Von Benjamin Lassiwe

In der Prignitz, der Uckermark und der kreisfreien Stadt Cottbus war 2017 in Brandenburg der Anteil jener Schüler am größten, die die öffentlichen Schulen nicht einmal mit einem Hauptschulabschluss verlassen haben. Das geht aus der diesjährigen „Bildungschancen“-Studie, die der katholische Caritasverband am Montag in Berlin vorstellte.

Die Caritas wertet bereits seit 2012 die Daten der statistischen Bundes- und Landesämter entsprechend aus. Demnach haben im Land Brandenburg insgesamt rund 7,88 Prozent der Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen. In der Uckermark waren es 12,08 Prozent, in der Prignitz 11,71 Prozent, in Ostprignitz-Ruppin 10,67 Prozent und in Cottbus 10,68 Prozent. In Potsdam waren es dagegen nur fünf Prozent und in der kreisfreien Stadt Brandenburg (Havel) 7,67 Prozent.

Im Bundesdurchschnitt lag die Zahl der Schulabgänger ohne Schulabschluss bei 6,9 Prozent. „Die weiter hohe Zahl junger Menschen, die ohne Abschluss ihre Schullaufbahn beenden, macht uns große Sorgen“, sagte das Caritas-Vorstandsmitglied für Sozialpolitik, Eva Welskop-Deffaa. „Viele von ihnen begegnen uns in den nächsten Jahren wieder – beispielsweise in der allgemeinen Sozialberatung, in der Schwangerenberatung oder aber in der Schuldnerberatung.“

Für die in den letzten Jahren gestiegenen Zahlen sei vor allem die Zuwanderung eine Erklärung: Für viele Jugendliche mit Migrationshintergrund sei es eine große Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine neue Sprache zu lernen und dann noch einen Schulabschluss zu machen.

„Man sieht daran, dass die Landesregierung mehr Anstrengungen unternehmen muss, auch in den ländlichen Regionen gute Bildungsqualität sicher zu stellen“, kommentierte der Brandenburger CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann das Ergebnis der Studie. „Hohe Seiteneinsteigerquoten und jede Menge Unterrichtsausfall helfen eben nicht dabei, unsere Kinder zu einem guten Schulabschluss zu führen.“

Ein Sprecher des Brandenburger Bildungsministeriums bestätigte auf Nachfrage die hohen Anteile von Schülerinnen und Schülern ohne Schulabschluss in den Kreisen Prignitz und Uckermark sowie in Cottbus. Ursachen seien „insbesondere die hohen Werte von im Kreis befindlichen Förderschulen, teilweise in freier Trägerschaft, mit überregionalem Einzugsbereich“.

So setzten sich die Werte für die Prignitz aus 4,4 Prozent Schülern, die an allgemeinen Schulen den Abschluss nicht schaffen, und 6,9 Prozent an Förderschulen zusammen. Der Wert für die Uckermark betrage 4,1 Prozent an allgemeine Schulen und 6,9 Prozent an Förderschulen. Das Ministerium hatte im April 2019 eine eigene Statistik veröffentlicht, wonach zum Ende des Schuljahres 2017/2018 rund 1628 Schülerinnen und Schüler die öffentlichen Schulen des Landes ohne anerkannten Abschluss verlassen hätten. Dies entspreche einer Quote von rund sieben Prozent.