Der Deutsche Fußball-Bund hat nach einem despektierlichen Beitrag von DFB-Vizepräsident Hermann Winkler über den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj ein Gespräch angekündigt. Winkler schrieb am Sonntag bei Instagram: „Berlin heute Morgen. Dank Allgemeinverfügung aufgrund des Besuchs eines ehemaligen ukrainischen Schauspielers ist die City weitestgehend abgeriegelt, die Spree für Touristen teilweise gesperrt.“
Selenskyj war am frühen Sonntagmorgen in Berlin und erstmals seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Deutschland eingetroffen. Am Nachmittag wurden er und sein Volk in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet.
Winkler, der auch Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands ist, teilte in seinem Beitrag zudem ein Bild von sich am Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Stadtteil Treptow. „Im Treptower Park ist's noch ruhig - noch steht das Ehrenmal zum Gedenken aller Kriegsopfer“, schrieb der 60-Jährige. Der Deutschen Presse-Agentur bestätigte Winkler die Echtheit seines Posts: „Es ist mein persönlicher Account und meine Beschreibung der Beobachtung.“
Am Montag (15. Mai) war die Instagram-Seite von Winkler nicht mehr aufrufbar gewesen. Beim Netzwerk Facebook, das wie Instagram zum Meta-Konzern gehört, waren Winklers Äußerungen noch zu sehen. Winkler äußerte sich am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht zur nicht mehr aufrufbaren Instagram-Seite.
Der DFB, der nach Verbandsangaben keinen Einfluss auf die Beiträge der Präsidiumsmitglieder in den sozialen Medien hat, erklärte am Sonntagnachmittag, an diesem Montag mit Winkler ein Gespräch zu dem Post führen zu wollen. Die Nationalmannschaft bestreitet am 12. Juni ihr 1000. Länderspiel in Bremen gegen die Ukraine. Im Internet kritisierten zahlreiche Nutzer den Beitrag von Winkler.
Eine Sprecherin des für den Sport zuständigen Bundesinnenministeriums erklärte dazu: „Das BMI als Sportministerium sieht keinen Anlass, diese völlig indiskutable Äußerung näher zu kommentieren.“

Ostdeutscher Fußball-Verband NOFV befürchtet Image-Schaden

DFB-Vizepräsident Hermann Winkler hat unterdessen mit seinen despektierlichen Äußerungen über den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj Kritik und Irritationen bei anderen Fußball-Funktionären ausgelöst. „Das ist nicht die Haltung des Berliner Fußball-Verbandes. Unsere Werte sind andere“, sagte der Verbandschef Bernd Schultz am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Eine Persönlichkeit wie einen Staatspräsidenten greift man nicht so an“, sagte Schultz.
Holger Stahlknecht, der Präsident des Fußball-Verbandes Sachsen-Anhalt, äußerte sich verwundert über Winklers umstrittenen Social-Media-Post. „Ich halte das für ungeschickt“, sagte der ehemalige Innenminister Sachsen-Anhalts. Er sei grundsätzlich dagegen, „den Sport zu politisieren“. Für ein weiteres Meinungsbild wolle er zunächst mit Winkler sprechen.
Schultz will sich in Gesprächen ein Bild über die Meinungen anderer Funktionäre im Nordostdeutschen Fußball-Verband, den Winkler als Präsident anführt, machen. Wie aus NOFV-Kreisen am Montag zu hören war, befürchtet man einen Imageschaden für die gesamte Fußball-Region mit ihren fünf Landesverbänden von Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen.

DFB-Vizepräsident Hermann Winkler entschuldigt sich

Winkler hatte am Montag via Facebook mitgeteilt, er würde den Eintrag nicht noch einmal so verfassen. „Ich entschuldige mich dafür und auch für die entstandenen Irritationen. Mich deswegen in die "Putinversteher-Ecke" zu stellen, weise ich entschieden zurück“, schrieb der 60-Jährige. Er verurteile die Aggression des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sei aber nicht mit allem, was Selenskyj mache, persönlich einverstanden.