Das in eine freundliche Winterlandschaft getauchte Brandenburg lädt gerade in der Corona-Pandemie zu Spaziergängen ein - auch am Wasser. Trotz anhaltender Minustemperaturen warnen Feuerwehr und Wasserschutzpolizei aber eindringlich vor dem Betreten von Eisflächen auf Seen, Flüssen und Teichen.
Die Menschen gingen davon aus, dass das Eis sie trage - das sei aber nicht der Fall, sagte der Leiter der Wasserschutzpolizei in Südbrandenburg, Heiko Juschkat, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Eisstärken könnten sehr unterschiedlich sein und hingen zum Beispiel vom Gewässer, von möglichen Strömungen oder Sonneneinstrahlungen und von der Beschaffenheit des Eises ab. Zudem könne durch die derzeit geschlossene Schneedecke nicht eingeschätzt werden, wie dick das Eis tatsächlich sei, warnte Juschkat.

Eisflächen vor dem Betreten überprüfen

Die Eisdecke habe sich in den vergangenen Tagen nicht gleichmäßig bilden können. Nach Frost habe es mehrere Tage getaut und der plötzliche Kälteeinbruch sei mit starkem Wind gekommen, so dass sich kaum Eis gebildet habe, erläuterte er.
„Wir werden die Leute bei diesem Winterwetter nicht davon abhalten können, auf Eisflächen zu gehen“, so der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, Werner-Siegwart Schippel. Doch bevor Menschen sich aufs Eis wagten, sollten sie genau überprüfen, ob es auch trage - und im Zweifel auch ein Loch bohren, um die Stärke zu bestimmen, empfahl er.
Unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten des Wassers, durch Untiefen oder auf dem Gewässergrund entstehende Strudel und einfließende Abwässer, aber auch Schiffsverkehr machten die Tragfähigkeit der Eisdecke unberechenbar, warnte die Potsdamer Berufsfeuerwehr.

„Ein entscheidender Faktor bei der Eisrettung ist die Zeit“

25 Feuerwehrleute nutzten das Winterwetter bei etwa minus 6 Grad, um auf dem Tiefen See am Hans Otto-Theater unter realen Bedingungen die Rettung von Menschen aus dem Eis sowie das Eistauchen zu üben.
„Ein entscheidender Faktor bei der Eisrettung ist die Zeit“, betonte Rainer Schulz, Bereichsleiter Gefahrenabwehr der Potsdamer Feuerwehr. Das Wasser direkt unter der Eisdecke sei meist nur ein bis zwei Grad Celsius kalt und entziehe dem Körper schnell die Wärme, „etwa 27-mal schneller als an der Luft“. So könne ein Mensch innerhalb von 15 Minuten je nach Umständen an den Folgen einer Unterkühlung sterben.
Auch für die Rettungskräfte sei das Retten von Menschen aus dem Eis lebensbedrohlich, betonte Schulz. Deshalb würden die gefährdeten Eisflächenabschnitte nie stehend betreten. Die Rettungskräfte näherten sich nur mit Hilfsmitteln wie Eisrettungsschlitten oder Steckleitern und auf dem Bauch robbend - zur besseren Verteilung des Gewichts.

Warnung vor dem Betreten der Spreewaldfließe

Auch der Spreewald ist derzeit in eine märchenhafte Winterlandschaft getaucht - die zugefrorenen Fließe bieten einen ungewöhnlichen Anblick. Mit Blick auch auf Tagestouristen warnten der Landrat von Oberspreewald-Lausitz, Siegurd Heinze, und Lübbenaus Bürgermeister Helmut Wenzel vor dem Betreten der Spreewaldfließe, die vor allem Schlittschuhläufer immer wieder anziehen.
„Oftmals trügt der Schein!“, sagte Wenzel mit Blick auf die Tragfähigkeit der Eisflächen. Gegenwärtig sei diese Traglast eher trügerisch und werde durch die Schneedecke einfach überschätzt. Besucher sollten vielmehr die ausgewiesenen Wanderwege für Winterspaziergänge nutzen.