Erneuter Rekordfund der illegalen Droge Kokain im Land Brandenburg. Wie das Polizeipräsidium in Potsdam bestätigt, wurden die Drogen bereits am 28. März bei einem Obst-Großhändler in Groß Kreutz (Kreis Potsdam-Mittelmark) sichergestellt. Bei der Durchsuchung der Hallen sei in Bananenkisten Kokain im dreistelligen Kilogramm-Bereich entdeckt worden.
Eine Meldung, die bekannt vorkommt. Denn erst im August 2022 hatte es an gleicher Stelle eine ganz ähnliche Polizei-Aktion gegeben. Damals waren, ebenfalls in Bananenkisten, 660 Kilogramm Kokain gefunden worden. Diesmal sind es noch einmal deutlich mehr. Von 1200 Kilogramm berichtet Polizeisprecher Mario Heinemann am Mittwochnachmittag nach einer ersten Analyse des Fundes. Dies sei bislang der größte Fund dieser geschmuggelten Droge in Brandenburg.

Rekordfund von Kokain in Brandenburg – das sind die Hintergründe

Entwickelt sich Brandenburg gerade zu einem Drehkreuz für den Kokainhandel? Haben die Drogenkartelle im Land Fuß gefasst? Man sollte zum aktuellen Zeitpunkt vorsichtig mit Spekulationen sein. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Vielmehr wird es erneut der Zufall gewesen sein, der die Ermittler auf das Kokain stoßen ließ. Denn nicht nur in Brandenburg werden entsprechende Funde bei Obsthändlern gemacht. Auch andernorts taucht das Kokain, versteckt unter legaler Fracht auf.
Die Polizei hat in Brandenburg bei einem Obsthändler in Groß Kreutz rund 1200 Kilogramm Kokain sichergestellt. Eine mit Bananen und Drogen gefüllte Kiste bringt knapp 18 Kilogramm auf die Waage.
Die Polizei hat in Brandenburg bei einem Obsthändler in Groß Kreutz rund 1200 Kilogramm Kokain sichergestellt. Eine mit Bananen und Drogen gefüllte Kiste bringt knapp 18 Kilogramm auf die Waage.
© Foto: Polizei Brandenburg
Dahinter stecken die Drogenkartelle in Südamerika. Sie überschwemmen Europa seit Jahren mit Kokain. 160 Tonnen haben Zollfahnder im vergangenen Jahr alleine in den Häfen Rotterdam und Antwerpen sichergestellt. In Hamburg waren es im vergangenen Jahr knapp zehn Tonnen.
Die Verstecke, derer sich die Kartelle bedienen, sind vielfältig. Der Trick mit den Bananenkisten, die noch grün und versiegelt in Containern in Südamerika auf die Reise nach Europa geschickt werden, liegt dabei weiter im Trend.

So kommt das Kokain in Europa an

Um das Kokain von den Schiffen und in die Hände ihrer europäischen Partner zu bekommen, hat die Drogenmafia im Prinzip drei Möglichkeiten: kurz vor der Küste über Bord werfen, im Hafen heimlich am Zoll vorbei ausladen und hinausschmuggeln – oder warten, bis die Bananen in Reifekammern in Deutschland angekommen sind und dann dort zuschlagen.
Die Masche mit dem Überbordwerfen ist riskant. Oft werden die Drogenpakete nicht da angespült, wo sie sollen. So wie Anfang März 2023, als in Frankreich bei Cherbourg 850 Kilogramm Kokain am Strand gefunden wurden.
In den großen europäischen Häfen haben die Drogenkartelle inzwischen ebenfalls ihre Hände im Spiel. Verbrecherorganisationen vom Balkan rekrutieren dort Landsleute, um Drogen aus den gesicherten Hafenzonen zu schaffen. Vor allem in Antwerpen und Rotterdam sind es zudem lokale Mafiagruppen mit nordafrikanischem Migrationshintergrund, die zunehmend in Kontrolle übernehmen.

So wirkt sich Kampf gegen Drogenkartelle bis nach Deutschland aus

Dank der Milliardengewinne aus den Drogengeschäften haben diese inzwischen eine Macht erlangt, die zur Gefahr für den Staat wird. Die Banden sind teils besser ausgerüstet und bewaffnet und scheuen inzwischen nicht einmal mehr davor zurück, Ermittler und Politiker offen zu bedrohen.
Inzwischen haben Polizei und Justiz den Kampf gegen die Drogenmafia deutlich intensiviert. Kontrollen in den Häfen wurden verstärkt. „Aber sie reichen nicht aus angesichts der immensen Liefermengen“, sagt Jan op gen Oorth, Sprecher der europäischen Polizeibehörde Europol in Den Haag. Denn wenn die Fahnder zwischen einer Ladung Bananen oder Ananas Pakete mit Kokain entdecken, dann ist das für die Drogenkartelle kaum mehr als Pech. „Die sagen sich: ‚Was soll's?‘“, sagt Op gen Oorth. „Diese Verluste nehmen sie in Kauf.“
Dennoch wird mit jeder Kontrolle die dritte Methode des Drogenschmuggels attraktiver. Dabei halten die Banden zunächst ihre Füße still. Sie warten ab, bis die Bananen in die Reifekammern geliefert werden. Etwa ein Dutzend gibt es davon in Deutschland. In Groß Kreutz steht eine, in Kodersdorf in Ostsachsen eine weitere. Dort werden die Bananen gelagert, bis sie ihre gelbe Farbe für den Verkauf erlangt haben.

So kam die Polizei in Brandenburg dem Kokain auf die Spur

Wenn die Drogenbanden in der Lage sind, den Weg der Container bis dahin zu verfolgen, bietet sich hier die Gelegenheit zum Zuschlagen. Diebesbanden werden engagiert, um nachts gezielt die Kisten herauszuholen, in denen das Kokain versteckt ist. Meist fällt das erst auf, wenn der Einbruch schon vorbei ist – es sei denn, bei Stichprobenkontrollen kommt die illegale Ware unter den Bananen zufällig ans Licht.
So auch im aktuellen Fall. „Ähnlich wie im August des letzten Jahres informierte ein Zeuge am Dienstagnachmittag die Polizei, dass bei einem Großhändler für Obst und Gemüse nach der Anlieferung von Bananenkisten verdächtig aussehende Päckchen aufgefunden wurden“, so Polizeisprecher Heinemann. „Das Kokain war in Plastikfolie in verschiedenen Verpackungsgrößen eingewickelt.“
Dirk Volkland, Leiter Landeskriminalamt Brandenburg, sieht die Fund als Teil der internationalen Handelswege der Kokainmafia: „Der Fund von über einer Tonne Kokain sowie weitere Funde aus der Vergangenheit in Brandenburg verdeutlichen, dass auch unsere Region von internationalem Drogenhandel betroffen ist. Die Bekämpfung des Handels mit harten Drogen wird daher auch weiterhin ein Schwerpunkt bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in Brandenburg bleiben.“