arbeit gekostet, und wir sind mächtig stolz, dass wir diesen Meilenstein erreicht haben“, sagte Schairer.
Das Unternehmen habe alle kritischen Projekte vorangetrieben. „Wir sind mit der Planung im Zeitplan dessen, was wir uns auch ursprünglich vorgestellt haben“, machte der PCK-Chef klar. Bei der Förderung handelt es sich um eine Beihilfe zur Ertüchtigung der Pipeline Rostock-Schwedt und zur Anpassung der Raffinerie, um dort Rohöl aus nicht-russischer Produktion verarbeiten zu können.

Kooperation mit Siemens Energy

„Zudem haben zwei große Transformationsprojekte in der Bearbeitung. Es geht um eine 32 Megawatt-Elektrolyse-Anlage in Kooperation mit Siemens Energy“, so Schairer. „Hier sind wir im Plan. Sie ist auf 100 Megawatt skalierbar“, sagte der Manager. Darüber hinaus habe PCK mit dem regionalen Energieanbieter Enertrag eine Studie veröffentlicht. „Wir haben hier große Pläne, wie man Wind- und Solarstrom einsammeln kann.“
Von den Gesellschaftern seien Mittel zur Verfügung gestellt worden, um das Engineering weiterbetreiben zu können. Man verfolge so die Strategie der kleinen Schritte und erwarte im ersten Quartal 2024 weitere Erkenntnisse. „Ich hoffe, dass wir dieses Projekt und diese große Vision auch umsetzen können. Diese Transformation wird nicht von heute auf morgen gehen“, sagte Schairer.

Ministerpräsident zeigt Verständnis für Sorge der Menschen

Auf der vorangegangenen Betriebsversammlung hatte Woidke zuvor laut einer Mitteilung gesagt: „Der Jahreswechsel bedeutete für die PCK-Beschäftigten und die ganze Region eine tiefe Zäsur. Seit den frühen 1960ern war die Raffinerie mit Öl aus der Druschba-Pipeline versorgt worden. Dieses Öl gehörte über Jahrzehnte zur DNA der PCK, der Beschäftigten und von Schwedt.“
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe der Bundesregierung keine andere Wahl gelassen, als die Öl-Lieferungen aus Russland zu stoppen. Das habe viele Menschen mit Sorge erfüllt, so der Regierungschef. „Und zugleich haben Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der PCK kühlen Kopf bewahrt und gewährleisten mit Ihrer wichtigen Arbeit, dass wir weiterhin Benzin und Diesel tanken können“, sagte Woidke.

100.000 Tonnen Rohöl aus Kasachstan

Wie es kürzlich vom Unternehmen selbst hieß, läuft die Raffinerie zwar weiterhin nicht unter Volldampf, aber immerhin mit der bisher höchsten Auslastung in diesem Jahr: mehr als 70 Prozent. Seit Juli 2023 sei eine monatliche Lieferung von 100.000 Tonnen kasachischem Rohöl bis Ende 2024 vereinbart, hatte PCK-Sprecherin Viola Brocker kürzlich mitgeteilt.
Staatssekretär Kellner berichtete am Dienstag zum Stand der Öllieferungen über Rostock, Danzig und Kasachstan. Er erklärte: „Der langfristige Liefervertrag für kasachisches Rohöl ist ein weiterer wichtiger Schritt für die PCK Raffinerie.“ Der Vertrag sorge dafür – ebenso wie die anderen Lieferungen über Danzig und über Rostock – den Rohölbezug nach Schwedt zu diversifizieren und sicherzustellen. Auch er dankte allen Beteiligten.
„Es sind erstmal die richtigen Weichen gestellt“, sagte der Bezirksleiter der Gewerkschaft IG BCE, Rolf Erler. Er sieht zwar noch „eine gewisse Anspannung“, äußerte sich aber zuversichtlich, dass die Aufrüstung der Öl-Pipeline von Rostock nach Schwedt nun in Gang komme. Ein schneller Baubeginn wäre gut, damit über diese Leitung mehr Rohöl nach Schwedt fließen könne.

Kritik und Frage nach dem Eigentümer

Christian Görke, Bundestagsabgeordneter der Linken aus Brandenburg, verwies am Abend darauf, dass die Antragstellung noch keine Bewilligung der Förderung sei: „Jetzt erst beginnt der langwierige Prüfvorgang in Brüssel. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass die Wettbewerbshüter das Vorhaben kritisch sehen werden. Hier soll immerhin eine sich im Privatbesitz befindliche Röhre mit 400 Millionen Euro Steuergeld ertüchtigt werden.“ Görke forderte stattdessen der Neubau einer unter Hoheit des Bundes stehenden wasserstofffähigen Leitung von Rostock nach Schwedt.
Darüber hinaus sei die Eigentümerfrage noch immer ungeklärt. Die PCK-Raffinerie steht zurzeit unter Treuhandverwaltung des Bundes. Dabei handelt es sich um Anteile von Rosneft, die rechtlich jedoch weiter dem russischen Unternehmen gehören. Der Ölkonzern hat dagegen geklagt.